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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0145
Leon Schmalzbach

9. Zerstörung der Synagoge - ,Schutzhaft' - Beschlagnahme des Aktenmaterials

Die israelitische Kultusgemeinde Hechingen ließ 1933 von einigen Kultgegenständen
photographische Aufnahmen machen. In der Hohenzollerischen Heimatbücherei
Hechingen sind die sieben Fotos der Kultgeräte aufbewahrt. Der Vorstand der israelitischen
Gemeinde ließ diese Aufnahmen zur Dokumentation anfertigen, weil er schon
damals die Beschädigung, Zerstörung oder den Verlust der Kultgegenstände befürchtete
.95 Die Beschreibung der dargestellten Gegenstände beruht auf einer Auskunft des
Rabbinatsverwesers Leon Schmalzbach, die er dem damaligen Leiter der Hohenzollerischen
Heimatbücherei Hechingen, Faßbender, im Jahre 1933 gegeben hat.
Nr. 1: Vorhang vor der Lade mit den Gesetzesrollen (gestiftet von der Familie Kauila im
Jahre 1810)

Nr. 2: Vorhang vor der Lade mit den Gesetzesrollen (gestiftet von der Familie Aaron im
Jahre 1804)

Nr. 3: Vorhang vor der Lade mit den Gesetzesrollen (gestiftet von Michle Kaulla im
Jahre 1803). Dieser Vorhang wurde angebracht bei einer Beschneidung (=
Circumcission).

Nr. 4: Vorhang vor der Lade mit den Gesetzesrollen (gestiftet von Maier, Sohn des

Akiba und Frau Bunle aus dem Jahre 1646)
Nr. 5: Toraschmuck, sogenannte Brustschilde für die Torarollen.

Mitte: 253 Jahre alt, 1680.

Rechts: 137 Jahre alt, 1796.

Links: dürfte älter sein.
Nr. 6: Ein Toraschild und zwei Aufsätze für die Stangen der Torarollen (Schild und

Aufsätze sind neuen Datums, gestiftet von der Familie Baruch); zwei Zinnteller

aus der Rokokozeit. (Sie wurden am Purimfest für wohltätige Spenden in der

Synagoge aufgestellt.)
Nr. 7: Toraschild und Zeiger (echte Originale aus der Rokokozeit); zwei neue Aufsätze

(vom israelitischen Frauen verein gestiftet).
In der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 fand in ganz Deutschland ein Pogrom
gegen die Juden statt. Die Hechinger Synagoge wurde durch Reutlinger und Hechinger
SA-Leute unter Leitung von Parteifunktionären zerstört.96 Ein jüdischer Augenzeuge
berichtet: Die Nacht vom 9. zum 10. November steht mir ewig in Erinnerung. Ich, meine
Frau und mein Kind Hanni mußten zusehen und zuhören, wie unsere schöne, schmucke

95 Diese Mitteilung verdanke ich Herrn Josef Scheu, Hechingen.

96 Siehe hierzu:

1. Bericht des Stadtinspektors Sayer der Kreisstadt Hechingen an den Landrat in Hechingen vom
11. 11. 1938 betr. Vergeltungsaktion gegen das Judenrum. StAS Ho 235 I-VIII Nr. 338 Bl.
223.

2. a) Bericht des Landrats von Hechingen an den Regierungspräsidenten in Sigmaringen vom

11. 11. 1938 - Pol. 1101.4 - betr. Aktionen gegen das Judentum in der Nacht zum 10.
November 1938. StAS Ho 235 I-VIII Nr. 338.
b) Bericht des Regierungspräsidenten der Hohenzollerischen Lande an den Preußischen
Ministerpräsidenten in Berlin vom 1. 12. 1938 Nr. P. 59 betr. Bericht über die Ereignisse,
die sich im hiesigen Bezirk in Verbindung mit den gegen die Juden gerichteten Maßnahmen
abgespielt haben. Vermerk: Schnellbrief! Geheim! StAS Ho 235 I-VIII Nr. 338.

3. HB1 vom 12. November 1938: »Volkszorn zerstört Hechinger Synagoge/Gerechte Vergeltungsmaßnahmen
treffen das Judenpack«.

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