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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0184
Gerd Friedrich Nüske
EINLEITUNG

Am 18. November 1948 gab Charles de Gaulle der internationalen Presse in Paris eine
spektakuläre Konferenz zu Themen der internationalen Politik. In den folgenden Tagen
konnten die Bürger des deutschen Nachkriegsstaats Württemberg-Hohenzollern den Zeitungen
entnehmen, daß der General auch für sie eine Erwähnung gefunden hatte. Er hatte von
einem Stück Württemberg gesprochen, das er neben anderem und gegen den Widerstand von
Frankreichs amerikanischem Verbündeten an sich gebracht hatte. Es gelte, dieses und andere
Pfänder zu nutzen: // n'y a qu'd s'en servir! Wozu nutzen? Das wurde in den heftigen
südwestdeutschen Protestreaktionen kaum beachtet, obwohl es das eigentlich Wichtige an de
Gaulies Ausführungen gewesen war: Ily avait une Solution francaise, europeenne celle-lä de la
question allemande^!

Diese mögliche französische Lösung der deutschen Frage macht die Geschichte Württem-
berg-Hohenzollerns beachtenswerter als die anderer deutscher Nachkriegsstaaten. Denn das
Land Württemberg-Hohenzollern war nach 1945 ohne eigenes Zutun und ohne daß es den
Deutschen der Zeit in vollem Umfang offenbar wurde, zum zufälligen Schnittpunkt unterschiedlicher
historischer Traditionen, kontroverser Mentalitäten und unvereinbarer Vorstellungen
über eine Neugestaltung Deutschlands, ja Europas geworden.

Zur Beschäftigung mit dem ehemaligen Land Württemberg-Hohenzollern ist der Verfasser
vor allem durch die Mitarbeit an einer von dessen ehemaligen Staatspräsidenten Gebhard Müller
initiierten Darstellung zur Geschichte Württemberg-Hohenzollerns 1945-1952 gekommen2.
Er verdankt Professor Müller vielfältige Hinweise, Korrekturen und Anregungen zu diesem
Thema3.

Hier soll nun weniger über Einzelheiten der gleichsam inneren Geschichte Württemberg-
Hohenzollerns gehandelt werden - das blieb dem genannten Werk vorbehalten. Vielmehr soll
einmal versucht werden, Verbindungen herzustellen, zwischen dem, was wir gewöhnlich
Landesgeschichte einerseits und große Geschichte andererseits nennen.

Dabei genügt es nicht, nur die Überlieferungen der ehemaligen Länder Württemberg-Baden
und Württemberg-Hohenzollern heranzuziehen. Vielmehr muß man die Akten der ehemaligen
US-Militärregierungen für Württemberg-Baden in Stuttgart und der für Deutschland in Berlin
verwenden, nachdem diese heute in den USA lagernden Akten nun auch verfilmt in einer Reihe
von Institutionen in der Bundesrepublik Deutschland zu wissenschaftlichen Zwecken eingesehen
werden können4. Auch ein beachtlicher Teil der Korrespondenzen der Washingtoner

1 Le Monde vom 18. 11. 1948, Bericht unter der Überschrift: Dans sa Conference de presse le general de
Gaulle declare: Le Reich reconstitue ä Londres evoluera comme toujours vers l'aventure.

2 Die Geschichte des Landes Württemberg-Hohenzollern 1945-1952. Darstellungen und Erinnerungen.
Hg. von Max Gögler und Gregor Richter in Verbindung mit Gebhard Müller. Sigmaringen 1982.

3 Die hier vorliegende Studie geht auf einen Vortrag zurück, den der Verfasser vor dem Hohenzollerischen
Geschichtsverein über »Die Entstehung des Landes Württemberg-Hohenzollern« am 17. und 26. 3.1981 in
Sigmaringen und Hechingen gehalten hat.

4 Dazu grundlegend James J. Hastings, Die Akten des Office of Military Government for Germany
(US), in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 24 (1976) S. 75-101. Zur Bedeutung der amerikanischen Akten
für die südwestdeutsche Landesgeschichte vgl. Wilfried Schöntag, Das erste Jahr des Landesbezirks
Baden im Spiegel der Akten der amerikanischen Militärregierung (1945 bis Mai 1946). Eine quellenkundliche
Untersuchung, in: Kriegsende und demokratischer Neubeginn am Oberrhein (Oberrheinische
Studien V) Karlsruhe 1980. S. 193-214; Gerd Friedrich Nüske, Quellen zur Zeitgeschichte aus den USA.
Akten der US-Militärregierung auf Mikrofiches in den Staatsarchiven zugänglich. In: Beiträge zur
Landeskunde (Regelmäßige Beilage zum Staatsanzeiger von Baden-Württemberg) 3/1981 S. 1-10; Ders.,
Neue Quellen zu Partei-, Gewerkschafts- und Parlamentsgeschichte der unmittelbaren Nachkriegszeit, in:
Mitteilungen der Parlamentsarchivare 5/1981 S. 3-12; Ders., Parteiengeschichte im Spiegel von US-Akten
1945/46 in Berlin und Süddeutschland, in: ebd., 7/1982 S. 51-66.

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