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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0026
Kallenberg

Abgeordnetenhaus, im Norddeutschen und im Deutschen Reichstag durch Liberale
vertreten war, schickte seit 1876 nur noch Zentrumskandidaten in die Parlamente nach
Berlin55. Seit 1919 wählte Hohenzollern, wegen der Veränderungen in der Wahlkreisein-
teilung im Zusammenhang mit der Einführung der reinen Verhältniswahl, keine eigenen
Landesvertreter mehr. Für die Wahlen zum Preußischen Landtag wurde Hohenzollern
dem Wahlkreis Koblenz, für die Reichstagswahlen dem Wahlkreis Württemberg
zugeteilt56.

Sehr spät und erst im Zuge der umfassenden Neuorganisation der Selbstverwaltung in
Preußen wurden die hohenzollerischen Wünsche auf Einrichtung einer eigenen Selbstverwaltungsorganisation
erfüllt. Parallel zur preußischen Kreis- und Provinzialordnung
erhielt Hohenzollern 1873 durch die Amts- und Landesordnung einen Landeskom-
munalverband sowie in den Oberämtern Amtsverbände zur eigenen Verwaltung
bestimmter staatlicher Aufgaben57. Zur Erfüllung dieser Aufgaben flössen dem Kommunalverband
aus den Einnahmen des Staates beträchtliche Zuschüsse, die sogenannten
Dotationen zu58. Auf diesem Wege ist dem wirtschaftlich schwachen Land vielfältige
Förderung zuteilgeworden. Dieser Umstand, wie überhaupt das Vorhandensein einer
eigenen Körperschaft, die sich, wie der Kommunallandtag, als eine Art Landesrepräsentation
verstehen konnte, erhielt besondere Bedeutung, als der dynastische Zusammenhang
, der die Eingliederung des Landes in den preußischen Staat herbeigeführt hatte,
durch die Beseitigung der Monarchie 1918 gegenstandslos wurde.

Die sogenannte Hohenzollernfrage,die Frage, ob das Land unter den veränderten
Verhältnissen beim preußischen Staat verbleiben solle59, beschäftigte schon im
November 1918 die öffentliche Diskussion. Dabei scheint es nur in einem Fall
preußenfeindliche Demonstrationen gegeben zu haben, als im Verlauf der Gründung
eines Bauernrates, zu der 800 Bauern am 14. November 1918 nach Hechingen
gekommen waren, vor dem Oberamtsgebäude gefordert wurde: Fort mit den Preußen!
Ra mit dem schwaza Vogel!60 Vier Tage später, auf der außerordentlichen Sitzung des
Kommunallandtages am 18. November 1918, wurde ein Antrag einstimmig angenommen
, in dem es hieß 61: Mit dem Aufhören der hohenzollerischen Herrschaft in Preußen ist
das ideale und geistige Band zwischen Hohenzollern, dem Stammland des Königs, und

55 Vgl. H. Kalkoff, Graphische Darstellungen der Parteien in den Parlamenten des Deutschen
Reiches. Bd. 1: Reichstag 1871-1912, Berlin 1912; Bd. 2: Das preußische Abgeordnetenhaus
1866-1918, Berlin 21918; Max Schwarz, MdR. Biographisches Handbuch der Reichstage.
Hannover 1965, bes. S. 206; Rösch (wie Anm. 48) S. 113.

56 Vgl. das im Staatsarchiv Sigmaringen liegende maschinenschriftliche Manuskript des Geheimrats
Karl Sauerland, Die Verwaltung in den Hohenzollerischen Landen in der Nachkriegszeit,
1930, S. 77f.; Josef Griesmeier, Die Reichswahlen im Wahlkreis Württemberg 1919-1930. In:
Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Jg. 1930/31, Stuttgart 1932, S.
77-158, bes. S. 142f. u. 154.

57 Josef Mühlebach, Der Landeskommunalverband der Hohenzollerischen Lande. Geschichtliche
Entwicklung, Rechtsgrundlagen und Aufgabengebiete. (Arbeiten zur Landeskunde Hohen-
zollerns 10) Sigmaringen 1972.

58 Dazu Graf Adelmann (wie Anm. 40) S. 50ff., 58, 83f.

5' Nach den Neugliederungsplänen von Hugo Preuß, dem geistigen Vater der Weimarer Reichsverfassung
, wäre Hohenzollern an Württemberg gefallen. Vgl. Arnold Brecht, Föderalismus,
Regionalismus und die Teilung Preußens. Bonn (1949) S. 156f.

60 D.h.: Herunter mit dem schwarzen Vogel, dem preußischen Adler am Oberamtsgebäude. Zitiert
bei Sauerland (wie Anm. 56) S. 15 f.

61 Zit. ebenda S. 21 f.

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