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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0143
Leon Schmalzbach

Dies ist unseres Wissens die letzte .ehrenvolle' Notiz, die die Hechinger Öffentlichkeit
von ihm nahm. Leon Schmalzbach erteilte vom Jahre 1908 bis zum Jahre 1916 am
Hechinger Gymnasium und von 1924 bis 1933 an der Höheren Mädchenschule
Hechingen israelitischen Religionsunterricht, bis die rassische Verfolgung des NS-
Regimes ihn aus der Schule verbannte.86 Aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung
des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 erfolgte der Ausschluß ,nichtarischer'
Beamter aus dem Staatsdienst. Unter „Personenveränderungen der Volksschullehrper-
sonen" finden wir in den Amtsblättern der Preußischen Regierung zu Sigmaringen 1934
die Nachricht: „Name u. Vorname: Schmalzbach Leon; Geburtstag: 13. 10. 82; Rel.-
Bek.: israel.; Dienststellung: Lehrer im einstweiligen Ruhestand; Art der Veränderung:
Übertritt in den dauernden Ruhestand; bisherige Dienststelle: Hechingen; Zeitpunkt d.
Veränderung: 1. 1. 34."87

Auch im gesellschaftlichen Leben wurden die jüdischen Mitbürger geächtet, eine
Mitgliedschaft und Mitwirkung bei den örtlichen Vereinen unterbunden. Bei der
Hundertjahrfeier zur Erinnerung an die Gründung des Musikvereins Hechingen am 5.
und 6. Dezember 1936 war Leon Schmalzbach als Mitwirkender nicht mehr dabei. In der
Festschrift zu diesem Ereignis wird lediglich die „Episode Schmalzbach" erwähnt.88
Nach § 4 der 1. Durchführungsverordnung zum Reichskammergesetz vom 1. November
1933 (in Verbindung mit der Anordnung des Präsidenten der Reichsmusikkammer vom
12. März 1937) waren Beamte, also auch Schmalzbach, zur Erteilung von Privatmusikunterricht
und Betätigung als Chordirigent nur berechtigt, wenn eine Mitgliedschaft
bei der Reichsmusikkammer bestand. Sie zu erwerben, war einem Glaubensjuden
wie Schmalzbach unmöglich.

So veranstalteten die Juden eigene Kulturabende und schlössen sich enger zusammen.
Schmalzbach meldete für den 26. Juni 1936 einen Kulturabend beim Bürgermeisteramt
Hechingen an, zu dem die Mitgüeder der israelitischen Gemeinden Hechingen, Haigerloch
, Horb, Tübingen, Rexingen, Balingen u. a. eingeladen waren. Veranstalter war der
Preußische Landessverband jüdischer Gemeinden, Berlin-Charlottenburg. Das Programm
der Abendveranstaltung in der Synagoge sah vor:

1. einen Vortrag von Dr. Ludwig Landau (Frankfurt a. O.) mit dem Thema „Vom Sinn
jüdischer Geschichte",

2. den Vortrag religiöser Lieder durch den Tenor Max Mansfeld (Berlin).
Außerdem wirkte der Synagogenchor der Hechinger jüdischen Gemeinde unter

Leitung von Leon Schmalzbach mit.

Bei der Durchführung der Veranstaltung kam es zu Zwischenfällen. Einige hundert
Mitglieder der Hitler-Jugend und des Bundes Deutscher Mädchen waren kurz nach
Beginn der Veranstaltung um 20.00 Uhr in der Goldschmiedstraße vor der Synagoge
zusammengerufen worden und störten mit Sprechchören wie „Nieder mit den Juden!",
„Raus aus Deutschland", „Sie sind Deutschlands Verderb mit ihren krummen Nasen",
„Juda verrecke" sowie mit Fanfaren die Veranstaltung. Dabei wurde auch der Versuch
unternommen, in die Synagoge einzudringen. Infolge der Störung mußte die Veranstal-

86 Siehe Walter Sauter, Rabbinatsverweser und Lehrer (wie Anm. 21), S. 34 und Walter
Sauter, Der Lehrkörper im geistigen und bürgerlichen Leben. In: Festschrift/50 Jahre
Staatliches Gymnasium Hechingen. S. 61.

87 APrRS 1934, S. 4.

88 Hundert Jahre Musik und Gesang in Hechingen. - Hundertjahrfeier zur Erinnerung an die
Gründung des Musikvereins Hechingen am 5. und 6. Dezember 1936. Druckerei der HB1
Holzinger u. Co., Hechingen.

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