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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0021
Hohenzollerischer Geschichtsverein

Lage ein. Auch bei ihm hatte von Anfang an die Rettung der Domänen für das Haus die
entscheidende Rolle gespielt, und ihm bezahlte Preußen für den Verzicht auf die Regalien
die bedeutende Summe von 25000 Talern im Jahr, aber Karl Anton hatte in der
Revolutionszeit auch seine politischen Hoffnungen ganz auf Preußen gesetzt. Er hat es
dann auch meisterhaft verstanden, seinen Herrschaftsverzicht zu überhöhen, ja zu
ideologisieren, indem er in seiner Abschiedsansprache vom April 1850 ausrief31: Soll der
heißeste Wunsch Meines Herzens, soll das Verlangen aller wahren Vaterlandsfreunde
erfüllt werden, soll die Einheit Deutschlands aus dem Reiche der Träume in Wirklichkeit
treten, so darf kein Opfer zu groß sein; Ich lege hiemit das größte, welches Ich bringen
kann, auf dem Altare des Vaterlandes nieder. Als moralische Eroberung, im Sinne des
vom Prinzen Wilhelm acht Jahre später verkündeten und von Karl Anton mitvertretenen
Programms, wollte er später die Erwerbung Hohenzollerns durch Preußen aufgefaßt
wissen. Im Dienst des preußischen Staates konnte Karl Anton auch für sich einen neuen
Wirkungskreis erhoffen32. Er war jedoch nüchtern genug, nicht der zur Mode werdenden
Verklärung der hohenzollerischen Hausgeschichte zu verfallen; die rangmäßige
Gleichstellung seines Hauses mit den nachgeborenen Prinzen des königlichen Hauses
war für ihn nicht Anlaß zur Integration seiner Familie in die königliche, er nützte
vielmehr die enge Beziehung zur aufstrebenden preußischen Macht, um seinem eigenen
Haus europäische Bedeutung zu verschaffen, wobei ihm - als Sohn einer Murat und
Schwiegersohn einer Beauharnais - sein verwandtschaftliches und persönliches Verhältnis
zu Napoleon III. zustatten kam. Sein Wunsch, dem preußischen Staat in hoher
Stellung zu dienen, wurde Karl Anton erfüllt. Als General und Brigadekommandeur in
Schlesien, seit 1852 als Divisionskommandeur in Düsseldorf, erwarb er die Freundschaft
und das Vertrauen des Prinzen Wilhelm von Preußen, der ihn 1858 beim Antritt der
Regentschaft zum Ministerpräsidenten berief. In entschiedener Abwendung von dem
bisherigen reaktionären Kurs, leitete Karl Anton, der als Repräsentant der »Whigs« im
deutschen Hochadel galt, die »Neue Aera« einer gemäßigt liberalen Politik ein, ohne
diese unter den Spannungen des Heereskonflikts durchsetzen zu können. Nachdem er
zuletzt sein Amt wegen Krankheit nur noch nominell bekleidet hatte, folgte ihm im
Herbst 1862 Bismarck, dessen hohe staatsmännische Befähigung Karl Anton schon früh
erkannt und den auch er dem König empfohlen hatte. Unabhängig von seiner glänzenden
Stellung im preußischen Staat und am königlichen Hof leitete Karl Anton den Aufstieg
seines eigenen Hauses zu europäischem Rang durch die Verbindung seiner Kinder mit
regierenden europäischen Dynastien ein. Sein zweiter Sohn Karl, 1866 nicht ohne Zutun
Napoleons zum Fürsten von Rumänien gewählt, wurde der Begründer des dortigen
Königshauses. Durch das Angebot des spanischen Königsthrones an den Erbprinzen
Leopold und die dadurch ausgelöste Kriegskrise trat Karl Anton in den Blickpunkt der
großen Politik33. Als Linear-Haupt des Hauses wollte er sich nicht dem späteren

31 Zitiert bei Saixwürk (wie Anm. 22) S. 26. Der erste Satz dieses Zitats ist auch auf dem 1890
eingeweihten Karl Anton-Denkmal, gegenüber dem Rathaus in Sigmaringen, festgehalten. Für
die Wirkung, die davon ausgehen konnte, sei auf die Episode verwiesen, die dem Verfasser von
Herrn Adolf Guhl berichtet wurde. Von ihm, als einem aus Sigmaringen stammenden
Geschichtsstudenten, wurde von Prof. Karl Alexander von Müller erwartet, daß er den Text auf
dem Karl-Anton-Denkmal wiedergeben kann. So geschehen zu Beginn der 1930er-Jahre an der
Universität München.

32 Vgl. Gönner (wie Anm. 7) S. 183; für das Folgende Zingeler (wie Anm. 23) passim.

33 Erste Auswertung der hohenzollerischen Quellen durch Jochen Dittrich, Bismarck, Frankreich
und die spanische Thronkandidatur der Hohenzollern. Müchen 1962, im Anhang Briefe

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