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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0100
Wagner

... wart er bezecht, (hat er) ein seltsamen Kopf96 und hat als dan seltsame geberden an
ihm".

Doch war dieses Außenseitertum des Lehrers nicht in allen Dörfern vorhanden. In
manchen Gemeinden gab es die sogenannten Schulmeistersfamilien, indem sich das
Lehramt vom Vater auf den Sohn vererbte. Daraus entstand Kontinuität, und damit stieg
auch das soziale Ansehen.

Mit dem Vererben des Lehramts sind die ersten Anfänge einer Lehrerbildung
verbunden, indem der Sohn als »adjunctus« beim Vater in einer Art Lehre die
Schulmeisterei erlernte, wie dies in Weilheim beschrieben wird:
Hat nur ein Kind, einen erwachsenen Sohn, so ime neben der Haushaltung auch die Schul
hilft zu versehen™. Zwei Jahre nach dieser Eintragung, nachdem der Vater, der alte
Schulmeister, gestorben war, wird... des verstorbenen Schulmeisters hinterlassener söhn,
seines alters 22 jar", dann auch Lehrer in Weilheim. Haben die Flecken Weilheim und
Waldstetten um ihne angehalten, dieweil sie seinem Vatter, dem alten Schulmeister
solches im Todbett versprochen .

III. DIE SCHÜLER DER EVANGELISCHEN DORFSCHULEN

///./. Armut, Kinderarbeit und Schulbesuch

Über die Kinder, die die Schulen des heutigen Kreises Balingen in der frühen Neuzeit
besuchten, erfahren wir aus den Quellen vergleichsweise wenig101.

Als zentraler Faktor von Kindheit muß die Armut angesehen werden. Nach Angaben
von Franz, die auf einer Türkensteuerschatzung des Amtes Rosenfeld aus dem Jahr 1544
beruhen, waren 75 % der Bevölkerung des Amtes Rosenfeld der Dorfarmut zuzurechnen
. Die Mittelschicht bestand aus ca. 20% der Bevölkerung, die Oberschicht aus
5%102. Ein Quellenausschnitt aus Tieringen von 1585 verdeutlicht diesen Sachverhalt
schlaglichtartig. Der Pfarrer von Tieringen verteidigte sich gegen den Vorwurf, er
examinier die Kinder nit ßeissig, mit dem Argument, das er im Winter von wegen der
kelte, die Kinder, so nit wol bekleidet, verschont habe103. Die Familien waren also so arm,
daß sie ihre Kinder nicht mit ausreichender Kleidung für die kalte Jahreszeit versorgen
konnten.

Die Armut hatte aber auch andere Auswirkungen auf das Verhältnis der Kinder zur
Schule. So entschied u. U. die wirtschaftliche Situation darüber, ob ein Kind überhaupt

% LKA, A 1, 1588 II.

97 LKA, A 1, 1589.

98 HStASt, A 281, Bü 48.

99 HStASt, A 281, Bü 49.
,0° HStASt, A 281, Bü 49.

101 Die dürftige Informationsausbeute über die Schüler der Dorfschulen in der für uns relevanten
Zeit, dürfte seinen Grund in der An des Quellenmaterials haben. So dienten eben die
Synodusprotokolle vornehmlich der Überwachung und Kontrolle der Lehrer und Pfarrer.
Informationen über die Schüler fallen da nur eher zufällig, quasi als Abfallprodukt, ab.

'"2 Vgl. Günther Franz, Geschichte des deutschen Bauernstandes vom frühen Mittelalter bis zum
19. Jahrhundert. 1970. (Deutsche Agrargeschichte, Band IX), 223 f.

103 LKA, A 1, 1585 I.

98


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