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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0160
Werner

Am Montag, dem 24. November, brachte Schmalzbach seinen Koffer mit den
mitzunehmenden Matratzen (Leintücher, Bettbezug usw.) zur Sammelstelle ins frühere
jüdische Gemeindehaus, wo die Gepäckstücke sofort kontrolliert und mit der Transportnummer
versehen wurden. Am darauffolgenden Tag wurde das eingelieferte Gepäck
mit Lastwagen von Hechingen zum Bahnhof Haigerloch befördert. Die gültigen
Lebensmittelkarten gab Schmalzbach gegen eine Bescheinigung beim Ernährungsamt ab.

Am Morgen des 27. November versammelte er sich mit den anderen zehn für die
Deportation Ausgesuchten (- zu denen auch seine geschiedene Frau Mina gehörte -) um
9 Uhr im früheren Gemeindehaus. Er wurde visitiert. Auch das Handgepäck wurde nach
Waffen, Munition, Sprengstoff, Gift, Devisen, Schmuck usw. durchsucht. Im Handgepäck
befanden sich die allernotwendigsten Kleidungs- und Wäschestücke, das Eßgeschirr
, der Proviant für zwei Tage sowie zwei Decken. Bei der Visitation von Leon
Schmalzbach gab es keine Beanstandungen, während im Koffer seiner geschiedenen Frau
66 Reichspfennige vorgefunden und sichergestellt wurden.

Er bekam einen Ausweis in Form einer Karte ausgehändigt, auf dem die Transportnummer
714, sein Name, Hechingen (Ortspolizeibehörde) samt Stempel aufgedruckt
waren.

Vom ehemaligen jüdischen Gemeindehaus ging es die Staig hinunter zum Bahnhof
unter Begleitung eines Polizeihauptwachtmeisters. Am Landesbahnhof stieg Schmalzbach
mit den zehn anderen in den vorgesehenen Personenwagen ein. Der Zug fuhr um
11.21 Uhr in Richtung Haigerloch ab. Dort stiegen die Haigerlocher Juden zu, die
ebenfalls deportiert werden sollten. Abfahrt in Haigerloch 12.07 Uhr.

In Eyach wurden die Wagen nach Ankunft um 12.35 Uhr auf die Reichsbahn
überstellt und mit dem Zug 2818 ab Eyach über Tübingen nach Stuttgart weiterbefördert
; Ankunft in Stuttgart Hauptbahnhof 16.26 Uhr. Der Transport wurde zum
Nordbahnhof weitergeleitet. Von dort wurden die Deportierten in das Sammellager auf
dem Killesberg gebracht.142

In acht Reihen zu je 125 übernachteten die Schicksalsgefährten im Sammellager bis
zur Verfrachtung in dem Deportationszug am 1. Dezember 1941.

Nach dem Auszug der Juden am 27. 11. 1941 versiegelte ein Polizeimeister unter
Aufsicht eines städtischen Beamten die Wohnungen der Deportierten amtlich. Im
Protokoll des Bürgermeisteramtes steht: 4. Wohnung Schmalzbach, Hohenbergstraße 9 -
Wohnungseinrichtung übereignet an die Haushälterin Therese Schäffler, arische Haushälterin
des Genannten. Die Ubereignung ist durch besondere Urkunden nachgewiesen.
Versiegelung war nicht möglich. Und: Schuhhaus Weil, Schmidtestraße 3 - ... . 6.
Wohnung Mina Sara Schmalzbach-gemeinschaftlich mit Frau Jettchen Sara Kraus (nicht
evakuiert) im 1. Stock 1 dreiteiliger Schrank im gemeinschaftlichen Schlafzimmer

Zum Vorstehenden vgl.

1. Anm. 139

2. Schreiben der Reichsbahndirektion Stuttgart an den Landrat in Hechingen vom 24.
November 1941 - 33.Bfp 5.Bbw - betr. Beförderung von Juden. - Lagerort: Landratsamt
Hechingen/Restitutionskammer beim Landgericht Stuttgart.

3. Protokoll des Bürgermeisteramts Hechingen vom 27. November 1941. - Lagerort: Landratsamt
Hechingen/Restitutionskammer bei dem Landgericht Stuttgart.

2. u. 3. bei Paul Sauer, Dokumente (wie Anm. 137), Bd. 2, Dok. Nr. 477 u. 479a), S. 300 und
301f.

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