Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0093
Owingen 1584

clausel in den worten, nemblich, daß sovil in den neuen, angezognen articuln ah vorigen
in der gueten zu vertragen370'.

Da außerdem die anderen meine underthanen groß aufsehen auf dise handlung
hätten, also zu fürchten sei, daß diese im Fall einer güetlichen einigung auch nachvolgen
und sich dessen behelfen wellen, bat er, die Kommissionsverhandlungen wieder auf die
zuerst geklagten Beschwerden zu beschränken oder ihm den weg kaiserlichen rechts zu
öffnen, also die Owinger nach der Landesordnung und der Carolina aburteilen zu lassen,
dann wan disen rebellischen bauren kam andrer ernst und straf solte volgen, so wirt
gewißlichem nimmer kein frid sein und euer kaiserlich maiestät unaufhörlich mit irem
unwarhaften fürgeben belestiget und überloffen werden371.

Die Antwort Rudolfs II. auf dieses Schreiben enthüllt den schmalen Spielraum
derartiger Kommissionsverhandlungen. Man habe nicht beabsichtigt, iro gnaden durch
angeregte commission an irer habender oberkeit etwas zu benemen, also sie auch ungern
haben wolten, das die underthonen wider alt herkommen solten beschwert werden. Und
derowegen den ersten commissarien von neuem auferlegt, obberüerte commission wider
an die band zu nemen, die underthonen, wan sie was neues in specie fürbringen, zuhören
und die sach wa müglich in der güete zu vergleichen372.

Damit waren die weiteren Kommissionsverhandlungen nur noch als ein Durchlavieren
zwischen Skylla und Charybdis möglich, die Ergebnislosigkeit beinahe vorprogrammiert
. Zum einen konnten die Bauern auf der Verhandlung aller ihrer Beschwerden
bestehen, da dies ja nochmals ausdrücklich befohlen worden war, zum anderen konnte
sich Eitelfriedrich jederzeit darauf zurückziehen, diese tangierten seine habende oberkeit
, welche ausdrücklich von den Kommissionsverhandlungen ausgenommen sei.

Daß er von diesem neuen Ansatzpunkt zur Torpedierung der Kommissionsverhandlungen
tatsächlich Gebrauch machte, erwies sich bereits auf dem nächsten Kommissionstag
, den Zimmern und Rottweil auf den 6.4.1587 festsetzten373. Zwar schrieb er nämlich
den Kommissaren, er werde gevolmächtige abgesandte nach Schömberg zu den Verhandlungen
schicken, damit dann irer kayserlichen maiestät allergnedigiste anbevelch
gehorsamblich volziehung gelaist und ainest zue der haubtsach würklich geschritten und
disem werk abgeholfen werde37*. Zugleich beauftragte er aber seine Abgesandten:
Fürnemblich sollen sich unsere abgesandten in kainen weg einlassen, auf andere puncten
zu antwurten oder zue disputim, die ... erst in der jungst übergebnen schrift enthalten,
sondern gestracks dise antwurt geben, daß sy, die bauren, alles das laisten sollen und
müessen, was andere underthanen zu thun schuldig375.

Immerhin konnte auf diesem Kommissionstag, auf dem zum ersten Mal - zweieinhalb
Jahre nach dem Aufstand! - inhaltlich verhandelt wurde, von den alten Gravamina
wenigstens die Klage wegen der Fron verglichen werden. Gräflicherseits hatte man
nämlich mittlerweile eingestehen müssen, daß der 1579 kassierte Fronbrief - damals war
behauptet worden, er sei gefälscht -, obwohl an ihm das falsche Siegel hänge, doch echt

StAS Ho 1 C II 2 b Nr. 4 fol. 172v.

STAS Ho 1 C II 8 Nr. 123 fol. 133v-134v. Alle Zitate aus diesem Schreiben an den Kaiser.
Leider ist das Original dieses Schreibens nicht erhalten. Das Zitat stammt aus einer auszugsweisen
Zusammenstellung des zu den Kommissionsverhandlungen gehörigen Schriftwechsels, die
als Prothocollum unnd Summarischer Extract dessen gantzen Owingischen Process... 1590 in der
gräflichen Kanzlei angefertigt wurde (STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 5 fol. 157r-192r; das Zitat auf fol.
172r).

STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 5 fol. 172r.

91


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0093