Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0222
Neues Schrifttum

Verfasser machen durch ihre Theoriegebundenheit nachdenken, verfangen sich gleichzeitig in ihr,
denn: Die verwendete Sprache ist allemal tauglich, den Zugang zur Sache, das Verständnis für die
Thesen zu erschweren. Damit berauben sich die Autoren dialektisch ihrer aufklärerischen
Funktion.

Tübingen Uwe Ziegler

Erwein H. Eitz: Die Modernisierung einer Standesherrschaft. Karl Egon III. und das Haus
Fürstenberg in den Jahren nach 1848/49. Sigmaringen: Thorbecke 1980. 268 S.

Mit seinem Buch: Die Standesherren, 2. Aufl. 1964, hat Heinz Gollwitzer jene Gruppe des
deutschen Adels neu in den Blick der Historiker gerückt, die im Alten Reich einmal souverän war,
im Zug der Mediatisierungen die Landeshoheit verlor, im Vormärz trotzdem noch vielfach
privilegiert blieb, bis dann 1848 auch diese Vorrechte fielen. Und eben da setzt Eitz an. Er will
dartun, wie eine Standesherrschaft, der feudalen Bindungen ebenso ledig wie der damit verbundenen
Einkünfte, mit den neuen Gegebenheiten zurechtkam, dies zugleich in einer Zeit, die den
Ubergang vom Agrarstaat zum Industriestaat brachte. Er wählte dazu das Haus Fürstenberg,
insofern ein glücklicher Griff, als er in Donaueschingen ein reichhaltiges und wohlgeordnetes
Archiv vorfand, als die Fürstenberger über einen Besitz verfügten, aus dem sich etwas machen ließ,
und nicht zuletzt, weil sich in Karl Egon III. ein Fürst anbot, der von 1854-1892 Chef des Hauses
war, und dank dieser vielen Jahre eine gewisse Garantie auf eine kontinuierliche Entwicklung
erwarten ließ. Eitz beginnt mit einem Abriß der Geschichte des Hauses von der Mediatisierung bis
zur Revolution von 1848 mit ihren weitreichenden Folgen. Im nächsten Teil tritt dann mit Johann
Nepomuk Prestinari, von Karl Egon 1856 zum Direktor der Domänenkanzlei bestellt, ein Mann in
den Mittelpunkt, der eine ebenso starke, ja selbstherrliche Persönlichkeit wie ein hervorragender
Verwaltungsfachmann war, und der dann auch mit oft haner Hand eine archaische Verwaltung in
eine moderne und effektive Apparatur umgestaltete. Im Speziellen exemplifiziert Eitz dies an der
Reorganisation der Forstverwaltung und schildert dabei zugleich die wirtschaftlichen Aktivitäten in
diesem Bereich, den lukrativen Holzhandel, die extensive Arrondierungspolitik durch Zukauf, wie
eine gezielte Aufforstung als Anlage auf lange Sicht. Deutlich wird dabei, daß Grundbesitz für den
Adel zwar nach wie vor Statuscharakter trug, daß aber trotzdem privatkapitalistische Maximen zum
Zug kamen. Im Negativen zeigte sich dann diese Anpassung an eine neue Zeit in der Auflassung der
seit Jahrhunderten bestehenden Eisen- und Hüttenwerke als nicht mehr rentabel. Im zweiten Teil
behandelt der Verfasser die kulturellen Aktivitäten des Hauses, wobei der Fürst selber die treibende
Kraft war. Stichworte das Archiv, die Hofbibliothek, die Sammlungen, die glückliche Hand in der
Auswahl der Mitarbeiter, etwa des Historikers Siegmund Riezler, und die Chancen, die das sich
betont als katholisch verstehende Haus jungen katholischen Gelehrten in einer kulturkämpferischen
Umwelt gab. Bemerkenswert nun, daß es dem Verfasser gelungen ist, scheinbar gegensätzliche
Bereiche wie Wirtschaft und Kultur als die Kehrseiten einer Medaille darzustellen. Eigentum ja und
Profit auch, dabei aber doch die Verpflichtung, erhebliche Beträge für kulturelle Belange abzuzweigen
und dies nicht nur zum Ruhm des Hauses, sondern auch zum Wohl einer Region, in der man
eine so dominante Stellung innehatte. Soll man nun das Buch im Ganzen werten, so wäre zunächst
zu sagen, was es nicht ist. Es ist keine Fortschreibung der Geschichte des Hauses Fürstenberg ins 19.
Jahrhundert hinein, es ist auch nicht, was man gerne einmal sehen möchte, die Wirtschaftsgeschichte
einer Standesherrschaft am Beginn des Industriezeitalters,denn dafür sind zu viele Bereiche
ausgeklammert, die Landwirtschaft, der gewerbliche Sektor, die Brauereien etwa, die längst
bestanden und heute zu einem Großunternehmen geworden sind, die finanziellen Transaktionen,
Gewinn, Verlust, Bilanzen. Was bleibt, ist im ersten Teil eine Art Vorarbeit, die Darstellung eines
geglückten Übergangs in die nachfeudale Zeit, wie sie eine zeitgemäße Reorganisation der
Verwaltung und ein durchaus modernes Wirtschaften im Forstsektor verraten, im zweiten ein
kleines, aber verdientes Denkmal für einen Fürsten, der zwar keine überragende Persönlichkeit war,
als Politiker ohne Fortune blieb (dazu einige Dokumente im Anhang), den wirtschaftlichen Bereich

220


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0222