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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0107
Evang. Dorfschulwesen im Kreis Balingen

allen Wirtshäusern gewesen. Daher die Leute das Gespött damit getrieben, und wolle
schier niemand vom Allmosen geben und stiften wegen mehr hören 149.

Wo aber wurde in den Dörfern, in denen es kein Schulhaus gab, Unterricht gehalten?
Sicher behalf man sich wie in Truchtelfingen im J ahr 1663: Weil khein Schulhaus in disem
Flecken, als hat Er (der Lehrer - Chr. W.) in seinem Haus Schul gehalten, so aber zu eng
werdt willenno.

IV.3. Schulorganisation, Unterrichtsinhalte und Methoden

Uber die Organisation von Unterricht, Methoden und Unterrichtsinhalte enthält die
Große Kirchenordnung genaue Bestimmungen151.

Jeder Lehrer sollte seine Schüler in drei Häuflein einteilen. (...) Desgleichen in jedem
Häuflein besondere Rotten machen, damit diejenigen, so einander in jedem Häuflein am
gleichsten, zusammensitzen; dadurch werden die Kinder zum Fleiß angereizt und dem
Schulmeister die Arbeit geringen.

Der Lehrplan des ersten Häufleins sah so aus, daß die Schüler anfangs die Buchstaben
recht kennenlernen (sollen). In dieses Häuflein wurden also nur diejenigen gesetzt, so erst
anfangen zu buchstabieren. Mit der Zeit sollte sich daraus für die Schüler die Ordnung
des Alphabets ergeben, die es auswendig zu kennen galt. Dazu wurde dem Schulmeister,
der ja keinerlei didaktische Vorkenntnisse besaß, die methodische Anregung gegeben,
die Ordnung des Alphabets zuweilen (zu) brechen, und mit Verhebung der andern
etlicher unterschiedlicher Buchstaben wegen das Kind fragen, wie sie heißen. Dergleichen
die Namen der Buchstaben gleichergestalt mit Abfragen üben und sie sich im Alphabet
zeigen lassen.

Wer die Buchstaben bzw. die Ordnung des Alphabets beherrschte, kam in das 2.
Häuflein. Hier wurden die Buchstaben zu Syllaben zusammengeschlagen, weitergehend
die Silben zu Wörtern zusammengesetzt. Dabei sollten die Schulmeister darauf sehen,
daß sie in allewegs... die Syllaben deutlich aussprechen, und im letzten die Wörter,
syllabierend, unterschiedlich und verständlich pronuncieren; auch die letzten Syllaben im
Munde nicht verschlagen^1.

Im dritten Häuflein wurde mit Lesen und, wenn dann das Kind zimlich lesen kann,
mit Schreiben begonnen. Das Lesen sollte mit Hilfe christlicher Büchlein gelernt werden,
darin der Katechismus, Psalmbüchlein, Spruchbüchlein Salomonis, Jesus Sirach, Neues
Testament und dergleichen (steht). Die Schulmeister sollten deshalb keinem Kind
gestatten, einige ärgerliche, schändliche, sektiererische Bücher oder sonst unnütze
Fabelschriften zu ihrem Lernen zu gebrauchen.

Schreiben wurde in der Weise gelernt, daß der Lehrer jedem Schüler die Vorschriften
in ein besonderes Büchlein, das das Kind dazu haben soll, vorzeichnete, welche die
Schüler dann abmalten. Die Schüler sollten sich dabei befleissigen, gute, deutsche
Buchstaben zu machen. Der Lehrer war angehalten, ihre Schriften... mit Fleiß (zu)
examinieren, ... Mängel an der Form der Buchstaben, Zusammensetzung und Anhän-

149 LKA, A 1, 1661 heiligen Vogt = Verwalter des örtlichen Armenkastens.

150 LKA, A 1, 1663.

151 Theo Dietrich und Job-Günter Klink (Hg.), Zur Geschichte der Volksschule, Bd. 1, 2.
Aufl. 1972, S. 19. Hier auch die folgenden Zitate.

152 verschlagen = verschlucken.

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