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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0252
Neues Schrifttum

chen zu Hause, weiß dazu naturgemäß aus erster Hand zu berichten. Wesentlich Neues
taucht dabei allerdings nicht auf. So bleiben einmal der Eindruck des unmittelbaren Berichts
und dann der vom Verfasser selbst gewährte Einblick in den geistigen Habitus, das
politische Wollen und den Standort eines süddeutschen Liberalen. Hervorzuheben Hölders
Distanz zum norddeutschen, zentralistisch eingestellten Nationalliberalismus, das ambivalente
Verhältnis zum antiliberalen und doch unersetzlichen Bismarck, sein fast freundschaftliches
Verhältnis zum gemäßigt konservativen Mittnacht, der Holder schließlich in
sein Kabinett aufnahm, dann die dürftigen Anmerkungen zum Thema Außenpolitik in
nach außen immerhin bewegten Jahren, ein Zeichen dafür, wie sehr das Bürgertum die
Außenpolitik der Regierung überließ, und schließlich der weite und doch auf ein liberalprotestantisches
Honoratiorentum beschränkte Freundeskreis, der sich betont gegen Demokraten
, Ultramontane und Sozialisten abgrenzte, während die Grenzen nach rechts
„flüssig" blieben. Dies wieder Hinweis darauf, wie weit der Liberalismus nach rechts gerückt
war. Diese Bewegung von links nach rechts hat Langewiesche dann noch zusätzlich
anhand eines Anhangs mit Dokumenten aus Hölders politischem Wirken vom Vormärz
bis 1880 beleuchtet. Das Tagebuch resp. Hölders Eintritt in ein konservatives Kabinett
dann der Endpunkt der Entwicklung.

Ein Name unter Hölders vielen Bekannten taucht in dem Tagebuch nicht mehr auf,
obwohl sein Träger über Jahrzehnte hinweg ein Kampfgefährte Hölders gewesen war -
Ludwig Pfau. Verständlich, denn während Holder „mit der Zeit ging", ist Pfau, der
Demokrat, sich treu geblieben, nach 1870 gar zu einem bissigen Kritiker des von Preußen
dominierten Reiches, des Militarismus, des ideenlosen Realismus, der Untertanengesinnung
und der allzu anpassungsfähigen Liberalen geworden. Zweimal ging Pfau dafür ins Gefängnis
. Nun hat ihm Erich Weinstock in Form eines Essays eine höchst subtile und mit
Sympathie geschriebene Würdigung zuteil werden lassen. Leicht war die Aufgabe nicht,
denn Pfau war ein vielseitiger, origineller und leicht bohemienhafter Mann. Er war Dichter
, Obersetzer, Kunstkritiker, Philosoph, Publizist, Politiker, vor allem aber Demokrat
und nicht zuletzt noch über 1870 hinaus ein Franzosenfreund. Weinstocks Verdienst, daß
er einen der profiliertesten Vertreter der schwäbischen Demokratie wieder in Erinnerung
brachte, zugleich ein Wink, daß wenigstens der Politiker und Demokrat eine Dissertation
verdient hätte.

Mainz Hugo Lacher

Vorträge zur Landtagsausstellung „25 Jahre Baden-Württemberg". Rückblick auf die Entstehung
des Bundeslandes, hrsg. vom Landtag von Baden-Württemberg, Stuttgart 1978,
96 S.

Die als broschiertes Heft mit einem Geleitwort und einem Vortrag von Professor Erich
Ganzenmüller veröffentlichte Publikation enthält die Reden, die bei der Eröffnung der im
Titel genannten Ausstellung an verschiedenen Orten gehalten worden sind. Als Referenten
sind neben dem Landtagspräsidenten vertreten: Verfassungsgerichtspräsident a.D. Profes^
sor Dr. Gebhard Müller, der Bundestagsvizepräsident a. D. Professor Dr. Carlo Schmid,
die Landtagsabgerodneten Hans Albrecht, Dr. Lothar Gaa, Walter Krause, Dr. Wilfried
Steuer, Herbert Holzhauer, der ehemalige Landtagspräsident Dr. Franz Gurk, Minister
Eduard Adorno, Regierungspräsident Dr. Hermann Person aus Freiburg, die Oberbürgermeister
Ulrich Pfeifle von Aalen, Dr. Eugen Keidel von Freiburg, Professor Dr. Ludwig
Ratzel von Mannheim, Dr. Hans Lorenser von Ulm und Dr. Gerhard Gebauer von
Villingen-Schwenningen, ferner der f. Bürgermeister Konrad Wahl von Schwäbisch
Gmünd.

Der unterschiedlichen Herkunft und Funktion der Redner entspricht die Vielfalt der
angesprochenen Themen. Als roter Faden verbindet alle Beiträge die Feststellung, daß sich

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