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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0172
Wiest

Nach Pfingsten [1795] ließ ich den Altar zu Kappel an die Wand hinrücken,
zuvor stund er nur etwa 2 Schuh davon weg, war also zu weit und zu nah an der
Wand, auch ließ ich ein lästiges hölzernes Gitter, welches den Chor schloß, hin-
austhun, herentgegen noch 4 Stühlein, einen Kirchenkasten und einen Beichtstuhl
hinein. (I, 6.) - Vor den Fasten [1796] wurden zu Kappel die Stationsbilder aufgerichtet
. Sie kosteten etwa 28 fl, jemand stiftete 15 fl dazu und die Leinwand,
worauf sie gemalt sind. Bis dato sind sie noch nicht investiert. Ich führte darauf
dahier und zu Kappel an Sonn- und Feyertagen in der Fasten die sehr verdienstliche
Station-Andacht ein, welche sonst des Jahres nur einmal, nämlich an Allerheiligen
-Nachmittag nach der Predigt verrichtet wurde. (I,12.) - In Kappel befindet
sich eine für dasige Einwohner von 93 Seelen hinlänglich geräumige Kirche,
so in dem Garten des oberen Bauren stehet, welche ein altes, schön geschnitztes
Altarbild hat, Jesum coronam omnium Sanctorum darstellend, und beyde zeugen
von einem höheren Alter. (II, 19.) - Das schöne, in erhabenen Figuren geschnitzte
Altarblatt ist ein wahres altes Kunststück, es muß noch von der alten abgegangenen
Pfarrkirche herkommen, die daselbst schon anno 1387 gestanden, und das
Bild gewiß wirklich schon über 433 Jahre alt. Denn würde bey dem Erbauen der
jetzigen Pfarrkirche 1710 ein neues Altarblatt gemacht worden seyn, so würden
dessen Kästen in dem angeführten Verzeichnis stehen, es schweigt aber ganz davon
. Das Verzeichnis redet noch von einem gemachten Gitter in die Kirche zu
Kappel, so 20 fl kostete. Dies Gitter von Holz bestand noch 1795 vor dem Altar,
man konnte auch um den Altar herum gehen, allein mein Herr Vorfahrer Pfarrer
Hahn ließ den Altar einige Jahre nachher weiter an die Mauer hin und unter das
dasige Altarblatt rücken und stellen und das Gitter ganz hinwegthun. Auch die
beyden Bilder des dasigen Kirchenpatrons S. Martin und Nebenpatron S. Marci
neben dem Altarblatte sind schöne ehrwürdige Alterthümer, noch sehr schön erhalten
. (II, 80.)

In Kappel versieht der obere Bauer, in dessen Garten die dasige Kirche stehet,
den Meßmer Dienst, wenn der Herr Pfarrer daselbst die heilige Messe liest und
seinen Meßmer nicht bey sich hat, und bethet nach dem Rosenkranz an Sonn-
tägen- und Festen-Nachmittag oder auch in der Fasten die Litaney und Stationen,
oder läßt dies durch den Lehrer verrichten. Der Bauer besorgt auch das gewöhnliche
Früh-, Mittag- und Abendläuten und läßt bey Gewittern das Zeichen zum
Gebeth mit der Glocke geben, zündet auch beym Rosenkranz oder Stationen
bethen eine Kerze (nicht zwey) an, für welches ihm jährlich ein jeder Hausvater
daselbst ein bestimmtes, schon länger ausgeworfenes Quantum an Roggen abzureichen
hat. Dieser Bauer als Meßmer hat auch die Kirchenparamenten samt dem
kleinen silbernen Kelche in seiner Bewahrung, die besten nimmt er zu sich in sein
Haus, er faßt die benötigten Kerzen und Hostien dahier von dem Kirchenvorrathe
ab. Dem Buben, der in der Früh zum Gebethläuten von dem Bauern aufgestellt ist,
wird jährlich von S. Martini Opfer, so allda bey dem feyerlichen Gottesdienste
fällt, ein Fünfzehner, i.e. 15 kr, sogleich abgegeben. — Die dasige Kirche wird
unter den Werktagen geschlossen, bleibt nur an Sonn- und Festtagen nach der
nachmittägigen Andacht offen. Den Wein zum Messelesen nimmt der Herr Pfarrer
in einem Fläschchen am sichersten von Haus aus mit sich dahin, obgleich ein
jeweiliger Wirth daselbst auch Wein zu schenken pflegt. Soll der Kranke mit den
hl. Sterbesakramenten versehen werden, so wird der Herr Pfarrer dahier mit

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