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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0220
Ziegler

bevölkemng sein; allein in der Regel mißbraucht er seine Stellung, und mitunter
auf die empörendste Weise. Wird die Arbeit gesucht, und er befindet sich außer
Stande, den Arbeitslohn herabzudrücken, so bietet sich ihm bei der Ablieferung
der Waren Gelegenheit genug, Abzüge zu machen, die in seinen Seckel fallen, da
die geringsten Fehler, die bei der sorgfältigsten Bearbeitung nie zu vermeiden
sind, von ihm und nur in seinem Interesse ausgebeutet werden.

Ist die Arbeit weniger gesucht, oder die Fabrikation ist durch Stockung des
Absatzes auf ein Minimum gesunken, dann tritt die Stellung eines Kommissionärs
in das vollste Licht, die wenigen Beschäftigten müssen gewähren, was die Vielbeschäftigung
in der besten Zeit gebracht hat; nur die Arbeiter werden beschäftigt,
die dem größten Elend preisgegeben sind; nicht etwa aus Humanität, sondern um
die Arbeit am billigsten zu haben; dann werden Abzüge gemacht bei der Ablieferung
, die fast den ganzen Verdienst absorbieren, so daß Fälle vorliegen, wo für
einen Gulden abgemachten Lohnes 15 Kreuzer, ja mehrere Fälle, wo gar kein
Lohn bezahlt wurde.

Wenn man bedenkt, daß durch solche Vorkommnisse der Verdienst eines
Kommissionärs in mehreren Fällen bis zu 8000 Gulden jährlich stieg, so darf man
überzeugt sein, daß die Provision allein diese Höhe des Verdienstes nicht erreichen
ließ, daß vielmehr die unmenschliche Habgier eine große Lese gehalten.

Zunächst fehlt es dieser Fabrikation an einem ordentlichen Unterricht, damit
alle Arten der Stickerei eingeführt werden können, die eine vollständige Stok-
kung in der Beschäftigung nicht von einzelnen Eventualitäten abhängig machen.

Nächstdem vermeide man bei den Zwischenpersonen die Kommissionäre und
dies ist um so leichter zu bezwecken, als man die Lehrerinnen gleichzeitig für
diese nötige Zwischenpersonen benutzen kann.

Der Arbeitgeber wird einen Teil der Provision sparen und viel bessere Fabrikate
empfangen und der Lehrerin wird durch bestimmte kleine Lohnabzüge ein
Auskommen gewährt, das eine sehr gute Mitgift zur Verheiratung bietet.

Selbst die Lehrerin muß nie anders, als auf vierteljährige Kündigung angestellt
werden, damit der Reiz eines größeren Verdienstes durch größere Lohnabzüge
als bestimmt, unterdrückt werde und durch die mögliche Entlassung nicht Platz
greifen kann.

In Gammertingen ist die Tuchfabrikation vertreten. So weit ein Urteil hierüber
möglich, so liegt in mehreren Fabrikations-Prozessen viel Mangelhaftes vor.
Die Weberei wird noch ohne Regulatoren betrieben, so daß eine richtige Schußeinteilung
unmöglich ist, und wenn auch für Anlegung einer neuen Walke und
Scheermaschine gesorgt ist, so bleiben die Appretur-Anstalten, die wesentlich auf
die Ausbildung und das Ansehen der Fabrikate von großem Einfluß sind, der
entschiedenen Verbesserung bedürftig. Es ist nicht immer ratsam, den Fabrikanten
alles dies zu gewähren, sondern es ist mitunter sehr wichtig, sie auf ihre
eigene Kraft und ihr eigenes Kapital hinzuweisen, sie nur mit Andeutungen zu
versehen, wie und mit welchen Mitteln eine Verbesserung herbeigeführt wird,
und sie mit der Nutzanwendung der einzelnen Mittel bekannt zu machen.

Die leichte Gewährung führt mitunter eine Erschlaffung herbei und anstatt
die eigene Kraft zu benutzen, wird man sich auf Unterstützungen verlassen, in
dem Glauben, sie müssen fort und fort gewährt werden.

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