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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0152
Werner

er durch eine Bescheinigung des Deutschen Auslandsinstituts in Stuttgart nachgewiesen.
Ich bitte um Mitteilung, ob dortseits gegen die beabsichtigte Auswanderung Bedenken
bestehen. Die Kreisleitung der NSDAP in Balingen war ebenfalls in einem gleichlautenden
Schreiben unterrichtet worden. Beide Institutionen hatten keine Bedenken anzumelden
. 112a Er bekam am 24. Februar 1939 einen neuen Paß. Die Eintragung Beruf Lehrer i.
R. und Landwirt läßt darauf schließen, daß er trotz seines Alters noch als Siedler sich eine
neue Heimat und Arbeit suchen wollte; sie zeigt aber auch, daß Bürgermeister Bindereif
ihm diese Falscheintragung als Hilfe leistete, um Schmalzbachs Pläne zu ermöglichen.113

Obwohl insgesamt nur 13 jüdische Bürger während der NS-Zeit nach Paraguay
auswanderten114, wollte Schmalzbach in die landwirtschaftliche Kolonie Independencia
nach Paraguay. Konsul Sieger vom Konsulat der Republik Paraguay in Stuttgart erteilte
das Visum. Es trägt das Datum vom 28. April 1939. Vom Generalkonsulat in Hamburg
wurde dieses am 12. Juni 1939 bestätigt.115

Bereits am 31. März 1939 hatte sich Schmalzbach an die Regierung in Sigmaringen
gewandt und um die Erlaubnis gebeten, seinen Wohnort ins Ausland verlegen zu dürfen.
Außerdem fragte er an, ob es möglich sei, sein Ruhegehalt statt an sich an seine Mutter,
Frau Anna Schmalzbach in München, auszuzahlen, wenn er ausgewandert sei.116 Bevor
der Regierungspräsident in Sigmaringen die Genehmigung des Reichsministers für
Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung zur Verlegung des Wohnsitzes von Schmalzbach
ins Ausland einholen wollte, ersuchte er ihn, einen diesbezüglichen Antrag unter
Angabe der Gründe der Auswanderung zu stellen. Er wies ihn aber darauf hin, daß die
Zustimmung in jedem Fall nur unter dem Vorbehalt erteilt werde, wenn die Versorgungsbezüge
in voller Höhe auf ein .Sonderkonto Versorgungsbezüge' überwiesen
würden. Über die auf dieses Sonderkonto Versorgungsbezüge' überwiesenen Bezüge, so
lautete der Bescheid, kann ohne G enehmigung der Devisenstelle nur im Rahmen der
hierfür von der Reichsstelle-für Devisenbewirtschaftung erlassenen Richtlinien zur
Zahlung an Inländer für eigene Rechnung des Kontoinhabers verfügt werdend7

Hierauf stellte Leon Schmalzbach am 11. Mai 1939 an den Regierungspräsidenten der
Hohenzollerischen Lande in Sigmaringen den Antrag zur Verlegung seines Wohnsitzes
ins Ausland und zwar nach Paraguay in die landwirtschaftliche Kolonie Independencia. -
Der Grund meiner Auswanderung, schrieb Schmalzbach weiter, besteht in der Befolgung
der Bestrebungen der Reichsregierung, die Juden nach und nach zur Auswanderung zu
veranlassen. Er führte an, daß er eine vom Generalkonsul für Paraguay, Hamburg, sowie
von dem für Hohenzollern zuständigen Konsul in Stuttgart geprüfte rechtsgültige
Llamada für Paraguay, Colonia Independencia besitze. Der Konsul in Stuttgart habe
ihm mitgeteilt, daß er bereit sei, ihm das Visum für Paraguay zu erteilen. Er hoffe, das
Visum im Laufe der nächsten Woche zu erlangen. Sowie ich dieses Visum erlangt habe,
werde ich Ihnen hiervon Mitteilung machen. Danach brauche ich noch das Durchgangsvisum
für Uruguay ohne die andern Förmlichkeiten, die bei einer Auswanderung zu

"2*SAH API 6131 Paßanträge von Juden 1937-1938.

1,3 Reisepaß Nr. 21 des Paßinhabers Leon Israel Schmalzbach, S. 3, Lagerort HHBH

114 Siehe bei Paul Sauer, (wie Anm. 90), S. 240.

115 Reisepaß Nr. 21 des Paßinhabers Leon Israel Schmalzbach, S. 7 und 8 (wie Anm. 113).
"« StAS Ho 235 I-XI 1437 Bl. 42. - Maschinenschrift.

1,7 StAS Ho 235 I-XI 1437 Bl. 43. - Reinkonzept des Schreibens des Regierungspräsidenten der
Hohenzollerischen Lande in Sigmaringen (Tgb. Nr. Sch. 724) vom 6. Mai 1939 an den Lehrer i.
R. Herrn Leon Israel Schmalzbach in Hechingen.

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