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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0099
Evang. Dorfschulwesen im Kreis Balingen

Schützen oder ander dergleichen den Schulen hinderliche Dienstlein angehenckt wären,
soll es abgeschafft werden89.

Eine andere direkte Folge der allgemeinen Armut zeigte sich in dem oft sehr hohen
Alter der Dorfschullehrerschaft. In Ermangelung einer gesetzlichen Altersfürsorge
waren einzelne Schulmeister gezwungen, bis ins hohe Alter Schule zu halten, da ihr
allgemein dürftiger Verdienst es kaum erlaubte, für den Lebensabend etwas auf die hohe
Kante zu legen. So sind Lehrer von 65 und mehr Jahren keine Seltenheit, vereinzelt trifft
man in den Quellen sogar Lehrer an, die mit 80 Jahren noch amtierten, z. B. der Tieringer
Schulmeister. Er war 1697 genau 80 Jahre alt, sein Kollege in Truchtelfingen 1676 81
Jahre. >

Daß sich dieses hohe Alter nicht sehr vorteilhaft auf die Schule auswirkte, zeigen
einige Protokollausschnitte. Vom Truchtelfinger Schulmeister hieß es 1672:... tut als ein
alter Mann noch, was in seinem Vermögen ist90. Ähnlich in Zillhausen: ...tut sein bestes,
das alter aber verhindert Ihm viln. Auch vom Täbinger Schulmeister wird 1697
berichtet: Thut, was er könn alters halber92. In Pfeffingen sahen sich die Einwohner 1621
sogar gezwungen, einen adjunctus zu bestellen, wegen hohen alters und blödem
Gesicht91 des Schulmeisters.

11.7. Die soziale Funktion des Lehramts

Obwohl die Besoldung der Dorfschullehrerschaft insgesamt schlecht war, kam dem
Lehramt in manchen Gemeinden trotzdem noch eine besondere Funktion als soziales
Auffangnetz für Personen zu, die durch mißliche Umstände, seien es Unfälle oder die
Wirren der Zeit, in der Gefahr standen, in die Asozialität abzusinken. Vom Tailfinger
Schulmeister hieß es z.B. 1603, daß er aber durch ein büchsen an der Hand verletzt
worden, der das handwerkh nit mehr treiben khan94.

11.8. Die soziale Stellung der Dorfschullehrerschaft

Die Armut der Dorfschullehrerschaft sowie das Fehlen einer geregelten Ausbildung,
aber auch die Funktion des Lehramts als soziales Auffangnetz, prägten das Sozialprestige
der Lehrerschaft und nicht zu ihrem Vorteil: Die Schulmeister waren nicht sehr
angesehen, standen eher am Rande der dörflichen Gemeinschaft.

In manchen Fällen tritt diese Außenseiterposition besonders kraß zu Tage, wenn der
betreffende Lehrer z. B. freiwillig den Dorfnarren mimte, oft in alkoholisiertem
Zustand. Das Bewußtsein seines Außenseitertums kehrte sich in einer grotesken Art und
Weise nach außen. Von einem Schulmeister hieß es 1581: Er zeigt sich auch gegen seinen
schülern dermassen leichtfertig und närrisch, das sie ihn einen narren heissen95. Auch

89 LKA, Synosura Ecclesiastica von 1687, S. 423.

90 LKA, A 1, 1672.
" LKA, A 1, 1672.
92 LKA, A 1, 1697.

95 LKA, A 1, 1621 adjunctus = Gehilfe, Gesicht = Augenlicht.

94 HStASt, A281, Bü 48.

95 LKA, A 1, 1581.

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