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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0028
Elbs

bezeichnet diesen Widerstand als den »antifeudalen Kampf der Bauern«. Mit dem hier
skizzierten Zugriff begebe ich mich der Möglichkeit einer derartigen Prädikatzuweisung.
Damit glaube ich jedoch eine Gefahr, die sich hinter dem mit dieser Prädikatzuweisung
gekoppelten Ansatz verbirgt, umgangen zu haben. Dieser Ansatz ist nämlich gekoppelt
mit einer Klassifikation und hierarchisierenden Einteilung konkreter bäuerlicher Widerstandsformen
, von denen zudem eine lineare Abhängigkeit zum »Grad der Entwicklung
bäuerlichen Klassenbewußtseins« behauptet wird38. Diese Klassifikationen sind, da der
sozialen Logik, die sich in derartigen Revolten manifestiert, äußerlich bleibend, als
durchweg künstliche Einteilungen abzulehnen; insbesondere da sie, obwohl sie eine
lineare Beziehung zwischen den Widerstandsformen und dem Bewußtsein der Widerständigen
behaupten, mit typischer Regelmäßigkeit die Frage nach den im jeweiligen
Einzelfall wirksam werdenden normativen Vorstellungen und Bewußtseinsinhalten der
Aufständischen ausklammern und stattdessen mit der Zuschreibung bestimmter
Bewußtseinsinhalte (»antifeudales Bewußtsein«) operieren. Ich hoffe, stattdessen gerade
derartige Konzeptionen herausarbeiten sowie deren Genese und »harten ökonomischen
Kern«39 wenigstens in Umrissen deutlich machen zu können. In dieser Hinsicht schließe
ich mich also der von James C. Scott erhobenen Forderung in vollem Umfang an:
»Far too much scholarly labor has been expanded on the precipitants of peasant rebellion
and far too little on the shared values and goals which find expression through rebellions.
We need to know more about why peasants rebel than we can learn from statistics of
taxes, harvests and hunger«40.

2. DIE HERRSCHAFT

Ein Überblick über die Geschichte der Grafschaft Zollern, wie er hier notwendig ist,
um den Stand der territorialstaatlichen Entwicklung und damit das Herrschaftssystem als
Hintergrund und Bezugsrahmen des Owinger Aufstandes zu charakterisieren, stößt,
wenn er mit dem oben skizzierten Zugriff erfolgen, also Herrschaft als Summation und
Organisation von Aneignungs- und Verfügungsansprüchen über bäuerlichen Surplus
beschreiben soll, von vorne herein auf zwei Schwierigkeiten.

Zum einen wurde nämlich die Geschichte der Grafschaft Zollern bislang weitgehend
abgehoben und dynastisch orientiert geschrieben41, wurde also das Objekt dieser
Herrschaft, die überwiegend bäuerlichen Produzenten und der Inhalt von Herrschaft,

38 Besonders rigid in dem vor allem für die Entwicklung der DDR-Forschung grundlegenden
Aufsatz von B. F. Porsnev, Formen und Wege des bäuerlichen Kampfes gegen die feudale
Ausbeutung, in: Sowjetwissenschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Reihe 1952, S. 440ff.

39 Hans Medick, Plebeian Culture and the Plebeian Public: on Some Forms of Pre-Proletarian
Behavior and Consciousness. Papier, vorgelegt beim 7th Round Table in Social History.
Konstanz 1977, S. 8ff.

40 Scott, Protest and Profanation (wie Anm. 30), S. 5.

41 Als besonders extremes Beispiel hierfür kann gelten Manns, Grafschaft Hohenzollern (wie
Anm. 10), das mehr eine Sammlung von Biographien der einzelnen Grafen von Hohenzollern
darstellt als eine Geschichte der Grafschaft.

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