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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0090
Agathe Kempf

nicht näher zu bestimmen. Für das Jahr 1888 liegen ebenfalls Durchschnittslöhne vor, diesmal
nach Geschlecht und Alter spezifiziert:

Es verdienten durchschnittlich pro Tag392:

Männer über 16 Jahren 1.60M

Frauen über 16 Jahren 1.10M

Knaben unter 16 Jahren -. 90 M

Mädchen unter 16 Jahren -. 70 M

Männliche Arbeiter über 16 Jahren erhielten also täglich durchschnittlich 45,46 % mehr
Lohn als weibliche. Bei den Arbeitern unter 16 Jahren macht die Differenz durchschnittlich
28,57 % aus. Mit dem Alter nahm demnach das Lohngefälle zu. Bei jugendlichen Beschäftigten
unter 16 Jahren war vermutlich die Tätigkeit ungeachtet des Geschlechts von ähnlicher, wenn
nicht von gleicher Art, was sich dann in der Entlohnung ausdrückte. Bei älteren Arbeitern kam
- neben den allgemein üblichen höheren Lohnsätzen für Männer - der Umstand hinzu, daß
letztere öfter eine Fachausbildung genossen hatten als Frauen und in dringenden Fällen auch zu
Nachtarbeit herangezogen werden konnten.

Im Jahr 1898 betrugen die Löhne393

für männliche Arbeitskräfte 1.70 M - 4.00 M
für weibliche Arbeitskräfte 1.20 M -1.50 M

Auch hier weist die weit breitere Lohnspanne bei den Männern auf deren stark gefächerte
Tätigkeitsgruppen hin, während bei Frauen die Löhne nur wenig differenziert sind. Das liegt
wohl daran, daß Frauen fast nur ungelernte bzw. angelernte Kräfte waren, deren Arbeit i. a.
ähnlich zu bewerten war.

Aufgrund der unterschiedlichen Erhebungskriterien der Lohndaten aus den verschiedenen
Jahren kann eine Entwicklung der Lohnsituation nicht aufgezeigt werden.

Zur Beschäftigung von Jugendlichen ergibt sich folgendes Bild: Bald nach der Übernahme
der Fabrik Karlstal durch Meyer und Kober wurde in den »Hohenzollernschen Blättern« über
soziale Mißstände in der Spinnerei geklagt:

Uberall, wo die Fabrikanten menschenfreundliche Männer sind, wurde bekanntlich schon
längerher die Arbeitszeit ihrer Dienstleute abgekürzt. Nicht so in Karlsthal. Dort hat im
Gegentheil der Herr Fabrikbesitzer, um - wie es heißt - seine noch für höhere Preise eingekaufte
Baumwolle rasch verspinnen zu lassen, die Einrichtung getroffen, daß sogar junge Mädchen vom
Mittag bis Nachts 12 Uhr arbeiten und dann bei jeder Witterung in die Nachbarorte noch
heimgehen müssen.. ,394.

Diese harte Anklage steht im Widerspruch zu dem positiv gezeichneten Bild von Meyer und
Kober in amtlichen Äußerungen (vgl. Kap. 3.5.5.). Zu obigem Zeitungsartikel ist folgendes zu
bemerken: Wer der Verfasser des Berichts war, konnte nicht festgestellt werden. Es muß also
ungewiß bleiben, ob die Meinung für weitere Bevölkerungskreise repräsentativ war, oder ob es
die individuelle Ansicht eines besonders fortschrittlichen und kritisch denkenden Zeitgenossen
war. Zieht man die allgemeinen Verhältnisse der damaligen Zeit in Betracht, so ist eher letzteres
anzunehmen. Sonst wären auch die gegenteiligen amtlichen Aussagen zu den Eigentümern von
Karlstal nicht verständlich.

Der Oberamtmann von Haigerloch ergriff auch bei diesem Vorkommnis die Partei der
Fabrikbesitzer. Am 13. Mai 1867 berichtete er nach Sigmaringen, daß die Nachtarbeit

392 Ebd. S, 2034.

393 StAH, 431/4001.

394 Hohenzollerische Blätter, Nr. 87 vom 16. April 1867.

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