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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0082
Agathe Kempf

Besitzer von Karlstal als sehr solide tätige Leute,... denen wir selbst f. 15000, bisweilen schon
mehr fidieren340.

Kaufmann Mock aus Haigerloch schilderte Meyer und Kober als renommierte, solide und
sehr vermögliche Geschäftsleute*^. Der Oberamtmann von Haigerloch berichtete kurz nach
der Übernahme der Firma (1867), daß die neuen Eigentümer strenge auf Sittlichkeit achten342.
Im Jahre 1886 gab ebenfalls der Oberamtmann der preußischen Regierung in Sigmaringen an,
daß Meyer ein sehr humaner, christlicher Arbeitgeber von der wohlwollendsten und menschenfreundlichsten
Gesinnung für die Arbeiter sei 34\ Im selben Jahr stellte Bürgermeister Stehle von
Haigerloch in einem Gutachten fest: Auch ist die bekannte wohlwollende Fürsorge des Herrn
Fabrikanten Meyer und seiner Betriebsbeamten für die Arbeiter lobend zu erwähnen144.

Negative Bemerkungen über Meyer oder Kober sind mir von amtlichen Stellen keine
bekannt. Für die Richtigkeit des positiven Bildes, das von Meyer gezeichnet wurde, spricht, daß
wenige Kinder unter 14 Jahren in seiner Fabrik beschäftigt wurden. Mißstände sozialer Art
scheinen nur in den ersten Jahren nach der Übernahme durch Meyer und Kober vorgekommen
zu sein345. Fernerhin muß in diesem Zusammenhang noch bemerkt werden, daß es in Karlstal
nie zu Streiks kam346.

Liest man die Charakterisierung Meyers und - mit Einschränkungen - auch diejenige
Kobers, so verbindet man mit ihnen - trotz der spärlichen Angaben - typische Unternehmereigenschaften
, wie sie in der Literatur des öfteren Erwähnung finden347: Entscheidungskraft,
Fähigkeit zu organisieren und langfristig zu planen, zur Marktbeobachtung und zum Erkennen
von Schwankungen in der Industrie im allgemeinen und im Fachgewerbe im besonderen sowie
kaufmännische Fähigkeiten, Aktivitäten, Ausdauer, Strebsamkeit, Unternehmungsgeist etc.

Die - langfristig gesehen - gute Entwicklung Karlstals unter H. Meyer liefert einen Beweis
für dessen unternehmerische Fähigkeiten. Th. Kober allerdings war nach seinem Ausscheiden
aus der Firma Karlstal (1. 1. 1880) wenig erfolgreich. Die von ihm übernommenen Betriebe aus
dem gemeinsamen Eigentum mit Meyer gingen bald ein348.

Seit Anfang Januar 1880 war Karlstal nicht mehr Zweigstelle349 des Hauptgeschäftes in
Stuttgart-Berg, sondern wurde als eigenes Handelsgeschäft ins Firmenregister aufgenommen.
Der offizielle Name lautete nun Baumwollspinnerei Carlstal bei Haigerloch, Heinrich Meyer
™. Bereits seit dem 15. September 1879 hatten die beiden ehemaligen Geschäftspartner die
Auflösung ihres Gesellschaftsverhältnisses eingeleitet und eine getrennte Rechnung geführt.

Die Spinnerei Karlstal wurde von Heinrich Meyer kaufweise übernommen. Dazu gehörten
die Spinnereieinrichtung mit Wasserstube, Kessel- und Maschinenhaus, eine Reparaturwerkstätte
, ein Wohnhaus mit Garten, ein Magazingebäude, ein Heu- und Holzschuppen, zwei
Arbeiterwohnungen351 mit Stallungen, vier Pferde samt Zubehör, ein Wagen, Futtervorräte,

340 FAS, NVA 22298.

341 Ebd.

342 SAS, Ho 235, Pr. Reg. I, VI, P, 889.

343 Ebd.

344 Ebd.

345 Vgl. Kap. 3.5.6.

346 Betriebsakten Karlstal. Vgl. Kap 3.5.3.

347 U.a. Riede (wie Anm. 8) S. 106 f. P. Mathias (wie Anm. 295) S. 83 f. Treue, Handbuch der
deutschen Geschichte 3 (wie Anm. 9) S. 497. H. Henning, Sozialgeschichtliche Entwicklungen in
Deutschland von 1815-1860. Paderborn 1977, S. 341 f. S. Kuznet, Die wirtschaftlichen Vorbedingungen
der Industrialisierung. In: Industrielle Revolution. Wirtschaftliche Aspekte. Köln/Berlin 1972, S. 17-34,
hier S. 28 f.

348 Mündliche Auskunft von Herrn Manfred Meyer.

349 Eintrag ins Gesellschaftsregister des Kgl. Amtsgerichts Hechingen als Zweigstelle: 12. 9. 1871.

350 Verfügung vom 5. 3. 1880.

351 Die Wohnungen waren für den Spinnmeister und den Buchhalter.

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