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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0092
Kallenberg

III

Bericht Lehners an Karl Anton
über die Gründung des Geschichts- und Altertumsvereins

Originalbericht Nr. 157 von Dr. Lehner an Fürst Karl Anton von Hohenzollern,
Sigmaringen 9.4. 1867, mit Präsentationsvermerk vom 11.4. 1867, Auszug. -Fürstl.
Hofbibliothek Sigmaringen, Registratur, Betr. »Bibliotheken und Sammlungen: Aus der
Korrespondenz des Fürsten Karl Anton, Bd. 1860-1871«.

... Über den projektierten »Geschichts- und Alterthumsverein* kann ich nun einiges
Nähere mittheilen. Mayenfisch und ich folgten der Einladung ins »Fidelishaus*. Ich
spielte natürlich anfangs bloß die Rolle des Eingeladenen und Hörenwollenden. Anwesend
waren: Stadtpfarrer Miller, Geiselhard [!], 2 sonstige junge Geistliche, Schwarzmann
, Schanz, Kreisrichter Schießle, Rektor Stelzer, Professor Lichtschlag, Revisor
Pfeiffer, Buchdrucker Liehner, Dr. Dreher, Mayenfisch und ich, also eine vorzugsweise
borromäische Gesellschaft. Zunächst wußten nun die Herren nicht, wie sie es angreifen
sollten, sie sprachen von »unserem Verein*, von »unserer Wirksamkeit* etc., so daß es
mich nicht sitzen ließ und ich ihnen auseinandersetzen mußte, daß ja gar noch nicht
»unser Verein* existiere, sondern daß es sich blos zunächst um eine Vorbesprechung
handeln könne, ob ein Verein, und was für ein Verein, mit welchen Zwecken und
welchen Mitteln gegründet werden solle und könne. Ich war nun einmal im Zuge,
preßte einen der jungen Geistlichen (Schäfer heißt er, glaub ich) zum Protokollführerund
begann einen nach dem andern abzuhören, was er sich unter einem solchen Verein denke
und welche Aufgaben er ihm stelle. So kamen nun die verschiedensten Ansichten und
Wünsche zu Tage; ich rieth darauf von einer sofortigen Constituirung ab und schlug vor,
eine größere Vorversammlung zusammenzurufen, um unter möglichst Vielen eine
Einheit der Wünsche herbeizuführen. Dies wurde acceptirt, Mayenfisch, Schwarzmann
und ich zum Comite ausgerufen, das die Sache in die Hand zu nehmen hätte, und so war
ich wider Willen mitten drin. Mein Protestieren half nichts und ich ließ mir es endlich, weil
es ja einen ganz provisorischen Charakter trug, gefallen. Vorher schon hatte Stadtpfarrer
Miller es für unpassend erklärt, daß die Versammlung im Fidelishaus abgehalten werde;
»dadurch bekomme das Ganze einen klerikalen Anstrich, und dadurch hätten sich
bestimmt viele abhalten lassen zu erscheinen, und so was müsse sich vor allen Dingen von
allem Tendenziösen fern halten und nur die Zwecke der Wissenschaft frei verfolgen*.
Geiselhard war hierauf fast grob geworden, gab aber mit allen übrigen die Erklärung ab,
es sei nie und nimmer an Klerikales gedacht gewesen, sondern der Speisesaal im
Fidelishaus sei blos darum angeboten worden, weil man kein anderes Lokal im
Augenblick gewußt habe, und doch in kein Wirtshaus habe einladen wollen. Mir war lieb,
daß ein geistlicher Herr das gesagt hatte, so konnte ja, ohne Einrede von der schwarzen
Seite fürchten zu müssen, alles »Geistliche* von vorn herein ignoriert werden. Ich stilisirte
schließlich die Annonce, die die nächste Versammlung auf »neutrales Gebiet* (Worte des
Miller) in den Museumssaal (das heißt: in den Saal des Biermuseums) einlud, schlug
Mayenfisch zum provisorischen Präsidenten des provisorischen Comites vor und die
Gesellschaft ging auseinander. Mayenfisch hatte mich zu seinem Stellvertreter cooptiert.

Die zweite Versammlung wurde von 20 Personen besucht und gab schon mehr das Bild
einer parlamentarischen Körperschaft. Auch hier fiel, da Mayenfisch natürlich nicht im
Stande ist, eine Debatte zu leiten, mir die leitende Rolle zu, trotzdem daß ich mir fest

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