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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0087
Die gewerbliche und industrielle Entwicklung im Haigerlocher Raum

ausschließlich Makkogarne (Garne aus ägyptischer Baumwolle) hergestellt. Sie fanden einen
guten Absatz373, besonders in der Strumpfwarenfabrikation374.

Ein kleiner Brand im Jahre 1901 konnte ohne größere Beeinträchtigung des Betriebsganges
durch Uberstunden kompensiert werden375.

Im November 1894 verursachte die Beschaffung eines weiteren Dampfkessels mit 86 m2
Heizfläche große technische Schwierigkeiten. 14 Pferde sollten den riesigen Kessel von 600
Zentnern Gewicht von der nächstgelegenen Bahnstation Eyach abholen. Der Kesselwagen war
eigens konstruiert worden. Unterwegs passierte eine Panne, und vier Pferde mußten zusätzlich
eingespannt werden. Anhand dieses Falles wird die ungünstige verkehrsgeographische Lage der
Spinnerei erneut deutlich.

Am 6. Juni 1895 brachte ein Hochwasser ungeheuren Ausmaßes der Fabrik riesigen
Schaden. Besonders durch das Eindringen der Wassermassen in den Keller der Spinnerei und in
das Garnmagazin, wo viele verpackte und unverpackte Garne lagerten, war der Verlust hoch, da
sie fast alle unbrauchbar geworden waren. Im vorderen Fabrikhof stand das Wasser 50 cm hoch.
Die Straße von der Spinnerei zur Talmühle und diejenige von Haigerloch nach Imnau befanden
sich unter Wasser. Unter anderem waren vier Pritschenwagen mit Kohlen vom hinteren
Fabrikhof mitgerissen worden. In den umliegenden Dörfern fanden sogar Menschen den Tod.

Meyer konnte den entstandenen Ausfall an Zeit und Produktion vom Oktober desselben
Jahres an wieder großenteils durch je eine Überstunde an 32 Tagen einarbeiten. Dies war
besonders wichtig, weil ab Oktober die Hauptverbrauchszeit für Makkogarne begann376.
Weitere kleinere und größere Hochwässer in der Folgezeit blieben ohne große Einwirkungen
auf den Spinnereibetrieb, da inzwischen von Seiten der Fabrik und des Staates Gegenmaßnahmen
getroffen worden waren. U. a. war die Straße von Haigerloch zum Fabrikwehr um 1,70 m
höher gelegt worden, ebenso war die Straße von der Fabrik bis zur Talmühle erhöht worden377.

3.5.6. Die sozialen Verhältnisse seit 1866

Während dem ursprünglichen Zweck der Fabrikgründung ein starkes sozialpolitisches bzw.
landesväterlich-patriarchalisches Motiv zugrunde lag, war diese Zielrichtung zur Zeit Meyers
und Kobers nicht mehr zutreffend. Die Zusammensetzung und die Situation der Arbeiterschaft
hatten sich bis zu den 1870er Jahren stark verändert.

Die allgemeine Lage auf dem Arbeitsmarkt wandelte sich auch in Hohenzollern allmählich
zugunsten der Arbeitnehmer. Sowohl die Landwirtschaft als auch die Industrie benötigten
Arbeitskräfte und konkurrierten diesbezüglich miteinander. Meyer sprach sogar von einem
fühlbaren Mangel an Arbeitern, die deshalb noch nie eine so günstige Stellung gegenüber den
Arbeitgebern gehabt hätten. Es bestünde die leichte Gelegentheit, allenthalben lohnende Arbeit
zu findenm.

Da der Spitalfonds der ärmeren Klasse genügend Unterstützung gewährte, suchten jene
kaum noch Verdienst in der Fabrik Karlstal. Die Arbeiterschaft der Spinnerei rekrutierte sich
fast ausschließlich aus Mitgliedern der wohlhabenden Bauersfamilien, welche in den der Fabrik

373 Genaue Produktions- und Absatzzahlen sind laut persönlicher Auskunft von Herrn Manfred Meyer
nicht mehr erhalten. Auch in den Akten der Archive in Sigmaringen bzw. Haigerloch konnten sie nicht
eruiert werden. Die Angabe, daß der Absatz hoch gewesen sei, stammt aus der Schwarzwälder Heimatpost,
Nr. 113 vom 28. 9. 1949.

374 SAS, Ho 202, POAH 282.

375 Ebd. 1558.

376 Ebd. Ho 235, Pr. Reg. I, VI, P, 921 vol. II.

377 Schwarzwälder Heimatpost, Nr. 113 vom 28. 9.1949.

378 SAS, Ho 235, Pr. Reg. I, VI, P, 889.

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