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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0207
Preußische Starthilfe für Hohenzollern

schäftigung unvollkommen gewährt und eine unterrichtende Anweisung zu der
bis dahin ungekannten Beschäftigung nicht vorhanden, so daß trotz der angestrengtesten
Mühe der Lohn zu der verschwendeten Zeit und Kraft in kein
richtiges Verhältnis gebracht werden kann.

In solchen Fällen, und deren gibt es leider sehr viele, muß eine Untätigkeit
entschieden eintreten, und die Folgen sind unschwer zu bezeichnen.

Trunksucht, Ausschweifungen treten ein, alle Laster der menschlichen Gesellschaft
werden ausgeübt, es ist nicht mehr die Rede von der Erfüllung der heiligsten
Pflichten, nicht mehr wird an Gott, an Religion gedacht. Es ist leicht erklärlich
, daß ein Mensch, der keine Macht hat, sein elendes Schicksal zu ändern, es
wenigstens zeitweise, das heißt für die Dauer eines Rausches zu vergessen sucht.
Der sittenlose Zustand rührt nicht von der Verdorbenheit des Charakters her,
sondern von der fast unwiderstehlichen Natur der Versuchungen, denen die
Armen ausgesetzt sind. Der Fortschritt des Lasters in solchen Umständen ist fast
so gewiß und oft eben so rasch, als der einer ansteckenden Krankheit. - Die allgemeine
Unfähigkeit der Arbeiter ist die natürliche Ursache des grenzenlosen
Elends derselben. Was bleibt ihm übrig, wenn er nichts verdienen kann? Kann er
sich nicht durch Almosen ernähren, und dies ist bekannt genug, daß bei der
großen Überbevölkerung dies unmöglich ist, so bleibt ihm die Wahl zwischen dem
Diebstahl und dem Hungertode, und wer durch Unfähigkeit so tief gesunken ist,
dem wird die Wahl leicht.

Bei dem Neid, bei der Mißgunst gegen die beglückteren Stände, bei dem Haß
gegen jedes Eigentum, was kann nach Allem die politische Stimmung sein?

Die Erfahrungen der letzten Jahre geben Zeugnis hiervon. Personen, die
nichts zu verlieren, aber bei jeder Störung der öffentlichen Ordnung Alles zu
gewinnen haben, tragen den Keim der Revolution und Empörung in sich. Bei
dieser eigentümlichen Lage muß man unwillkürlich zu der Frage kommen: Liegt
es nicht im wohlverstandenen Interesse der Arbeitgeber, der Unkenntnis der
Arbeiter entgegenzuwirken?

Allerdings hängt die wesentliche Prosperität des Arbeitgebers davon ab, geschickte
Hände aus ungeschickten heranzubilden, die Untätigkeit zur Tätigkeit zu
führen, die Moralität der Arbeiter zu heben und das Göttliche in ihnen zur
Anerkennung zu bringen. Die wenigsten der Arbeitgeber haben erkannt, oder
wollen erkennen, daß ihre Interessen nur dann gewahrt sind, wenn sie diese mit
dem Interesse der Arbeiter verknüpfen. Der Meisten Denken und Streben geht
nur darauf hinaus, unter den einmal gegebenen Umständen am Meisten zu gewinnen
, und sie sind nur allzu geneigt, die günstigen Erfolge ihres Geschäfts,
ohne Rücksicht auf die Einwirkung der Arbeiter, als alleinige Frucht ihres
Fleißes zu betrachten. - Sie sind auch mit dem augenblicklichen Vorteil allzu
beschäftigt, um zu einer ersten Erwägung ihrer wahren, das heißt dauernden
Interessen zu gelangen.

Die meisten Menschen aber benutzen nur allzuhäufig den Arbeiter als Werkzeug
. Der Neid und die Mißgunst, es könnte einer oder der andere von ihnen
ausgebildete Arbeiter bei irgend einem Konkurrenten später Beschäftigung finden
, lassen zum größten Teil das eigene Interesse gefährden; ja, man verfährt
bei der Beschäftigung der Arbeiter aus dieser Rücksicht mit einer gewissen

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