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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0089
Evang. Dorfschulwesen im Kreis Balingen

Diese erste Phase von Dorfschulgründungen verlief, vor allem zu Anfang, eher zäh
und langsam und nicht ohne Rückschläge3, brachte dann aber, vor allem seit Anfang des
17. Jahrhunderts, kontinuierlich Dorfschule um Dorfschule hervor, so daß das Synodus-
protokoll von 1621 ein fast lückenloses Netz von Dorfschulen ausweist: Ungefähr zwei
Drittel aller evangelischen Dörfer des Kreises hatten eine eigene Schule. Nur in sehr
kleinen Dörfern fehlte sie noch.

Dem allen setzte der Dreißigjährige Krieg ein jähes Ende. Etwa ab 1642, als der Kreis
Balingen immer mehr zum Zentrum von Kampfeshandlungen wurde, exisiterte das
Dorfschulwesen nicht mehr. Viele Schulhäuser waren abgebrannt oder zerstört, die
Lehrer gestorben oder geflohen.

Keinen Schulmeister hatt es alda, die Kinder geben nach Balingen in die Schul*. Das
Pfarrhaus ist abgebrannt, wie auch das Schulhaus5, hieß es nach Kriegsende lapidar in
Endingen, einem kleinen Nachbardorf von Balingen. Ähnlich dürfte es in vielen anderen
Gemeinden auch ausgesehen haben6.

1.2. Der Wiederaufbau und Ausbau des evangelischen Dorfschulwesens nach dem
Dreißigjährigen Krieg

Der Wiederaufbau des Dorfschulwesens dauerte ungefähr 10 Jahre. In den Jahren
1648-1651 wurden in vielen Gemeinden neue Schulmeister »eingesetzt«, die Schulhäuser
um etwas repariert7.

1658 scheint der Vorkriegszustand wieder erreicht zu sein. Dazu kamen ab 1658
weitere neue Schulgründungen.

Grundlage dafür lieferte ein herzogliches Rescript vom 10. August 1649, das unter
Androhung von Strafe bestimmte, daß es den Eltern keines wegs frey gestellt werde, daß
sie ihre Kinder in die Schul schicken mögen oder nit oder umb geringer Hausgeschäften
willen daheimb behalten...8, was einer Quasi-Einführung der Schulpflicht gleichkam.

Auch wurde gemahnt, sich der Teutschen Schulen, mit mehrerm Ernst als bishero
beschehen9 anzunehmen. Die Folgen dieser Verordnung waren, daß jetzt selbst kleinste

3 Der erste Versuch zur Etablierung einer Dorfschule in unserem Gebiet nach den Empfehlungen
der Großen Kirchenordnung wurde 1566 in Weilheim unternommen und scheiterte. In den
achtziger Jahren des 16. Jahrhundens wurden drei erneute Versuche gestartet: 1586 in Endingen,
1587 in Tailfingen und 1589 in Erzingen, von denen nur einer erfolgreich verlief, nämlich der in
Tailfingen. Erst das 17. Jahrhundert bringt den Durchbruch mit erfolgreich verlaufenden
Gründungen in Bickelsberg, Winterlingen und Ostdorf, alle 1601, in Onstmettingen 1602 und
Dürrwangen 1603. Die Schwierigkeiten einer Dorfschulgründung sollen am Beispiel Weilheim
dargestellt werden: Die erste Schule in Weilheim wurde 1566 gegründet, war aber 1582,
vermutlich nach dem Tod des Schulmeisters, wieder eingegangen. 1586 wurde der Ruf nach einer
Schule erneut laut. So startete man 1588 einen zweiten Versuch, der ebenso kläglich scheiterte wie
der erste. Erst ein erneuter Versuch 1590 war erfolgreich.

4 LKA, A 1 (Synodusprotokolle), 1653.

5 Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStASt), A 281 (Kirchenvisitationsprotokolle), Bü 50.

6 Von 12 Gemeinden mit eigenem Schulhaus war dieses nach dem Dreißigjährigen Krieg nur in 4
Fällen noch wohl erhalten, in den anderen Fällen entweder stark beschädigt, abgebrannt oder
eingefallen.

7 HStASt, A 281, Bü 50.

8 LKA, A 9 (herzogl. Reskripte), Nr. 1, herzogl. Rescript vom 10. 8. 1649.

9 LKA, A 9, Nr. 1, herzogl. Rescript vom 10. 8. 1649.

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