Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0027
Die gewerbliche und industrielle Entwicklung im Haigerlocher Raum

das Salzmonopol für Hohenzollern besaß. Im Jahr 1867 wurde das staatliche Salzmonopol
aufgehoben; nun mußte auch die Saline Stetten mit den Salinen der Nachbarländer Württemberg
und Baden in Konkurrenzkampf treten. Von diesem Jahr an verkaufte Stetten auch an
andere Staaten, v. a. in Süddeutschland. Der Freihandel hatte damit eingesetzt. Die Gewinne
der Stettener Saline wechselten in der Folgezeit; insgesamt gesehen fielen sie stark. Auf die
Dauer war das Werk für den preußischen Staat ein Verlustgeschäft. H. Golf drückt sich über die
Bedeutung der Saline Stetten für Preußen folgendermaßen aus: »Man muß dieses Werk zu
denen rechnen, die im großen preußischen Staatshaushalt so nebenher laufen.. .62.«

Als der Absatz immer mehr zurückging, die Salzpreise laufend sanken und die rückständige
staatliche Verwaltung der Konkurrenz nicht mehr standhalten konnte, wurde das Werk zum
1. März 1924 an die Dr.-Alexander-Wacker Gesellschaft für elektrische Industrie GmbH in
München (heute Wacker-Chemie) verpachtet. Der Salinenbetrieb wurde nun stillgelegt, das
Salzwerk hingegen nahm seit dieser Zeit seinen Aufschwung. 1960 ging das Werk Stetten
käuflich an die Firma Wacker-Chemie über. Stetten ist heute wohl das älteste und kleinste
Salzbergwerk der Bundesrepublik, das im Tiefbau arbeitet.

Wenn man so will, kann man auch den Bau der Hchenzollerischen Landesbahn zu den
gewerbefördernden Maßnahmen i.w. S. rechnen, da die Eisenbahn für Hohenzollern eine
besondere Bedeutung erlangte. Hier soll sie am Beispiel der Eyachtalbahn (Eyach-Haigerloch-
Stetten) aufgezeigt werden.

Die Stadt Haigerloch war fast bis zur Jahrhundertwende an keiner Eisenbahnlinie oder
größeren Handels- oder Durchgangsstraße gelegen. Daraus läßt sich ihr Rückstand im
wirtschaftlichen und strukturellen Bereich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erklären.
Die Haigerlocher Handwerker produzierten wohl auch deshalb fast ausschließlich für den
lokalen Bedarf und Verbrauch63, weil ein Transport der Waren mit Pferdefuhrwerken zu
kostspielig, langsam und umständlich gewesen wäre. Die Haigerlocher Erzeugnisse konnten
infolge der höheren Frachtkosten im Vergleich zu Produkten aus günstigeren Standorten
entweder nur geringeren Absatz finden, oder die Haigerlocher Handwerker hatten bei
größerem Absatz eine geringere Gewinnspanne als jene Handwerker aus verkehrsgeographisch
günstiger gelegenen Gemeinden. Beides war für Haigerloch nicht sehr rentabel.

Ein Bahnbau durchs Eyachtal mußte neben den Haigerlocher Gewerbetreibenden, Mühlen
und Brauereien v. a. der Baumwollspinnerei Karlstal, der Saline Stetten und dem Bad von Imnau
Nutzen bringen64. Auch für die Haigerlocher Handelsjuden bedeutete eine Eisenbahnlinie eine
raschere und bequemere Durchführung ihrer Geschäfte. Die Bauern konnten ihr Vieh und ihre
Feldfrüchte leichter zu den Märkten befördern65, bzw. potentielle Käufer und Handelsleute
kamen in einem Zug schneller und bequemer ins Eyachtal. Besonders nachteilig wirkte sich der
ungünstige Standort in Zeiten flauer Konjunktur aus66.

Welche Probleme Karlstal beim Transport einer Dampfmaschine mit einem Fuhrwerk von
der Station Eyach bis zum Fabrikgelände lösen mußte, wird an anderer Stelle erwähnt (Kap.
3.5.5). Aber nicht nur ein solch außergewöhnlicher, gewiß nicht oft vorkommender Fall,
behinderte den Wettbewerb der Baumwollspinnerei Karlstal mit anderen gleichartigen Fabriken
. In Alltagsgeschäften wurde die Eisenbahnferne ebenfalls negativ spürbar.

62 Golf (wie Anm. 24) S. 355; hierbei ist zu bemerken, daß Golf als Altpreuße seine Arbeit aus typisch
preußischer Sicht schrieb und für die Besonderheiten bzw. Abweichungen Hohenzollerns von den
preußischen Stammlanden wenig Sympathie und Verständnis aufbrachte.

63 Vgl. Kap. 3.1.

64 Vgl. SAS, Ho 202, 1126, 1127. Für Stetten: Schulz (wie Anm. 61) S. 27, 33.

65 Vgl. Haigerlocher Bote, Nr. 129 vom 1. 11. 1894; ebd. Nr. 37 vom 26. 3. 1895.

66 Ebd. Nr. 130 vom 3. 11. 1894.

25


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0027