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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0207
Besprechungen

den Rücken kehrte. Trotzdem: Borst hat mit Sympathie, Einfühlungsvermögen, einem eingängig
lesbaren Stil, mit immensen Kenntnissen und ebensolcher Belesenheit Landsleute in ihrem
Widerspruch zu Zeit, Umwelt und nicht selten auch zu sich selbst vorgestellt, damit zugleich
deutlich gemacht, daß Schwaben nicht ein „Eiland der Idylle war" - so der Waschzettel -, sondern
eher ein schwieriges Vaterland und wohl stets auch ein wenig zu klein für so viel Intelligenz.

Mainz Hugo Lacher

Barbara Bettys: Familienleben in Deutschland. Neue Bilder aus der deutschen Vergangenheit.
Hamburg: Rowohlt 1980. 518 S.

Eine junge promovierte Historikerin, seit 1974 Redakteurin bei der Illustrierten »Stern«, hat mit
diesem Buch eine höchst anregende, viele neue Akzente setzende Geschichte des Familienlebens in
Deutschland geschrieben, beginnend bei der Überlieferung des Tacitus und mit dem Zweiten
Weltkrieg endend. Wir erhalten Einblicke in das Familienleben bei Merowingern, Karolingern und
bei den Ottonen, lesen von der Sexualmoral der mittelalterlichen Kirche, von Luthers neuer Lehre
von der Familie und von der Familienrealität der sozialen Mittel- und Unterschichten während
Neuzeit und Industriezeitalter. Historische Quellen, überlieferte Lebensgeschichten und sonstige
persönliche Aufzeichnungen kommen ausführlich zu Wort, erhellen den Alltag von Eheleuten, das
Schicksal von Kindern und berichten vom Essen, Wohnen und Schlafen. Manches verwurzelte
soziologische Klischee wurde hierbei widerlegt, mancher bisher wenig gesehene historische
Zusammenhang aus neuer Perspektive beleuchtet. Insgesamt ist ein von der ersten bis zur letzten
Seite flüssig geschriebenes Buch entstanden, das allerdings nicht für den Wissenschaftler gedacht ist
und sicher auch nicht seinen Maßstäben vollauf gerecht werden kann. Offenbar um des journalistischen
Effektes wegen, dem sich auch die Zwischenüberschriften unterzuordnen hatten, sind
vielfach wichtige Hintergründe und Zusammenhänge nicht aufgedeckt worden und wurde nicht
selten generalisiert, wo es eigentlich sorgfältiger Differenzierung bedurfte. Ungeachtet dessen kam
diese mit viel Fleiß und Geschick komponierte Porträtsammlung zur Sozialgeschichte der Familie in
Deutschland beim historisch interessierten Leserpublikum gut an. Geschichte ließ sich in populärer
Vereinfachung stets besser »verkaufen« als in schwer lesbarer, sorgsam abwägender wissenschaftlicher
Diktion.

Stuttgart Willi A.Boelcke

Bodman. Dorf, Kaiserpfalz, Adel. Hrsg. von Herbert Berner. Sigmaringen: Thorbecke 1977.
352 S., zahlr. Abb. (Hegau-Bibliothek Band 32).

Vorzustellen ist der erste Band einer Monographie über Bodman am Bodensee, einen - neben
der Reichenau und dem Hohentwiel - die Geschichte des Hegau bestimmenden und kennzeichnenden
Ort, die bereits 1977 erschienen ist. Der Herausgeber - Archivdirektor Dr. Herbert Berner,
Leiter des Stadtarchivs Singen und Vorsitzender des Hegau-Geschichtsvereins - hat sich zum Ziel
gesetzt, diesem »so ausgezeichneten Ort« endlich eine seiner Bedeutung angemessene zusammenfassende
Darstellung seiner Geschichte zu widmen, die trotz zahlreicher Einzeluntersuchungen und
-Veröffentlichungen bisher fehlte. Die Berechtigung dieses Anliegens springt unmittelbar ins Auge:
Bodman war in der Merowingerzeit einzige Münzstätte rechts des Rheins und möglicherweise
Mittelpunkt eines merowingischen Königsfiskus auf dem Bodanrück, erhielt unter den Karolingern
eine Kaiserpfalz, in der sich zwischen 832 und 912 fünf Kaiser und Könige aufhielten, und ist seit
1277, als König Rudolf I. den kaiserlichen Hof in Bodman an Johann v. Bodman verpfändete, eng
mit dieser heute noch existierenden Familie verbunden. Anders als bei der geläufigen Form von
Ortsgeschichten entstand das Werk nicht aus der Feder eines einzigen Verfassers. Was hier vorliegt,

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