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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0128
Werner

festgesetzte Vergütung bis wöchentlich vier Stunden Unterricht an den im Schulbezirk
vorhandenen oder noch zu errichtenden Fortbildungsschulen zu übernehmen.

Hinsichtlich der Kündigung des Dienstes sind Sie an eine dreimonatige Kündigungsfrist
gebunden.

Hierüber haben wir diese Ernennungsurkunde angefertigt und mit unserem Siegel
beglaubigt1*.

Am Sonntag, dem 13. August 1916, sprach Schmalzbach Worte der Trauer35 bei der
Beerdigung seines Schülers Max Levy (geb. 20. 2. 07, gest. 12. 8. 16). Schmalzbach stellte
zu Beginn seiner Trauerrede die Frage: ,,. . . was soll man sagen, wie soll man trösten,
wenn die zarte Knospe geknickt wird, nachdem sie bereits verheissungsvoll sich zu
entfalten begonnen!. . . Wie soll man da trösten, welche Worte soll ich wählen? Jedes
Trösten heißt es hier nicht: in schmerzender Wunde wühlen?" Dann führte er aus: „Es
ist zum zweiten Male, daß ich als Lehrer einem meiner Schüler ins Grab sehe, daß ich eine
Gedächtnisrede halte statt an der Erziehung des Kindes weiterarbeiten zu können. Jetzt
wie damals die gleiche tückische Krankheit, die beide Kinder dahinraffte. Es ist
schmerzend für den Lehrer, der das Kind von klein auf gekannt, der sich erinnert, wie es
an der Hand des Vaters zum ersten Male die Schulstube betrat, es ist tief schmerzend,
Worte der Erinnerung sprechen zu müssen.

Unser Mäxle hat uns verlassen. .Unser Mäxle', so nannten wir den Kleinen, der
immer so lustig war und für alles Sinn hatte, der Mittelpunkt bei den Spielen der Kinder,
willig anerkannt von seinen Mitschülern und Mitschülerinnen, dem sich alle unterordneten
wie einem liebenswürdigem Herrscher. Und wie im Spiel so im Lernen. Unbestritten
der Begabteste, der sich seine Erfolge nicht mühsam ersitzen mußte, dem sie von selbst
zuflogen als Recht seiner Begabung. Ein frisches, fröhliches Kind, mit allen Geistesgaben
geschmückt, dabei aber ein fester, derber Bub, der sich auch gern herumbalgte, wie's der
Brauch ist, so sehe ich unsern Mäxle vor mir.

So bleibt er mir in Erinnerung, so werden seine Gespielen seiner gedenken. . .

Die Volksschule lag hinter dem Kleinen, als das Verhängnis eintrat. Wie freute er sich,
daß er nun auch die bunte Mütze tragen sollte als Gymnasiast! Noch auf dem
Krankenbette war dies seine Hoffnung. Es kam nicht mehr so weit.

Wenn wir die kleine Lebensspanne, die unserem Mäxle beschieden war, überblicken,
so können wir sagen: Dies Kind war glücklich. Es hat eine goldene Jugend gehabt, wie sie
nicht vielen Kindern beschieden ist."

Zum Schluß griff Schmalzbach die anfangs gestellten Fragen wieder auf: „Denken Sie
an die irdische Wallfahrt des Kleinen, an sein ungetrübtes Glück; mag Ihnen das
Bewußtsein, dem Kinde eine goldene Jugend bereitet zu haben, den Trost geben, den
Gott allen Leidbeladenen spenden will."

Kann man liebevoller über einen Schüler sprechen? Kann man sich tiefer in den
Schmerz der Eltern versetzen?

Von der Atmosphäre, die in Schmalzbachs Schulstube herrschte, gibt uns auch ein
Auszug aus dem Visitationsbericht des Schulrats Miller vom 27. März 1922 Aufschluß:

34 StAS Ho 235 I-XI 1435. Ernennungsurkunde für den Lehrer Herrn Leo Schmalzbach der
israelitischen Volksschule in Hechingen. Sch. No. 1117.

35 Leon Schmalzbach, Worte der Trauer gesprochen bei der Beerdigung seines Schülers Max
Levy. Hechingen, am Sonntag, 13. Aug. 1916. Hechingen: Ribler 1916. [6 S.] - Lagerort:
HHBH.

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