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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0093
Hohenzollern-hechingischer Landesvergleich

bruch, der sie sichtlich Sympathien kostete. Schlimmer noch: Er führte unmittelbar
zur Konfrontation zwischen dem Fürsten und seiner Regierung einerseits und
den Untertanen andererseits.

Bedenklich waren die neuaufflammenden Auseinandersetzungen im Fürstentum
Hechingen aus zwei Gründen. Einmal hatte es schon einen Namen als Schauplatz
der längsten und hartnäckigsten Untertanenkonflikte im Alten Reich. Dann
aber war eine relativ starke Rezeption der Französischen Revolution hier erkennbar
. Dies wiederum hing damit zusammen, daß vor allem die Gemeinden des
Killertales das Hausierergewerbe pflegten und beträchtlich ausgebaut hatten.
Verbindungen gingen bis nach Frankreich, wo man sich offenkundig auch Stützpunkte
geschaffen hatte mittels familiärer Beziehungen - der immer noch sichersten
Geschäftsverbindung. Unter diesen Umständen war es nur natürlich, daß die
Kunde von den französischen Ereignissen frühzeitig nach Hohenzollern-Hechin-
gen gelangte und dort eifrig diskutiert wurde. Es waren natürlich nicht komplizierte
Erörterungen diffiziler Verfassungsentwicklungen, sondern die Hechinger
Untertanen interessierten sich für die Vorgänge bei der Agrarrevolte gegen die
Feudalherren und sahen darin die eigenen Sorgen und Probleme gespiegelt. Vor
allem wurde ihre Bereitschaft zur Opposition gesteigert. Schon am 29. Oktober
1789 zeigte der Bisinger Vogt die Äußerungen an, die der Thanheimer Maurer
Buckenmayer auf dem Weg zum Ebinger Markt gemacht hatte, als der Vogt die
Rede auf die französische Revolution brachte: „Wenn mehrere alsdann mit ihm
hielten, müsten alle Köpf bis auf einen herunter" 38. Mit dem einen meinte er
wohl den Fürsten, denn am 5. November wurde aus Michael Diebolts Bierhaus in
Starzein denunziert: „Der Fürst seye schon ein braver guter Herr, aber von den
Beamten sey keiner nichts, man sollte es machen wie in Frankreich und vom ersten
anfangen bis auf den letzten" **.

Sicher war es noch ein weiter Weg von diesen Äußerungen bis zu handfesten
Taten, sicher begann es erst im Sommer 1791, vor allem in Grosselfingen, ernstlich
zu gären, aber die große Revolution in Frankreich gab doch zu den folgenden
Hechinger Ereignissen eine drohende Begleitmusik. Seit dem Sommer 1791 waren
Gemeindeversammlungen - jenes alte Forum bäuerlichen Widerstands - aufgekommen
, die der Formulierung von Beschwerden an den Fürsten dienten. Die
Wildschäden erwiesen sich dabei als Stimulans, in Frankreich und - nicht ohne
dieses Vorbild - in Württemberg hatte es deshalb bereits heftige Diskussionen
gegeben40. Die Regierung glaubte, der Bewegung durch scheinbares Entgegenkommen
die Spitze abbrechen zu können und forderte die Gemeinden auf, ihre
Beschwerden einzureichen41. Als sie dies getan hatten, zeigte es sich, daß der
Schritt des Kanzlers und der Räte nicht viel mehr war als ein wenig durchdachter
Beschwichtigungsversuch. Die Gravamina der Untertanen wurden zumeist als
erledigt bezeichnet und zurückgewiesen - die Zusammenkünfte der Bauern aber

»8 Bericht des Bisinger Vogts, 1789 X 29. StAS, Ho 1-46, C II 2 b, 141.
s* Aussage des Beiknechts Köhle, 1789 XI 5 Hechingen. Ebenda.

40 Zum Problem der Wildschäden generell: Eckardt: Herrschaftliche Jagd.

41 Die Gemeinden trugen ihre Beschwerden zwischen dem 19. Oktober und dem 24. Oktober
vor. Anfang Dezember wurden weitere Gravamina nachgereicht. StAS, Ho 1—46,
C II 2 b, 142.

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