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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0032
Kallenberg

zollerns als Refugium weist darauf hin, daß das Land vor unmittelbaren Kriegszerstörungen
bewahrt blieb.

Nach der Kapitulation Deutschlands bildete Hohenzollern einen Teil der französischen
Besatzungszone. Die französische Militärregierung ersetzte im Juli 1945 die
Stelle des bisherigen preußischen Regierungspräsidenten durch einen »Präsidenten von
Hohenzollern« und betraute mit diesem neugeschaffenen Amt den ehemaligen Hechinger
Studienrat Clemens Moser, der bis 1933 führendes Mitglied der hohenzollerischen
Zentrumspartei war88. Moser übernahm zugleich auch die Leitung der hohenzollerischen
Kommunalverwaltung. Er scheint sich während der schwierigen Versuche in der
ersten Besatzungsphase, eine gemeinsame Landesverwaltung für das in zwei Zonen
zerrissene Württemberg zu schaffen, entschieden gegen eine Unterstellung Hohenzol-
lerns unter Stuttgart gewehrt zu haben89. Als im Oktober 1945 in Tübingen mit dem
Staatssekretariat für das französisch besetzte Gebiet Württembergs und Hohenzollerns
ein deutsches Exekutivorgan errichtet wurde, erklärte die französische Militärregierung,
daß dadurch die »staatsrechtliche Selbständigkeit« Hohenzollerns nicht angetastet
werde, und sie sorgte dafür, daß Moser Mitglied dieser Landesverwaltung wurde90.
Moser seinerseits knüpfte an seinen Eintritt die Bedingung, daß der hohenzollerische
Landeskommunalverband auch in Zukunft erhalten bleibt91. Er war bis zur Bildung der
ersten parlamentarischen Regierung in Tübingen im Juli 1947 Landesdirektor bzw.
Staatssekretär für Arbeit und zugleich »für die Interessen des Landesteiles Hohenzollern
verantwortlich92. Mit dem förmlichen Übergang der Aufgaben des Präsidenten von
Hohenzollern an das Staatssekretariat von Württemberg-Hohenzollern im März 1946
mußte wieder die Stelle eines Leiters des hohenzollerischen Landeskommunalverbandes
geschaffen werden. Sie erhielt die Bezeichnung »Landeshauptmann« und wurde besetzt
mit Clemens Moser, der dieselbe Funktion schon als Präsident von Hohenzollern
wahrgenommen hatte. Auch ein vierköpfiger Landesausschuß wurde wieder eingesetzt,
allerdings nur mit beratender Funktion93. Clemens Moser, der stellvertretende Landeshauptmann
, der langjährige Sigmaringer Bürgermeister Egon Müller, und nicht zuletzt
Fürst Friedrich von Hohenzollern bildeten den Kern einer Gruppierung, die eine

88 Hier und im folgenden kann ich mich auf mündliche Informationen des damaligen Landeshauptmanns
Clemens Moser vom 16.12. 1949 stützen; vgl. auch Walter Sauter in: 50 Jahre
Staatliches GymasiumHechingen. Hechg. (1963)S. 58f.; Mühlebach (wie Anm. 57) S. 16, 107.

89 Vgl. dazu Eberhard Konstanzer, Die Entstehung des Landes Baden-Württemberg. Stuttg.
1969, S. 21. Welche Rolle Clemens Moser als Präsident von Hohenzollern und Fürst Friedrich
von Hohenzollern bei den von Konstanzer angedeuteten Drohungen der Franzosen »im Süden
eine Nebenregierung eigener Provenienz einzurichten« gespielt haben, läßt sich ohne die
französischen Quellen nicht sagen.

90 Ebenda S. 28. Wie der damalige Staatsrat Prof. Dr. Carlo Schmid berichtet, stieß zu den von
ihm gewonnenen Mitarbeitern »als Landesdirektor für Angelegenheiten Hohenzollerns Clemens
Moser, ... den uns die Franzosen gewissermaßen >oktroyierten<«. Württemberg-Hohenzollern,
Land des Zufalls ... In: Republik im Stauferland. Baden-Württemberg nach 25 Jahren. Hrsgeg.
von Theodor Eschenburg u. Ulrich Frank-Planitz, Stuttg. 1977, S. 46.

91 Dies wurde ihm sowohl von Oberst de Mangoux, dem stellvertretenden Militärgouverneur in
Tübingen, wie von Staatsrat Prof. Dr. Carlo Schmid, der das Staatssekretariat organisierte und als
unbestrittener »primus supra pares« (Eschenburg) leitete, zugesichert (Information wie Anm.
88). Vgl. auch Konstanzer wie Anm. 81) S. 7ff. bes. S. 14.

92 So Carlo Schmid, Erinnerungen. Bern/München/Wien 1979, S. 269.

93 Mühlebach (wie Anm. 57) S. 17, 102 f.

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