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Wiest

17. VARIA - VERSCHIEDENES

Zu den Hauptvorjallenheiten, welche in den Pfarrbüchern umständlich verfolget
sind gehören außer manchen europäischen Begebenheiten in Herrscherhäusern,
Kriegsläufen, Bischofs- und Papstschicksalen und ähnlichem auch immer wieder
Begebenheiten und Ereignisse aus dem kleinen heimatlichen Raum und der näheren
Umgebung, die auch heute noch Aufmerksamkeit verdienen.

Über gesundheitliche Zustände, Krankheiten und Seuchen bei Menschen und
- ebenso wichtig genommen - bei Tieren heißt es u. a.: ... in Libro Bapt. Dietershofen
inscripta lego: anno 1611 grassabatur pestis! [Im Taufbuch von Dietershofen
lese ich: im Jahre 1611 herrschte die Pest]. (11,41.) - Wie aus der Zeit des
dreißigjährigen Krieges im Nachgang noch verständlich, heißt es an anderer Stelle:
Anno 1633 ist Konstanz von den Schweden belagert worden. In diesem Jahr
haben die Schweden bede Zehenden von Rinkbach und Thalheim ausgedroschen.
Da war in diesem Jahr Hunger, Krieg und Pest. (II, 42.) - Die Erinnerung an die
traurigen dreißig Jahre des siebzehnten Jahrhunderts veranlaßten Pfarrer Ebe zu
einem Vermerk aus seiner Heimatgemeinde Dürmentingen: Pfarrer Michael Vise-
lius fand, als er 16. 1. 1636 aufzog, 16 Pfarrkinder vor, anno 1632 waren es mehr
als 700 Personen, die übrigen sind theils wegen Hungersnoth verloffen in andere
Lande, theils sind durch den Hunger, Soldaten, leidige Sucht und Krankheit um
das Leben gekommen. Und weiter: Bei der Hochzeit am 27. August 1657 des
Christian Jung von Landeck aus Tyrol und Anna Leichtin von Horb am Nekar
seind acht Personen gewesen und darunter sieben Nationes: aus Schwaben, Wirtenberg
, Tyrol, Saxen, Pommern, Schweizer, Böhmer. Ist also eine ansehnliche
Hochzeit gewesen, aber arm und schlecht zugegangen. (11,44.) - Zu End des
Sommers (1795) und im Herbst grassierte dahier die Dissenterie oder rothe Ruhr,
die mehrsten Leute erkrankten daran, aber nicht alle wurden bettliegerig, und nur
5 Personen starben dahier. Im Filial Kappel erkrankten wenige, und niemand
starb daran. (I, 12.) - Gleich nach der Retirade der Franzosen [1797] fing auch
in den umliegenden Gegenden die Viehseuche zu grassieren an, welche schon vorher
in Württemberg, Bayern und Unterfranken ohnzahlbar Hornvieh weggerafft
hatte. Die Seuche hat in umliegenden Orten schon sehr viel Vieh gekostet. Dahier
hat man noch nichts davon gespürt, in Mößkirch ist das Vieh mehrentheils gefallen
. (1,16,21.)

Ueber die Cholera Morbus, Brechruhr, im Jahre 1831: Wir waren bisher gerade
200 Jahre von der Pest und Seuchen frey geblieben! Es folgen ausführliche Ausführungen
über Symptome, Behandlungsweise der Cholera und Präservative gegen
dieselbe. (II, 153.) - Wie Ironie liest sich ein französisches Gedicht, von Pfarrer
Hahn eingefügt, Preservative contre le Cholera, in dem als Gegenmittel u. a. gute
Bouillon und guter Bordeauxwein empfohlen werden, auch Mozartmelodien, fröhlicher
Humor und alle drei Tage in die Oper ... Aber der Arme, hat er Musik
und Bouillon und guten Wein? Der Reiche wird zu finden wissen, was dem
Armen mangelt. Ohne Zweifel ist es eine Ungerechtigkeit. Ein Unglück, das sich
nicht ausgleichen läßt, Fügungen der Natur: Car tout le premier il aura - le
cholera, doch die erste wird sein - die Cholera! (II, 154.)

Über Gebäulichkeiten ist zu lesen: Von 1808 bis 1809 war ein Salpetergraber
hier und in Kappel, er durfte aber im Pfarrhofe und auch dessen Scheuer nicht

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