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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0204
Neues Schrifttum

Der kritische Leser findet im Anhang des Buches knappe, verdienstvolle Kommentare von V.
Trügenberger und G. Wieland über den historischen Wahrheitsgehalt der jeweiligen Erzählungen.
Ein Band allerdings, aus dem man erfahren kann, was »Württemberg war und ist« entstand auch
nicht durch diese wissenschaftliche Zugabe, noch stellen, wie der Klappentext des Buches
fälschlicherweise dem Leser suggerieren will, die romantisch verklärten oder erfundenen
Geschichtserzählungen einen Abriß der württembergischen Landesgeschichte dar. Davon ist man
weit entfernt. Außerdem sollte derjenige, der wirklich an dem Volksbuch interessiert ist, besser die
Originalausgaben des 19. Jahrhunderts zur Hand nehmen, als den modernisierten Verschnitt des
emsigen pensionierten Volksschulrektors. Ein Ölgemälde aus dem Zeitalter der Romantik sollte
eben nicht im Stil moderner Sachlichkeit übertüncht und noch dazu auf Miniaturformat verkleinert
werden. Wer es dennoch tut, hofft offenbar mehr auf geschäftliche Erfolge.

Stuttgart Willi A. Boelcke

Wilhelm Kohlhaas: Das war Württemberg. Bilder und Begebenheiten aus der württembergischen
Geschichte. Stuttgart: J. F. Steinkopf 1978. 127 S., zahlr. Abb.

Bei dem auf Kunstdruckpapier hergestellten und fast auf jeder Seite vorzüglich mit Bildern
illustrierten Buch ist der Untertitel zutreffender als der Haupttitel. Denn was Württemberg in seiner
wechselnden territorialen Ausdehnung, in seiner verfassungsmäßigen Durchbildung oder in seiner
geistigen Ausrichtung insgesamt war, ist nicht eigentlich Gegenstand der Publikation. Dennoch
bieten die Abbildungen von Orts-, Burg- und Schloßansichten, von Personen, Gebäuden oder
Gemälden, von Schlachten, politischen Ereignissen oder technischen Entwicklungen eine bewundernswerte
Fülle von Anschauungsmaterial, wesentlich ergänzt durch die lebendigen Schilderungen
der als wichtig angesehenen Begebenheiten der württembergischen Geschichte. Württemberg wird
dabei im Umfang des Landes gesehen, wie es aus der napoleonischen Zeit hervorgegangen ist.
Eingeschlossen sind folglich die neuwürttembergischen Teile der einstigen geistlichen, reichsstädtischen
oder standesherrlichen und ritterschaftlichen Besitzungen.

Das Buch läßt trotz des zweispaltigen Druckes bei den vielen Abbildungen auf 127 Seiten für den
Text nur beschränkten Raum. Immerhin sind vom Mittelalter bis an die Schwelle der Gegenwart
zahlreiche Begebenheiten aufgegriffen worden, werden Persönlichkeiten der verschiedensten
Herrscherhäuser vorgestellt, kriegerische und revolutionäre Ereignisse angesprochen, Denker,
Dichter und Erfinder gewürdigt, und es wird die konfessionelle Entwicklung gestreift. Interessanterweise
fallen auch Streiflichter auf den Lebensstandart der Ober- und Unterschichten, etwa wenn
an Hand des Heiratsgutes, das eine bosnische Königstochter dem Grafen von Helfenstein
einbrachte, aufgeführt wird, »was ums Jahr 1370 zu fürstlicher Lebensqualität gehörte«
(S. 12), wenn der von Graf Felix von Werdenberg an Graf Andreas (nicht Anselm) von Waldburg-
Sonnenberg verübte Mord mit der allgemeinen Verrohung der Sitten in Verbindung gebracht wird
(S. 14), wenn der relative Wohlstand vor dem 30jährigen Krieg (S. 42) oder aber die Notzeit
angesprochen wird, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Auswandererwelle hochtrieb (S. 51).

Den Herrschenden gegenüber ist der Autor durchaus kritisch. Bei Herzog Ulrich prangert er
beispielsweise die »Verachtung jeglichen Rechts« an (S. 24), König Friedrich erhält den Vorwurf der
rücksichtslosen Machtausübung (S. 78) und König Karl bezieht Spott wegen seiner Vorliebe für
»Dapp«, das »primitivste aller Kartenspiele« (S. 92). Dagegen finden neben anderen Eberhard im
Bart (S. 15), König Wilhelm I. (S. 89) und König Wilhelm II. (S. 110) würdigende Hervorhebung.

Vielleicht ist überhaupt das Buch gerade deshalb so gut lesbar, weil sich der Autor keineswegs
der Parteinahme enthält, wenn er etwa das mindere Recht der Frauen geradezu bloßstellt (S. 19), das
Werberunwesen geißelt (S. 56) oder wenn er die Leistungen von Gustav Werner, Ferdinand
Steinbeis und Graf Zeppelin hervorhebt (S. 113 ff).

Die Lektüre der Texte und die Betrachtung der Bilder können insgesamt viele Erinnerungen an
vergessene Geschichten wecken oder auf manche unbekannte Begebenheit aufmerksam machen.
Man darf dabei über die Fülle der Detailkenntnisse an Quellen- und Literaturstoffen staunen.

198


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