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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0144
Werner

tung vorzeitig abgebrochen werden. Beim Verlassen der Synagoge wurden die Mitglieder
der israelitischen Gemeinde belästigt.89

Leon Schmalzbach hatte in einigen jüdischen Vereinen Funktionen inne. In einem
Aufruf vom 14. Oktober 1935 forderte der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft
Württemberg dazu auf, eine Jüdische Winterhilfe, ein „Werk der gegenseitigen
Hilfe und Solidarität" aufzubauen. Die Durchführung der Winterhilfe bei den Gemeinden
, die Feststellung der Hilfsbedürftigen und die Verteilung der Spenden lag in den
Händen von ehrenamtlichen Vertrauensleuten, die zu Bezirksausschüssen zusammengeschlossen
waren.90 Rabbinatsverweser Leon Schmalzbach war der Beauftragte für die
Jüdische Winterhilfe im Lande Hohenzollern. Er war zur Vertretung des Jüdischen
Zentralvereins, Ortsverband Hechingen, berechtigt. Zweck des Zentralvereins war die
Rechtsberatung der Juden. Außerdem war er im Ortsverband Hechingen des Jüdischen
Lehrhauses Stuttgart tätig. Das Lehrhaus unterstützte die religiöse Belehrung der
jüdischen Gemeinden. Aus einer Befragung des Herrn Walter Frank, der den Verein
vertrat, durch Polizeihauptwachtmeister Rothenhöfer (- über die am 9. 9. 1938 ein
Bericht angefertigt wurde -) wissen wir, daß das Lehrhaus Stuttgart, Ortsverband
Hechingen, in den Herbst- und Frühjahrsmonaten religiöse Kurse über die Gebets- und
Gottesdienstordnung abhielt sowie Ubersetzungen von Gebeten aus der hebräischen in
die deutsche Sprache einübte. Diese Kurse wurden regelmäßig von Religionslehrer
Schmalzbach abgehalten, und zwar im jüdischen Gemeindehaus mittwochs in der Zeit
zwischen 20.30 bis 21.30 Uhr alle vierzehn Tage. Außerdem fanden jährlich bis zu zwei
Vorträge von auswärtigen Rednern über religiöse Themen statt.91 Der Ortsverband
verwaltete eine Bücherei, die 1076 Bände umfaßte.92 Aus dem Schriftwechsel um die
Freigabe des im Herbst 1938 beschlagnahmten Aktenmaterials93 geht hervor, daß es für
die Gemeindemitglieder eine geistige Erholung bedeutet hätte, wenn sie die Bücherei
wieder benützen könnten.. . . Denn von allen Kulturdarbietungen des deutschen Volkes
sind ja die Juden ausgeschlossen. Schmalzbach wird wohl auch dem Reichsbund jüdischer
Frontsoldaten, Ortsverband Hechingen, angehört haben, der die Pflege soldatischen
Geistes und der Frontkameradschaft zum Ziel hatte. Außerdem dürfte Schmalzbach
Mitglied des Vereins Chevra Kadischa Hechingen gewesen sein. Zweck dieses Vereins
war die Krankenunterstützung, Armenbetreuung und Totenbestattung.94

89 Vgl. StAS Ho 235 I—VIII Nr. 338. Bericht des Landrats in Hechingen an den Regierungspräsidenten
in Sigmaringen vom 27. Juni 1935 - I Nr. 8664 - betr. Berichterstattung in polizeilichen
Angelegenheiten.

90 Zum Vorstehenden siehe Paul Sauer, Die Schicksale der jüdischen Bürger Baden-Württembergs
während der nationalsozialistischen Verfolgungszeit 1933-1945. (Veröffentlichungen der
staatlichen Archiwerwaltung Baden-Württemberg Band 20.) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart,
1968, S. 84ff.

" SAH API 5422 Bd. Rechtsverhältnisse der Israelitischen Gemeinde.

92 SAH API 5422 Bücherverzeichnis, Jüdisches Lehrhaus Stuttgart, Ortsverband Hechingen.

93 SAH API 5422 Bd. Rechtsverhältnisse der Israelitischen Gemeinde.

94 Ebenda. - Schreiben der Isr. Gemeinde Hechingen an das Stadtbürgermeisteramt Hechingen
vom 7. Juli 1938 betr. jüdische Vereine und Stiftungen.

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