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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0042
Agathe Kempf

Der Betrieb einer Landwirtschaft war den Juden durch das Verbot, Grundbesitz zu
erwerben, bis ins 19. Jahrhundert hinein unmöglich gemacht worden. Die Ausübung eines
handwerklichen Berufes war ihnen durch den Ausschluß aus jeder Zunft verwehrt. So hatten die
Juden fast keine andere Wahl, als sich ihren Unterhalt mit Pferde-, Vieh- und Kleinhandel zu
verdienen. Der Haigerlocher Hausierhandel wurde fast ausschließlich von den Juden bestritten.
Im Februar 1858 erfolgten insgesamt 64 Anmeldungen zum Hausierhandel, davon entfielen 60
auf Juden. Sie hausieren schon seit frühester Jugend, weil es ihnen an Mitteln zum Ankauf von
Gütern gebricht^. Die jüdischen Viehhändler von Haigerloch verkauften meist ins benachbarte
Württemberg164.

In Haigerloch nahmen die Juden im Gegensatz zu Hechingen, wo - zusammen mit
Haigerloch - die meisten hohenzollerischen Juden wohnten, so gut wie keinen Anteil an der
wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung der Stadt165. Ihre Tätigkeit blieb auch nach
ihrer politischen Emanzipation im Laufe des 19. Jahrhunderts auf die oben beschriebenen
Tätigkeiten des Handels und Hausierens beschränkt.

3.2. Versuche von Betriebsgründungen

Gleichzeitig mit der Gründung einer mechanischen Baumwollspinnerei plante Fürst Karl
von Hohenzollern-Sigmaringen im Jahr 1838 auch die Errichtung einer Weberei. Letztere sollte
im ersten Stock des Haigerlocher Schlosses untergebracht werden166.

Bauführer Zobel berechnete die Kosten für die Baumaßnahmen im Schloß und die
Errichtung der Weberei auf insgesamt 1258 fl. 25 xr. Schon Ende März 1838 wurde der
Kostenaufwand für den Umbau des Schlosses von der Geheimen Konferenz in Sigmaringen als
zu hoch erachtet. Die Weberei kam deshalb ins Fabrikgebäude der Spinnerei Karlstal. Der
Hauptbau wurde um ein Stockwerk erweitert167.

Besonders die Haigerlocher Juden sollten hier Arbeit finden, da sie mit Tuchen handelten.
Es wurden vier Webstühle mit den nötigen Geräten angeschafft. Bis zum März 1841 war dieser
Versuch jedoch endgültig gescheitert, die Weberei wurde wieder aufgehoben. Die Fabrikverwaltung
kommentierte dies folgendermaßen: Wie meistens die Juden zur Arbeit nicht tauglich
sind, so haben sie sich auch hier bewährt, und es mußte dann die gut gemeinte Absicht wieder
aufgegeben werdenm.

Die Webrequisiten wurden von der Verwaltung der Baumwollspinnerei Karlstal aufbewahrt
und nicht mehr benutzt, da die Garne zunächst solch einen guten Absatz fanden, daß man eine
hauseigene Weiterverarbeitung zunächst nicht in Betracht zog. Erst im Jahr 1848 wurde die
Weberei mit den bereits vorhandenen vier Webstühlen erneut aufgenommen169. Seit der
Errichtung eines neuen Rohstoff- und Garnlagers war im Hauptgebäude der Fabrik Raum frei
geworden. Außerdem ging der Absatz an Garnen zurück, und es wurde wieder Verdienst
gesucht. Durch die Wiederinbetriebnahme der Webstühle fanden sieben Personen einen
Arbeitsplatz170.

163 StAH 469/4160.

164 Ebd.

165 W. Schäfer, Geschichte und Schicksal der Juden in Haigerloch. Nach dem Gesamtbild der Faszikel
des Sigmaringer Staatsarchivs und der Unterlagen der Heimatbücherei Hechingen. Zulassungsarbeit zur
II. Reallehrerprüfung im Herbst 1971, S. 137.

166 FAS, NVA 22294, 8704.

167 Ebd. 8704.

168 Ebd. 22294.

169 SAS, Ho 202, POAH 370.

170 FAS, NVA 22294.

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