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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0201
Leon Schmalzbach

neue Volkslied ein, dem er gegenüber Bearbeitungen den Vorzug gab. In der Textauswahl
verwendete er alte Texte und auch neue Dichtungen, oft war er sein eigener
Textdichter. . . . Als das bevorstehende bittere Schicksal der Juden offenkundig wurde,
lehnte Schmalzbach die Chance der Auswanderung ab. Bürgermeister Bindereif hatte
ihm die Auswanderungspapiere nach Südamerika besorgt und ausgehändigt, doch
Schmalzbach brachte sie wieder zurück. Er wollte bis zum Ende bei seiner Gemeinde
bleiben.«

Aus: Walter Sauter, Rabbinatsverweser und Lehrer Leon Schmalzbach / Religionslehrer
am Staatlichen Gymnasium Hechingen.
In: Die Lichte Au. 21 (1970), S. 34 f.

3. Maria Silberhorn geb. Heck (Jg. 1896)

»Jüdische Mitschülerinnen der Höheren Töchterschule haben mit großer Hochachtung
von Leon Schmalzbach gesprochen. >Bei Lehrer Schmalzbach lernt man etwas<, war
ihre einhellige Meinung. Wir erfuhren auch, daß die jüdische Volksschule nur sieben
Schulkinder besuchten.

Schmalzbachs schöne Stimme beeindruckte mich, wenn ich den Kapf hinaufging,
stehenblieb und den Gesängen des Vorsängers in der Synagoge lauschte.

Um Landgerichtsrat Geh. Rat Gauhe hatte sich ein musikalischer Zirkel gebildet.
Mein Vetter Fritz Kramer, damals noch Gymnasiast, spielte die Flöte bei dieser
Hausmusik im Hause Gauhe. Max Hilb spielte Geige, Gauhe Geige oder Viola. Dort
verkehrte auch Schmalzbach, und mir ist bekannt, daß er mit der Sopranistin Rosel
Tippermann Mendelsohn-Duette sang.

Etwa um das Jahr 1910 war eine viel jüngere Schwester Schmalzbachs zu Besuch in
Hechingen. Sie wohnte bei Wolfs in der Bei Etage von Regensburgers Haus. Frau Wolf
sagte zu ihr: >Mit der Eugenie Regensburger kannst Du spielen<. Wir haben uns sehr um
Schmalzbachs Schwester angenommen. Wir schaukelten, wir Kleinstädter mit dem Kind
aus der Großstadt München. Eugenie Wolf war die erste Sängerin in der Synagoge. Herr
Wolf der >Macher< aller Feten in Hechingen.

Als ich als Musikstudentin am Stuttgarter Konservatorium war, kam ich einmal mit
Schmalzbach ins Gespräch. Er erzählte mir, daß er in München bei Max Reger studiert
habe. Dies hat mich stark beeindruckt, da mein Lehrer am Konservatorium, Joseph
Haas, ebenfalls ein Schüler Regers war.

Schmalzbach war bescheiden, stellte aber sein Licht nicht unter den Scheffel.

Als er vor dem ersten Weltkrieg eine Höhle in der Zollernalb entdeckte, sprach man
damals von der >Schmalzbachhöhle<.

Schmalzbach blieb lange zeit ledig. 1919 heiratete er, für uns alle überraschend, Mina
Weil, ein unscheinbares Mädchen, eine Tochter aus dem Hause Schuh-Weil. Das geistige
Niveau beider war grundverschieden.

Im Jahre 1920 zog ich nach Nürnberg. Als 1932 das Kriegerdenkmal eingeweiht
wurde, besuchte ich die Heimat und habe Schmalzbach in seiner Funktion als Rabbinatsverweser
kennengelernt. Seine Ansprache hat mich beeindruckt. Der Name meines
Bruders Lothar (gefallen im ersten Weltkrieg) stand ebenfalls unter den Namen auf dem
Kriegerdenkmal.

Schmalzbach war von schlanker Figur, war blond, trug starke Augengläser mit
Goldrand. Er hatte das Temperament eines Sanguinikers. Er gehörte zu den sympathischen
Menschen.«

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