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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0041
Die gewerbliche und industrielle Entwicklung im Haigerlocher Raum

trieb ist im diesseitigen Bezirke im Allgemeinen nicht von besonderer Bedeutung. Die meisten
Gewerbetreibenden sind Kleinhandwerker und treiben neben ihrem Gewerbe vielfach Landwirtschaft
. Als größere Betriebe für das Oberamt Haigerloch werden genannt:

1. in Dettingen: eine Schiefer- und Holzwarenfabrik, sowie zwei größere Schreinereien

2. in Haigerloch: die Baumwollspinnerei Karlstal, 2 Brauereien (Zöhrlaut und Maier)155.
Das wirtschaftliche Bild Haigerlochs, das bereits anhand der Landwirtschaft und der

Berufsstruktur der Einwohnerschaft dargestellt wurde, kann immer mehr bestätigt und
vervollständigt werden: Haigerloch besaß eine kleingewerbliche, landwirtschaftliche Prägung.
Die Industrie, die nur durch die Baumwollspinnerei repräsentiert wurde, war stets von
untergeordneter Bedeutung. Von ihr ging wohl nur in geringem Maße eine Schädigung des
Handwerks aus. Inwieweit sich weiter entfernt liegende industrielle Unternehmen auf die
Ertragslage der Haigerlocher Handwerker auswirkten, konnte nicht nachgewiesen werden.

Wie sehr sich jedoch eine industriefeindliche, zumindest skeptische Haltung bis weit in die
20er Jahre unseres Jahrhunderts hinein in Haigerloch hielt, zeigt folgender Ausspruch, mit dem
anläßlich des Haigerlocher Heimattages 1929 ein gewisser N. Müller in der Hohenzollerischen
Landeszeitung seiner Abneigung Luft machte:

In der Zuversicht, daß auch auf dem Gebiete der industriellen Massenartikelfabrikation die
Bäume nicht in den Himmelwachsen werden und getrosten Mutes, daß der »Zimmermannssohn
von Nazareth«, der die Welt überwunden hat, dem tüchtigen, ehrlichen und redlichen
Handwerk auch fernerhin seinen Segen nicht vorenthalten wird, schließe ich mit dem Wunsche:
»Gott segne das ehrbare Handwerk!«156

Im folgenden soll noch kurz auf die Stellung der Juden in Bezug auf das wirtschaftliche
Leben der Stadt Haigerloch eingegangen werden. Zum ersten Mal werden Juden in Haigerloch
im 16. Jahrhundert genannt157.

Zahl der Juden in Haigerloch:

1836 305158 1885 319

1844 323 1905 254

1875 219 1925 210159

Dies ist im Vergleich zur christlichen Bevölkerung ein recht hoher Anteil (vgl. Tabelle im
Anhang).

Die Juden liehen den Fürsten und der Bevölkerung Geld. Letztere wurde dabei des öfteren
stark geschädigt. Klagen und Beschwerden der Haigerlocher Handwerker und Gewerbetreibenden
über die Geschäftspraktiken der Juden finden sich zahlreich160. Mehrere Bitten um
Beschränkung der Anzahl der Juden bzw. um deren Ausweisung wurden vorgebracht. Diese
Aktionen entsprangen der Furcht der Bevölkerung um ihren Verdienst und ihr Auskommen m.
Seit 1780 wurden die Haigerlocher Juden in einem Ghetto, dem Haag, angesiedelt162.

155 Die Saline Stetten wurde für 1898 in dem Bericht nicht erwähnt, obwohl sie auch in diesem Jahr
produzierte.

156 Müller (wie Anm. 137) S. 14.

157 M. Kuhn-Rehfus, Das Verhältnis von Mehrheit zu Minderheit am Beispiel der Juden in Hohenzol-
lern. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 14. 1978, S. 9-54, hier S. 18.

158 Lassberg, Freiherr von, Statistische Uebersicht des Fürstenthums Hohenzollern-Sigmaringens
nach Bevölkerung, Gebäuden, Gemarkungsfläche und Gemeindehaushalt für das Jahr 1836. In: Württembergische
Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie 1838, 2. Heft,
S. 310-330, hier S. 318.

159 E. Kevser (Hg.), Württembergisches Städtebuch. Stuttgart 1962, S. 58.

160 Vgl. SAS, Ho 202, FOAH 775, 779; StAH 468/4160.

161 Kuhn-Rehfus (wie Anm. 157) S. 35.

162 Ausstellungsverzeichnis (wie Anm. 116), S. 76.

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