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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0192
Wiest

angenehm, zu Ende des März blühte schon der ölsamen, Erdbeeren etc. Alle folgenden
Monate waren schön, kein schädlicher Frost, hingegen viele Donnerwetter,
die hie und da sehr vielen Schaden anrichteten, so wie in manchen Gegenden die
Feldmäuse. Im April schon schwärmten viele Bienen. Den 24 ten Juny an Johanni
hatte zu Überlingen ein gewöhnlicher Bürgertrunk statt, wobei man weißes Brot
von heuer gewachsenem Korn aufsetzte, auch waren an diesem Tage dahier die
Johannesbeeren, (Ribes) in ihrer Zeitigung. Die Winterernte fing dahier den 8 ten
July an, war an guten Früchten, nicht so sehr an Garbenzahl ergiebig. Sommerfrüchten
waren dünner. Den 14 ten August am Tage der Maria Himmelfahrt war
bei mehreren Bürgern hier und auch bei mir und dem Meßmer die ganze Sommerernte
schon eingeheimset. Heu, Obst und Erdäpfel gab es fast überall viel, Klee
und Flachs und öhmd litten bei immer und oft anhaltenden Trockne. Die Weinlese
fing in den Seegegenden den 1 ten September allgemein an, verspricht den
vortrefflichsten Wein. Die Früchten standen immer in einem niedrigen Preise,
das Malter Korn von 6 bis 12 auch 14 fl, Roggen 4 bis 7 fl, Gersten 10 bis 15 fl,
Haber 6 bis 10 fl nach dem großen oder Überlinger Maß. Die Abgaben der Unter-
thanen sind groß, der Handel oft gehemmt, daher kommt die Armuth und großer
Geldmangel fast überall bei den Leuten. Am 20 ten August, am Patroziniumsfeste
S. Bernardi in Klosterwald, hatte man daselbst schon reife Trauben feil. Eicheln
mit vollkommen reifen Kernen konnte man in den Wäldern schon hie und da auflesen
, so wie unter Zwetschenbäumen zeitige genießbare Zwetschen. Am Feste
Maria Geburt hatte ich schon neuen Wein, 22 Eymer in Hagnau gefaßt, im Keller
und zwar nach Befund der jährlich zu machenden Weinrechnung mit einer Aufgabe
von 11 fl über dieselbe angekauft. Übrigens kaufte man keinen Eymer Wein
unter 5 fl. Der Wein fiel an vielen Orten nicht so trefflich aus, wie man sich Hoffnung
machte, indem vor der Weinlese eine nasse Witterung von 12 Tagen sich
einstellte, welche eine Fäulnis an den Trauben verursachte, die sich gar bald schon
in den Zubern zeigte, in welchen schon die Gährung ansetzte. Daher bekamen
jene den besten Wein, die die eben abgeschnittenen Trauben sogleich auspreßten.
Wer Most mit Wein zusammenheurathen ließ, dessen Mischung stand ab wegen zu
vieler Reife des Obstes. (II, 99.)

Einem Vergleich der Hungerjahre 1816/17 mit den besseren nach 1820 dienen
wohl auch die Abbildungen von sechs Weißbroten in offenbar natürlicher Größe
auf der Innenseite des vorderen Umschlagdeckels des II. Pfarrbuches; sie sind in
gelber Farbe angelegt und am Rande schraffiert. (Vgl. Fußnote S. 137.)

Aus der Beschaffenheit der folgenden Jahre folgen noch einige Aufzeichnungen,
die für die damaligen landwirtschaftlichen Verhältnisse bezeichnend sind: 1823:
Ich hatte einen Hopfengarten von 400 Stangen angelegt, zu 2 kr per Stück. Ich
machte im ersten Jahr 80 Pfund grünen Jungfern Hopfen. Der Wein wurde sauer
und hatte wenig Geist, daher kaufte man das See-Fuder-Wein von 24 bis 112 fl,
indem ein großer Unterschied sich vorfand. Heuer gab es viele Büchelen aber
keine Eicheln. Die Gemeinde, in drei Rotten getheilt, ließ Büchein klopfen, wobei
jeder Bürger 8 bis 9 große Viertel erhielt, man mußte aber an das Forstamt 6 Viertel
derselben abgeben. Ich bekam 11 Viertel. Der Früchtepreis ist im Jahre 1823
noch niedriger als 1822. Der Geldmangel ist immer drückender und die Abgaben
groß. (11,109.) - „1824: Im December gelindes Wetter, den 6 ten flogen die
Bienen, den 8 ten und 9 ten [Maria Empfängnis!] ackerte mein Knecht. Hopfen

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