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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0140
Werner

haben, wie ihre Chöre dadurch gewinnen. Treff Übungen müssen sich anschließen und
vor allem sollte der Gewohnheitsstandpunkt vieler Dirigenten aufhören, die Stimmen am
Klavier, dem ungeeignetsten Instrument hierzu, einzuüben. Je mehr das Klavier
ausgeschaltet wird, desto sicherer werden die Sänger. Sie gewöhnen sich an selbständiges
Singen und werden von den Stimmführern unabhängig. Sicherheit aber erzeugt frische
Luft. Wenn es schon ein Instrument sein muß, dann lieber die Geige."82

7. Stellungnahmen und Ansprachen

Als Rabbinatsverweser bediente sich Leon Schmalzbach der Macht des Wortes.

So wehrte er sich in den ,Hohenzollerischen Blättern' unter der Überschrift „Von der
Kreuzesstrafe" gegen falsche Darstellungen des historischen Judentums: „In der unter
obigem Titel in Nr. 74 Ihrer gesch. Zeitung veröffentlichten Betrachtung behauptet F.
Sp., daß die Kreuzigung bei den Israeliten nicht als Todesstrafe, wohl aber als
schändende Zusatzstrafe gebräuchlich war. Das ist ein ernster Irrtum. Das Judentum
kennt die Todesstrafe der Kreuzigung überhaupt nicht. Sie ist vielmehr uralter
römischer Gesetzesbrauch (Pauly Wiszowa, Realenc. s. u. crux). Der jüdische
Geschichtsschreiber Josephus nennt sie deshalb eine unerhörte Grausamkeit, die gegen
das Gesetz verstößt (Josephus, Altertümer VIII, 14 § 2). Tatsächlich war den Juden die
peinliche Gerichtsbarkeit zur Zeit Jesu bereits genommen und in den Händen der
Römer. Dagegen kannte das jüdische Recht ein Aufhängen des Leichnams nach der
Steinigung (Sanhedrin VI 4),an einem Baume'. Das angeführte Bibelwort: .Verflucht sei
jeder, der am Holze hängt' ist von F. Sp. erdichtet. Das Schriftwort 5. Buch Mose 21,23
lautet wörtlich: ,Laß nicht seinen Leichnam über Nacht am Baum hängen, sondern
begrab ihn noch am selben Tage, denn eine Beschimpfung Gottes ist ein Gehängter', weil
auch er im Ebenbilde Gottes erschaffen ist. Leon Schmalzbach, Rabbinatsverweser."83

Am Vortag des Volkstrauertages 1926 hielt er in der Synagoge folgende Gedenkansprache
:

„Wir gedenken am heutigen Tage der unzähligen Todesopfer, die unser Vaterland
dem Wahnsinn des Krieges dargebracht hat. Wohl sind es bald sieben Jahre, daß das
furchtbare Töten erloschen ist, doch die Erinnerung an das große Weltunglück ist frisch
wie am ersten Tag. Zu schmerzlich sind die Folgen, die sich unserem Gedächtnis
eingeprägt haben. Noch sind weite Strecken unseres Vaterlandes vom früheren Kriegsgegner
besetzt, noch beherrschen uns Not und Elend als Wirkungen des verlorenen
Krieges. Aber schlimmer als das sind die Wunden, die sich nicht schließen. Es sind die
Wunden, die durch den Tod so vieler Angehörigen sich gebildet haben. Wo gibt es heute
ein Haus in Deutschland, in dem nicht irgend ein Kriegsopfer beklagt wird? Und ist die
eigene Familie verschont geblieben, so ist doch der nächsten Verwandtschaft ein treues
Glied entrissen worden. Dem Gedächtnis all der vielen, die ihr Leben hingegeben,
weihen wir diesen Tag. Allgemein in deutschen Landen wird heute beim Gottesdienst
der teuern Toten gedacht. Und dieser Volkstrauertag, der auf Wunsch weiter Kreise in
jedem Jahre in feierlicher Weise abgehalten werden soll, wird seinen dauernden
Widerhall im Herzen des Volkes finden, wenn der weihevollen Stimmung sich auch
Taten anschließen.

82 Leon Schmalzbach, Musikpflege in Hechingen, Zle 1, 1925, S. 7.

83 HB1 vom 3. April 1926.

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