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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0125
Leon Schmalzbach

Am Sabbatmorgen begann der Gottesdienst mit Psalmen und Hymnen. Mit besonderer
Feierlichkeit folgte das Ausheben der Thora. Schmalzbach trug die Thora in
feierlichem Zug zum Almemor (Lesepult), entkleidete sie ihres Umhangs, legte sie auf
das Lesepult und rollte sie auf. Um den königlichen Charakter der Thora noch zu
betonen und zu vermeiden, daß die zur Lesung Aufgerufenen den Text mit der Hand
berührten, wurde ein besondere Zeiger (Jad) benutzt. Der Lesung des Thoraabschnitts
folgte eine Vorlesung aus den Prophetenbüchern (Haftara). Hierauf wurde die Thora
emporgehoben und wieder zusammengerollt, mit der Mappa umwickelt, mit dem
Mäntelchen umkleidet, mit dem silbernen Jad und dem Schild geschmückt und von
Schmalzbach wieder unter feierlichen Gesängen „eingehoben".

Nach dem Einheben der Thora wurde oft gepredigt. Anschließend an den großen
Gottesdienst des Tages fand ein Lehrvortrag, ein Schiur, statt. Nachmittags war Mincha-
Gottesdienst, der ebenfalls durch einen Schiur eingeleitet wurde. Zum Sabbatausgang
versammelten sich die Jungen, die noch nicht Bar-Mizwa (konfirmiert) waren zum
Hawdala-Machen vor dem Stand des Kantors. Der Reihe nach durften die Jungen die
Hawdala-Kerze halten, bis der Chasan (Vorbeter) sie benötigte.18

Aus einer Aufstellung18* der am 18. November 1938 beschlagnahmten Gegenstände
geht hervor, daß 15 Gebetsrollen, Pergament auf Holzrollen, ein großer goldbestickter
Vorhang und eine Anzahl Vorhänge, bestickt, Tücher teils mit Goldstickerei, Zeigestäbe
, teils Silber, teils versilbert, in der Synagoge vorhanden waren. Außerdem werden
eine Holztafel mit hebräischer Inschrift, Becher, Tafeln etc., teils Silber, teils versilbert
und ein Messingleuchter, massiv, ca. 15 Pfund, aufgeführt.

Leon Schmalzbach fand in der Hechinger Gesellschaft schnell Anschluß. Als eine
Stimme aus dem damaligen Kollegium des Hechinger Gymnasiums, dem Schmalzbach
als Religionslehrer angehörte, äußerte sich August Vezin: ,,Im übrigen war Lehrer
Schmalzbach literarisch und musikalisch fein gebildet und unserem Literatur- und
Theaterkreis eine schätzenswerte Hilfe."19

Bei den Konzerten 1909 und 1910 des „Vereins zur Pflege jüdischer Geschichte und
Literatur" begleitete Leon Schmalzbach die Münchner Koloratursängerin Elsa Berny am
Klavier und spielte zusammen mit Karl Eisenmann Klavierstücke; 1910 steuerte er auch
zwei Violinsoli bei. Ebenso bereicherten 1910 drei Lieder des Komponisten Schmalzbach
(Abend, Tränen, Eros) das Programm.

Bereits 1910 schrieb er die Musikeinlagen zu dem Fastnachtsspiel „Die Einweihung
des Zellerhorn-Hotels" von Eugen Wolf.20 Walter Sauter berichtete, daß er sich „in
seiner ersten Zeit in die Wogen der Hechinger Fastnacht stürzte, bis seine Gemeinde ihm
Zurückhaltung auferlegte."21

Regierungspräsident Graf Brühl richtete am 5. April 1910 an den Minister des Innern
und den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in Berlin
ein Schreiben betr. Die Annahme des /früheren:/ österreichischen Staatsangehörigen

18 Vergleiche zum Vorstehenden ebenda, S. 82-108, und Bruno Stern, Jüdisches Leben in einer
württembergischen Kleinstadt um 1920. In: 5734 Rosch Haschana. September 1973. Stuttgart.
(Hrsg. von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs.) S. 18 ff.

18lSAH API 5422 Bd. Rechtsverhältnisse der Israelitischen Gemeinde.

19 August Vezin, (wie Anm. 8) S. 76.

20 Siehe »Zum 75jährigen Jubiläum des Musikvereins Hechingen. IV.« In: HB1 1911, S. 235.

21 Walter Sauter, Rabbinatsverweser und Lehrer Leon Schmalzbach. In: Die Lichte Au. Nr. 21
(1970) S. 35.

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