Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0172
Kuhn-Rehfus

Anfang Juli 1824 stand das Gebäude zwar schon, war aber noch nicht bezugsfertig.
Ende August waren endlich - auf energisches Drängen der Fürstin - Keller und
Erdgeschoß vollendet7.

Die Begutachtung des Neubaus und die Bauübernahme übertrug die fürstliche
Rentkammer dem württembergischen Kreisbauinspektor und Architekten Nieffer aus
Balingen. Er traf am 14. Oktober 1824 in Sigmaringen ein und stellte seinen schrifdichen
Bericht am 4. November fertig8. Sein Urteil über den Bauplan und seine Ausführung fiel
mit Einschränkungen positiv aus. Wie alle jungen Architekten sei Bauinspektor Uhl
bestrebt gewesen, das Äußere des Gebäudes möglichst gefällig zu gestalten, und habe
diesem Gesichtspunkt die Gestaltung des Innenraums untergeordnet. Ältere und
erfahrene Architekten dagegen sorgten in erster Linie für die bequeme und sichere
Einrichtung des Hausinneren. Insbesondere kritisierte er am Uhlschen Gebäude die
kleinen Fenster und die Konstruktion des Daches. Alles in allem aber seien ihm keine
wesentlichen Fehler unterlaufen.

Heftig kritisierte er dagegen die Baukostenvoranschläge, die jede Umsicht und
Genauigkeit vermissen ließen. Eine Bauübernahme im üblichen Sinn war daher nicht
möglich. Die Überschreitung des Kostenvoranschlags um eine erkleckliche Summe hing
allerdings primär mit dem Bau eines Souterrains zusammen, das im Entwurf nicht
vorgesehen war, sich bei der Bauausführung aber als notwendig erwiesen hatte.

Über die Qualität der einzelnen Handwerkerarbeiten urteilte er sehr unterschiedlich.
Die Arbeit des Maurers stufte er als nicht schlecht ausgefallen ein. Sie konnte allerdings
nicht mehr genau geprüft werden, weil das Haus bereits außen verblendet und innen
vergipst war. Immerhin standen die Mauern im Senkel und waren die Stock- und
Souterrainmauern ausreichend stark. Nieffer beanstandete u. a., daß sich die Tore wegen
falscher Ausführung der Laibungen nicht ganz öffnen ließen - offenbar beherrschte der
Maurer den Steinschnitt nicht -, daß der ganz in die Erde eingetiefte Keller wegen zu
vieler Öffnungen sich im Winter als zu kalt erweisen würde, die Riegelwände im
Erdgeschoß und ersten Stock statt mit Backsteinen nur mit Kalksteinen ausgemauert
waren und daher die Gefahr der Feuchtigkeit bestand, daß die Kamine ineinandergeleitet
anstatt einzeln hochgeführt worden waren und daß die Dächer zwar hübsch anzusehen
aber eher für einen italienischen Himmel als für das Klima Sigmaringens berechnet
schienen. Obwohl man die Dächer wegen ihrer Mängel bereits abgeändert hatte,
bezweifelte Nieffer, daß das mit Ziegeln gedeckte Dach heftigem Regen und Schnee
standhalten würde. Die beiden kleinen Dächer der Seitenflügel waren als Notbehelf mit
Zink gedeckt. Nieffer merkte dazu an, daß über die Haltbarkeit dieser Art von
Dachdeckung noch nichts bekannt sei, weil Zink erst seit kurzer Zeit zum Decken von
Dächern diene. In Stuttgart jedoch werde es bereits häufig zu diesem Zweck verwendet.
Das Material habe Befürworter und Gegner, denn bei Hitze dehne es sich aus, bei Kälte
ziehe es sich zusammen und reiße leicht. Bedenklicher noch war in den Augen Nieffers
die Befürchtung, das Zink werde oxydieren und dadurch zerstört.

Die Arbeit des Zimmermanns lobte er als fleißig und gut, obwohl die Kontrolle auch
hier wegen der schon angebrachten Verblendungen und des Gipses nur beschränkt
möglich war.

Dagegen waren die Schreinerarbeiten seiner Meinung nach ausnahmslos schlecht,
unfleißig, unsauber und nachlässig ausgefallen. Die Schreiner hatten Holz von schlechte-

7 Ebenda, Neuverz. Akten 16674.

8 Ebenda.

158


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0172