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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0044
Agathe Kempf

sei172. Die negativen Erfahrungen mit der Einrichtung einer Weberei hatten die Regierung
wahrscheinlich zur Vorsicht gemahnt. Nochmals in eine unsichere Sache zu investieren, konnte
nicht im öffentlichen Interesse sein.

In keinem der Aktenvorgänge, in die Einsicht genommen wurde, wird eine Stickerei in
Haigerloch als fabrikmäßig oder handwerklich betriebenes Etablissement erwähnt. So ist es
berechtigt anzunehmen, daß der Stickereibetrieb überhaupt nicht aufgenommen wurde.

Unter den weiteren Gesuchen zur Errichtung gewerblicher Betriebe in Haigerloch befand
sich, soweit festgestellt werden konnte, nur eines, das sich auf ein größeres Objekt bezog. Im
Jahr 1845 beabsichtigte A. Haen aus Trillfingen, eine Baumwollspinnerei zu gründen. Die
Hofkammer in Sigmaringen versagte jedoch die Erlaubnis dazu. Das Absatzgebiet wäre für
zwei gleichartige Spinnereien zu klein gewesen. Die Konkurrenzsituation, die zwischen
Karlstal und der geplanten Spinnerei entstanden wäre, hätte wahrscheinlich beide, besonders
aber die neue Spinnerei, bald ruiniert. Ein weiterer Grund für die Ablehnung des Gesuchs war
der bereits bestehende Wassermangel, der Karlstal und die Mühlen belastete (vgl. Kap. 3.5.2.).
Ein weiteres wasserabhängiges Unternehmen hätte diese ohnehin schon schlechte Situation
noch verschlimmert und den Gewinn aller wasserverbrauchenden Betriebe geschmälert173.

Alle anderen Gesuche beinhalteten kleinere Wünsche: Handwerker wollten Konzessionen,
Lizenzen für kleine handwerkliche Betriebe oder Hausiergenehmigungen. Abgelehnt wurden
die Bitten teils ohne Begründung, teils wurde den Antragstellern mitgeteilt, es bestehe kein
Bedarf, und die Handwerke seien in Haigerloch mehr als ausreichend besetzt174.

3.3. Institutionen zur gewerblichen Ausbildung und Förderung

Die ersten Gewerbeschulen in Hohenzollern wurden 1855 in den ehemaligen Residenzstädten
Sigmaringen und Hechingen auf Anregung der preußischen Regierung in Sigmaringen
eingerichtet. Die Unterrichtszeit beschränkte sich fast ausschließlich auf die Wintermonate175.

Eine gewerbliche Fortbildungsschule als öffentliche Schule wurde in Haigerloch im
November 1900 von der Handwerkskammer in Sigmaringen errichtet176. Diese Schulart wurde
wahrscheinlich in Haigerloch deshalb so spät etabliert, da in diesem agrarisch orientierten
Gebiet bisher kein besonderer Bedarf an einer gewerblichen Schule bestanden hatte.

Die Haigerlocher Gewerbeschule wurde jährlich durchschnittlich von 37 Schülern besucht.
Es unterrichteten vier nebenberufliche Lehrer. Die Unterrichtsfächer waren Zeichnen, gewerbliche
Buchführung, Wechsellehre, Arbeitergesetzgebung, gewerbliches Rechnen, Lesen und
gewerbliche Aufsätze, Berufs- und Bürgerkunde177.

Die Gewerbeschule erhielt einen staatlichen Zuschuß. In den Jahren 1908/09, 1910/11 und
1914 betrug er jährlich 220 M17S. Auch die Stadt Haigerloch, der Landeskommunalverband und
die Handwerkskammer Sigmaringen trugen einen Teil der Kosten. Die Handwerkskammer
gewährte 1910/11 einen Beitrag von 25 M, der Landeskommunalverband von ebenfalls 25 M179.

172 StAH, 449/4071.

173 Ebd. 437/4004.

174 Ebd.

175 Kessler (wie Anm. 13) S. 47 f.

176 SAS, Ho 202, POAH 1372, 1375.

177 Schülerzahlen der Haigerlocher gewerblichen Fortbildungsschule nach SAS, Ho 235, Pr. Reg., I, VI,
E, 262: Winter 1902/03:40, 1903/04: 38, 1904/05: 48, 1905/06:49, 1906/07:40, 1907/08: 39, 1908/09:36,
1910/11:28, 1911/12: 29, 1912/13: 30, 1913/14: 31.

178 SAS, Ho 202, POAH 1375. Ebd. Ho 235, Pr. Reg., I, VI, E, 262.

179 Jahresbericht und zugleich Rückblick (wie Anm. 47) S. 32.

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