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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0185
Walbertsweiler Pfarrbücher

15. KRIEGSEREIGNISSE, EINQUARTIERUNGEN UND BELASTUNGEN

Da sich die Eintragungen in den Pfarrbüchern über die Jahrhundertwende und
auf die ersten Jahrzehnte des neunzehnten Jahrhunderts erstrecken, ist es verständlich
, daß darin auch die damaligen Wirren und kriegerischen Auswirkungen ihren
Niederschlag finden, wie: In der Nacht von 23 auf den 24 Juni [1796] brachen
die Franzosen bei Kehl über den Rhein und hausten sehr übel. Mit bangem
Schröcken fürchteten wir, diese unwerthen Gäste zu bekommen. Am 1 August
kamen auch wirklich gegen 6 000 Mann auf Stockach, eben soviele von Tuttlingen
auf Mößkirch. Diese letzteren betrugen sich so ziemlich resonabel. ... Eine Abteilung
von Pagage Wägen und etlich 100 Mann zog von Pf Ullendorf über Wald
auf Mößkirch, unterwegs plünderten sie, so gut sie konnten. Die ersten und mehr-
sten kamen bey uns durch, den 5 ten Oktober. Etwa 12 solche Räuber kamen in
Pfarrhof, raubten mir ohngefähr 20 fl in Geld und 40 fl in Geldwerth, meiner
Schwester und der Magd auch circa 10 fl Geldeswerth. Sie raubten auch in mehreren
Häusern, erwischten aber nicht viel, weil das meiste in den Wald zwischen
hier und Sauldorf geflüchtet war. Sie stahlen noch etwa 10 Schweine. Uher Nacht
hatten wir wieder 30 Mann und soviel Pferde, die wieder niemand beleidigten.
Aber am 6 ten Oktober 1796 kamen die wildesten, raubten nicht mehr viel, weil
sie nichts erwischten; einer zielte auf mich mit dem Gewähr, ich bath um Pardon,
und er ging mit Fluchen fort. Andere thaten 5 Schüsse gegen 5 Personen, schössen
einem Weibsbild, Caecilia Meindel geb. Schweikart, durch den Schurz, trafen
aber sonst nicht. Auf die Nacht kam die Arrigade auf Klosterwald, etwa 1000
Mann, sie machten einen sehr großen Lärm, alles floh in den Wald bis 12 Mann
und ledige Burschen. Ich war schon entschlossen, bey diesen hier im Dorf zu
bleiben. Die Männer ließen nicht nach, bis ich mir ein paar von ihnen in den Wald
zu andern meiner Pfarrkinder ging; als ich draußen war, mochte ich nicht mehr
heim und blieb in der Nacht bei ihnen. [Zusatz von anderer Hand: Traditio:
Pfarrer Hahn kleidete sich in Baurenkleider mit weißen Strümpfen, Dreispitzhut
und Zwilchschäken und kam so ins Bernhölzle ins Lager der Walbertsweiler]. In
dieser nämlichen Nacht war Engelswies angezündet von den Franzosen, es verbrannten
etliche 20 Häuser, auch der Pfarrhof, in welchem sie einen toten Franzose
gefunden, den des Herrn Pfarrers Bruder, ein östereichischer Werber, ohne
des Pfarrers Wissen und Willen totgeschlagen und in der Eile nur im Keller verborgen
hatte. Den guten Herrn Pfarrer und Meßner nahmen sie gefangen mit,
tradierten selbe sehr übel und brachtens bis Mühlheim, wo sie auf unausgesetztes
Bitten der gnädigen Herrschaft daselbst losgelassen und losgekauft wurden. Da
ihnen in Engelswies nicht gelang, die Kirche in Brand zu setzen, zerstümmelten
sie die Bilder der Heiligen, zerbrachen den Tabernakel, die Sakristey, den Opferstock
, raubten die heiligen Gefäße und silbernen Votivtafeln, zerschlugen den
Taufstein und die Orgel und schändeten sogar im Thurm, um und in der Kirche
die Weibsleute. Den Tag zuvor war Worndorf und Bärenthal von ihnen ange-
zunden. - Bey diesen Kriegszeiten hatten wir schon viele Durchzüge und Einquartierungen
von Österreichern auf 1 oder 2 Tage. Vom 3 ten Oktober [1796]
an hatten wir gegen 40 Mann und soviel Pferde im Dorf, 7 Wochen lang. Ich
wurde angesucht, ich möchte den Herrn Offizier haben, obschon die Pfarrer nicht
schuldig sind, Quartier zu halten, außer im Notfall; so that ich doch der löblichen
Gemeinde die Gefälligkeit und ward auch theils von dem Herrn Offizier und das

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