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Agathe Kempf

von Truppen und Kriegsschäden der napoleonischen Kriege, die Hungerzeit 1816/17 und am
Ende der 40er Jahre zu einem geringen Teil auch revolutionäres Gedankengut waren die
maßgeblichen Motive zum Verlassen der Heimat. Religiöse Gründe wie in der Eifel oder
Abenteuerlust und Fernweh kamen nicht in Frage30.

Insgesamt wanderten aus dem Oberamt Haigerloch zwischen den Jahren 1743 und 1872
67 Personen mit Erlaubnis der Obrigkeit aus, aus ganz Hohenzollern waren es in demselben
Zeitraum 2500 Personen. Hierbei sind die Auswanderer von Hohenzollern-Hechingen vor
1848/49 nicht mitgezählt. Die Dunkelziffer ist für beide Zahlenwerte noch bedeutend höher
anzusetzen31. Aus der Stadt Haigerloch wanderten wahrscheinlich weniger Leute aus als aus
den umliegenden Dörfern32.

2.2. Gewerbeförderung in Hohenzollern: Maßnahmen - Institutionen - Gelungene Projekte

Von systematischen Maßnahmen zur Förderung des Gewerbes kann man in Hohenzollern
eigentlich erst seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts sprechen33. Zwar kümmerten sich
die Fürsten, vor allem diejenigen der Sigmaringer Linie, in bescheidenem Rahmen um eine
wirtschaftliche Förderung ihres Landes, aber die Maßnahmen waren im Vergleich zu anderen
Staaten im Umfang gering und setzten erst verspätet ein. Man wartete auf Anregungen und ging
nach den Vorbildern anderer deutscher Staaten vor. Landeseigene Ideen kamen so gut wie nie
zum Tragen34. Vorbildlich trat der Sigmaringer Fürst Karl (Regierungszeit: 1831-1848) auf. Er
war der Gründer der Spar- und Leihkasse zu Sigmaringen und der Spinnerei Karlstal bei
Haigerloch (s. Kap. 3.5). Bereits im 18. Jahrhundert (1707/08) wurde das Hüttenwerk
Laucherthal als fürstliches Etablissement errichtet.

Preußen kümmerte sich vor allem in den ersten Jahren nach der Übernahme der Souveränität
vorbildlich um die Hohenzollernschen Lande. Obwohl die Landwirtschaft vorrangig gefördert
wurde, was eine geradlinige Forsetzung der Wirtschaftspolitik zu fürstlichen Zeiten bedeutete,
wurden auch Handwerk und Industrie nicht ganz vergessen35. Dabei mögen auch rein
politische Motive mitgespielt haben: Es galt, den süddeutschen Nachbarstaaten Hohenzollerns
zu zeigen, daß sich Preußen auch für dieses Land einsetzte und dessen Wirtschaftskraft stärken
wollte36.

Einen guten Einblick in das Bemühen Preußens um die Wirtschaft Hohenzollerns gibt ein
zeitgenössisches Dokument aus dem Jahr 1854: das Gutachten des schlesischen Fabrikanten,
Berliner Kaufmanns und Kommerzienrats Leonor Reichenheim über die gewerblichen Verhält-

30 J. Schäfer, Die Auswandererbewegung in Hohenzollern von 1743-1872. In: Zollerheimat 5. 1936,
Nr. 1, S. 2-4, hier S. 2. Vgl. ders., Hohenzollerische Auswanderer vor 100 Jahren. Ebd. Nr. 8, S. 42-43,
hier S. 42 f. Für die württembergischen Verhältnisse vgl. H. Loreth, Das Wachstum der württembergischen
Wirtschaft von 1818 bis 1918. In: Jahrbücher für Statistik und Landeskunde von Baden-Württemberg
19. 1974, Heft 1, S. 3-116, hier S. 18.

31 J. Schäfer, Die Auswandererbewegung in Hohenzollern von 1743-1872. In: Zollerheimat 5. 1936,
Nr. 2, S. 6-7, hier S. 6.

32 Ders., Auswanderer vor 100 Jahren. Ein Beitrag zum »Tag der Deutschen«. In: Zollerheimat 3. 1934,
Nr. 6, S. 33-36, hier S. 33 und 35.

33 L. Wiest, Die Gewerbeförderung in Württemberg und Hohenzollern vor dem ersten Weltkrieg.
Diplomarbeit Tübingen 1958, S. 114.

34 Ziegler (wie Anm. 6) S. 88 und 103. D. Manz, Vereinschronik für das Jahr 1972. In: Der Sülchgau.
Jahresgabe des Sülchgauer Altertumsvereins e.V. Rottenburg (Neckar) 17. 1973, S. 81-84, hier S. 84.

35 Lazi (wie Anm. 1) S. 136. K. Theiss, H. Baumhauer (Hgg.), Der Kreis Hechingen. Heimat und
Arbeit. Aalen 1962, S. 87.

36 Wiest (wie Anm. 33) S. 114.

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