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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0103
Evang. Dorfschulwesen im Kreis Balingen

Trotzdem kam es immer wieder zu Exzessen:
So 1584 in Ebingen, wo es über den Schulmeister heißt:. ..wann er bezecht, trachte er die
Knaben übelm.

In Balingen 1584 wurden die Kinder vom Lehrer dermassen geschlagen, dass man sie
hat schneiden müssen125. Dieser Mißstand scheint im darauffolgenden Jahr immer noch
bestanden zu haben. Da beklagt sich der Obervogt über den Schulmeister, also hob er
ihm seine Knaben zugericht, under die bänk geworft und mit beulen heimgeschickt126. In
Rosenfeld 1663 beklagen sich die Eltern, daß der Lehrer aus Zorn und Feinschaft den
modum castigandi überschreite127'.

Dabei ist auffällig, daß derartige Exzesse auf die Städte des Kreises Balingen
beschränkt blieben. Möglicherweise verhinderte die in kleineren Dörfern stärkere soziale
Kontrolle des Lehrers solche Auswüchse in den Dorfschulen.

Die Eltern waren in den hier beschriebenen Fällen immer auf der Seite ihrer Kinder.
Man forderte die Versetzung des Lehrers und schickte die Kinder einfach nicht mehr in
die Schule. Im oben erwähnten Baiinger Fall von 1585 hatten sogar ettliche burger ein
schrifft an die Amtleut gestellt... das aupf iren Costen ein Inquisition über den
Schulmeister gehalten werde m. So beklagt sich auch der Rosenfelder Schulmeister über
die Eltern seiner Schüler, die nicht leiden wollen, das man dieselben züchtige129.

Nicht ohne Grund mußten die Eltern in der Großen Kirchenordnung ermahnt
werden, daß sie ihre Kinder selbs auch under der Ruten halten und inen nit zu leiß und
milt seien 13°.

III.3. Der Schulweg

Ein weiterer Faktor, der den Kindern die Schule möglicherweise »verdrossen«
machte, ist der im 16. Jahrhundert oftmals lange Schulweg. Das damals noch recht
lückenhafte Dorfschulwesen des Kreises Balingen hatte zur Folge, daß Eltern, die in
Gemeinden wohnten, in denen es zu dieser Zeit noch keine Schule gab, die aber trotzdem
von einem Schulbesuch ihrer Kinder nicht absehen wollten, gezwungen waren, ihre
Sprößlinge in das nächstgelegene Dorf mit Schule zu schicken. So heißt es vom
Weilheimer Schulmeister, das man ihm auch von andern orten die Knaben in die disciplin
schickt™. Auch in Leidringen waren von 30 Schulkinder acht von Rotenzimmemli2.

Teilweise wurden sogar Schulgründungen, besser gesagt Fragen des Standorts von
Schulen, von solchen Überlegungen geleitet. Auf die Frage des Spezialsuperintendenten
1586, ob eine Schule besser zu Tailfingen oder Truchtelfingen anzurichten wäre, gab der
Synodus die Antwort, das sie zu Thailfingen am bequemsten mag angerichtet werden, in
Bedenkung, das die zween flecken Onstmettingen und Pfeffingen ire Kinder mit guter

124 LKA, A 1, 1584 I.

125 LKA, A 1, 1585 I. schneiden = möglicherweise wurden die Blutergüsse aufgeschnitten.

126 LKA, A 1, 1585 I.

127 LKA, A 1, 1663 modum castigandi = Maß der Züchtigung.

128 LKA, A 1, 1585 I.

129 LKA, A 1, 1663.

130 LKA, GKO, Bl. 134.

131 HStASt, A 281, Bü 47.

132 HStASt, A 281, Bü 47.

101


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