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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0018
Kuhn-Rehfus

B. JUDEN IN HOHENZOLLERN

HISTORISCHER ÜBERBLICK

In der Zeit, in der die Juden aus den Reichsstädten und verschiedenen Territorien
ausgewiesen wurden, tauchten einzelne jüdische Bewohner und bald auch
ganze Judengemeinden erstmals oder doch vermehrt und vor allem kontinuierlich
in Hohenzollern auf. Es darf deshalb angenommen werden, daß das Anwachsen
der hiesigen jüdischen Bevölkerung mit den Vertreibungen aus den Reichsstädten
und den benachbarten Staaten, vor allem wohl Württemberg, das 1498 die Ausschließung
der Juden aus dem Land bestimmte, im Zusammenhang steht. Die
hohenzollerischen Grafschaften bzw. Herrschaften scheinen, ähnlich wie andere
kleine Territorien und Herrschaften, Auffangbecken für ausgewiesene Juden geworden
zu sein.

Im einzelnen lassen sich Juden in der Grafschaft bzw. dem späteren Fürstentum
Hohenzollern-Hechingen, in der Herrschaft Haigerloch und in der Herrschaft
Glatt nachweisen.

Die Grafschaft Hohenzollern-Hechingen war allodialer Besitz der Grafen von
Zollern, die 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben wurden. Sie residierten in der
Stadt Hechingen.

Die ersten Juden in der Grafschaft sind zu Beginn des 16. Jahrhunderts belegt.
Sie lebten nicht nur in der Residenzstadt, sondern mindestens zeitweise auch auf
den Dörfern, so 1551 in Burladingen. Möglicherweise kam es gegen Ende des
16. Jahrhunderts zu einer Abwanderung wegen der judenfeindlichen Haltung
Graf Eitelfriedrichs III., der 1592 seinen Untertanen jeden geschäftlichen Verkehr
mit den Juden verbot. Sollte eine Auswanderung tatsächlich stattgefunden
haben, so war sie nur vorübergehend, denn 1643 lebten bereits wieder Juden im
Fürstentum. Judenausweisungen fanden nicht statt.

Aus der Stadt Hechingen kommt die Hoffaktorenfamilie Kaulla, die von dem
1747 aus Buchau zugezogenen Raphael Isaak ben Benjamin abstammt. Begründerin
der führenden Stellung der Familie als Hofbankiers und Hoflieferanten in
Hechingen und Stuttgart war Chaile (1739-1809), Madame Kaulla, die der Familie
auch den Namen gab, gemeinsam mit ihrem Bruder und Schwiegersohn.

Im 19. Jahrhundert errichteten Juden die ersten Industriebetriebe, Textil-
fabriken, in der Stadt Hechingen.

1858:469 Juden
1895:233 Juden
1925:111 Juden
1933: 101 Juden.

1941/42 wurden 28 Hechinger Juden deportiert5.

Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Hechingen:

1701: 6 jüdische Familien
1737: 30 Familien
um 1775: 37 Familien
1842: 809 Juden

Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. Denkmale,
Geschichte, Schicksale (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-
Württemberg, Band 18) 1966, S. 90-94.

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