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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0205
Preußische Starthilfe für Hohenzollern

nützen, aus einer Mischung von möglichen Irrtümern, aber auch von Wahrheiten
besteht.

Ich würde wenig nützen, wollte ich nicht mit der größten Offenheit verfahren
und unumwunden meine Ansichten aussprechen. Mich leitet nichts, als der
Gedanke der allgemeinen Nächstenliebe; ich knüpfe für mich weder Wünsche
noch Hoffnungen daran.

a Berlin im Dezember 1854
Der Königliche Kommerzienrat
Leonor Reichenheim a

Arbeiterverhältnisse im Allgemeinen

Es liegt nicht die Absicht vor, diesen Verhältnissen eine ganz spezielle Untersuchung
zu widmen, nur diejenigen Tatsachen sollen hier Erwähnung finden, die
von der vorliegenden Sache nicht zu trennen sind oder die mit derselben zusammenfallen
.

Dahin gehört zunächst der Standpunkt, den die Arbeiter vermöge der ihnen
innewohnenden Fähigkeit oder Unfähigkeit einnehmen. Die Arbeiter zerfallen in
ausgebildete und in unausgebildete; die letzteren sind die bei Weitem am zahlreichsten
.

Fast nie ist die Tätigkeit des unausgebildeten Arbeiters Gegenstand seiner
Wahl; er muß diejenige übernehmen, die er, nach der sogar naturwidrigen lokalen
Verteilung der Fabriken an seinem Wohnorte, von dem er sich nicht leicht zu
entfernen vermag, gerade findet; seine Arbeit ist durchaus nicht die freiwillige
produktive Tätigkeit, deren Ausübung an sich einen Genuß gewährt; es ist eine
Zwangsarbeit, zu der er durch den Hunger getrieben wird.

Noch trauriger als diese unfreiwillige Tätigkeit ist für den unausgebildeten
Arbeiter, daß er nicht einmal irgend eine Garantie für die Fortdauer eines so
kümmerlichen Daseins besitzt. Durch Nichts wird ihm seine Beschäftigung gesichert
; jede Laune des Unternehmers, jeder Wechsel in der Nachfrage nach den
durch seine Arbeit erzeugten Fabrikaten kann ihm seine Beschäftigung rauben.
Er selbst ist außer Stande, dem entgegenzuwirken. Was vermag er gegen Wechselfälle
der Industrie, die ihn heute verlangt, morgen entbehrlich findet? Wer
leistet ihm Gewähr für die Erhaltung seines Lebens und das Leben der Seinigen,
wenn die Nachfrage nach seiner Arbeit aufgehört hat?

Nicht auf die Vermögenszustände, noch auf die Lebensweise, die kümmerliche
Lage oder das Familienleben des unausgebildeten Arbeiters soll weiter eingegangen
werden; es ist dies ein Bild, das in jedem denkenden fühlenden Menschen klar
ausgemalt ist; es soll nur diese kurze Andeutung überhaupt gegeben sein, um darzutun
, welche Einwirkung diese mangelnde Ausbildung der Arbeiter auf die Produktion
und nächst dem auf den Absatz dieser Produktionen ausübt.

Betrachtet man die einzelnen Zweige der Fabrikation, so wird man wahrnehmen
müssen, daß, während Fabriken in vollster Tätigkeit sind, andere, in ganz
denselben Fabrikationszweigen, mehr oder minder außer Tätigkeit bleiben.

Es mögen allerdings auch andere Gründe dieser Unfähigkeit vorliegen, allein
das Hauptübel beruht einzig darin, daß die in irgendeiner Fabrik beschäftigten

a-a Eigenhändig

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