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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0139
Herrschaft Hertingen

4.2 Hettingen unter den Freiherren von Speth

Die Freiherrn von Speth gelangten 1524 wahrscheinlich durch verwandtschaftliche
Beziehungen zu den Bubenhofen in den Besitz der Herrschaft Gammertingen. Vielleicht
besaßen sie aber auch als Angehörige der freien Reichsritterschaft schon zu jener Zeit ein
Vorkaufsrecht gegenüber anderen nicht reichsritterschaftlichen Interessenten. Beide
Geschlechter gehörten der freien Reichsritterschaft an, der daran gelegen war, zum
Verkauf angebotene Besitzungen ihrer Mitglieder nur innerhalb ihres Standes zu
verkaufen.

Gleich in die ersten Jahre der Speth'schen Regentschaft fiel die Zerstörung der alten
mittelalterlichen Burg in Hettingen durch Ulrich von Württemberg (1487-1550), dem
Vielgehaßten. Nachdem sich sein Land 14 Jahre unter österreichischer Fremdherrschaft
befunden hatte, eroberte er es 1534 wieder zurück. Bereits vorher hatte sich Dietrich von
Speth den Haß des Herzogs zugezogen, als er der Gemahlin Sabina des Herzogs am
14.11.1515 zu ihrer Flucht aus Württemberg nach München verholfen hatte19. Es ist
daher nicht unerklärlich, warum Ulrich nach seiner erfolgreichen Schlacht gegen die
Kaiserlichen bei Lauffen am Neckar und bei seinem Vorstoß an die Donau auch die
Besitzungen der ihm verhaßten Herren von Speth zerstörte und die einmal württembergische
Herrschaft Gammertingen mit Hettingen wieder einzog. Erst unter Herzog
Christoph erhielten die Herren von Speth ihre Besitzungen wieder zurück.

Nachdem die Zeit des häufigen Besitzwechsels nun vorbei war, kam die Zeit der
Erbteilungen. So wurde 1557 das Speth'sche Haus in zwei Linien geteilt. Die eine Linie
erhielt die Besitzungen Zwiefalten und Untermarchtal. Philipp Dietrich erhielt den
Besitz Gammertingen-Hettingen. Schon in der nächsten Generation wurde die Linie
Gammertingen-Hettingen erneut aufgeteilt. 1594 erfolgte die Aufteilung der Herrschaft
unter 3 Brüder20. Ludwig Friedrich Speth erhielt die neue Herrschaft Hettingen mit
Hermentingen und Kettenacker. Die Gammertinger Linie gründete Caspar Bernhard
mit der Stadt Gammertingen und den Dörfern Feldhausen, Harthausen. Albrecht erhielt
Neufra und den Birkhof. Ittenhausen gehörte nicht mehr den Herren von Speth, es war
1564 an das Kloster Zwiefalten verkauft worden.

Während sich Hettingen im Besitz der Herren von Speth befand, gab es laufend
Auseinandersetzungen zwischen den Untertanen und ihren Herren. Die Streitpunkte
betrafen die Frage der Leibeigenschaft und die Höhe der Fronen. Die Untertanen
stützten sich auf zwei Dinge. Einmal wurden sie beim Kaufvertrag zwischen Württemberg
und den Bubenhofen nicht ausdrücklich als leibeigen bezeichnet, zum andern
wurde in zwei Lagerbüchern des 16. Jahrhunderts die Abgabe einer Leibhenne, die das
äußere Zeichen der Leibeigenschaft war, nicht erwähnt. Beschwerdestelle waren die
Fürstbischöfe von Konstanz. Hier wurden im 17. und 18. Jahrhundert mehrere Prozesse
wegen der Leibeigenschaft geführt. Jedesmal blieb der Freiherr den schriftlichen
Nachweis, daß die Untertanen in Hettingen leibeigen seien, schuldig. Ebenso bedeutend
wie die Leibeigenschaft waren sicherlich die Fronen, die fast regelmäßig erhöht wurden.
Hier zeigte selbst der Fürstbischof von Konstanz Verständnis für die Beschwerden der

" Karl Heinrich Roth von Schreckenstein, Geschichte der ehemaligen Reichsritterschaft in
Schwaben, Franken und am Rheinstrome Bd. 1, Tübingen 1859, Bd. 2, Tübingen 1871, hier Bd.
2, S. 176.

20 Joseph Wiest, Geschichte der Stadt Gammertingen unter der Speth'schen Herrschaft
1524-1827, o. O. und o. J., S. 30.

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