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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0187
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

Ganz anders dachte man in Paris. Für die Franzosen und vor allem für General de Gaulle,
den Präsidenten der Provisorischen Regierung der Französischen Republik, handelte es sich bei
der bevorstehenden militärischen Besetzung Südwestdeutschlands um eine für Frankreich
höchst wichtige Etappe bei der Wiederherstellung einer Großmacht Frankreich. Unmißverständlich
formulierte er seine Absicht: Une questwn capitale et epineuse alla.it seposer, celle de la
participation frangaise ä la campagne en Allemagne. Je voulais, evidamment, que notre armee
enträt en territoire ennemi, qu 'eile y eut son secteur d'operations, qu 'eile y conquit villes, champs,
et trophees, qu'elle y regut, avec ses allies, la reddition des vaincus. Ily avait la, certainement, une
condition dicteepar le souci de notre prestige. Mais, aussi, c'etaitpour nous le seul moyen assure
d'etre partie ä la capitulation, ä l'occupation et ä l'administration du Reich. Des lors que nous
n'aurions en mains une zone du solgermanique, ce qu'il deviendrait de VAllemagne nepourrait
etre decide sans nous. Dans le cas contraire, notre droit ä la victoire demeurerait ä la discretion des
autres. Bref, j'entendais que nous passions le Rhin et portions le front frangais aussi avant que
possible dans les Etats allemands du Sud*!

Aber de Gaulle wußte, daß die Durchsetzung seiner Wünsche nicht einfach sein würde.
Noch waren, so erinnert sich der General, die Beziehungen zu den Amerikanern erträglich:
Ainsi se trouvaient aplanies, pour un temps, les traverses qui avaient contrarie nos relations
strategiques avec les Americains. Mais on devait s'attendre ä en rencontrer d'autres9. Kritischer
sah General Eisenhower das Verhältnis zwischen den beiden Alliierten. Er schrieb in jenen
Tagen: The French continue to he difficult. 1 must say next to the weather I think they have
caused me more trouhle in this war than any other single factor10!

De Gaulle war klar, daß die wirklichen Schwierigkeiten erst noch kommen sollten, nämlich
mit der Frage nach einer französischen Teilnahme am Feldzug in Deutschland. An eine solche
Beteiligung hatten die angloamerikanischen Heerführer nie gedacht, allenfalls französische
Verbände für zweitrangige Aufgaben im Rücken der kämpfenden amerikanischen Verbände
vorgesehen. Damit konnte de Gaulle nicht einverstanden sein. Er sah, wie immer, die
bevorstehende militärische Entwicklung allein unter politischen Gesichtspunkten. Er notierte:
Si nous nous en accommodions, il y aurait toutes chances pour que l'armee frangaise ne jouät

Schicksale 1945. Das Ende des 2. Weltkriegs im Kreise Reutlingen. Reutlingen 1971; Hermann Riedel,
Ausweglos...! Letzter Akt des Krieges in der Ostbaar und an der oberen Donau Ende April 1945.
Villingen-Schwenningen 1975; Ders.: Marbach. Ein badisches Dorf bei Villingen und eine französische
Kompagnie im Wirbel des Krieges Ende April 1945. Marbach 1971; Bruchsal 1945. Ende und Anfang
(heimatgeschichtliche Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Bruchsal) Bruchsal 1971 u.a.m. Die
genannten und weiteren Titel geben mit ihren Darstellungen aus deutscher Sicht einen guten Eindruck von
der - besonders anfänglich - stark gespannten Atmosphäre zwischen Besatzern und Besiegten.

8 Charles de Gaulle, Memoires de Guerre. Le Salut 1944-1946. Paris: Librairie Plön 1959. S. 152.
Wenn auch die Erinnerungen des Generals von diesem wohl mehr als literarisches Werk verstanden
wurden, so kommt ihnen doch erheblicher Quellenwert zu. Wenngleich de Gaulle die Ereignisse oft mit
verblüffender Offenheit schildert, so ist doch andererseits Vorsicht geboten. Dies hängt weniger damit
zusammen, daß es sich um vom Subjektiven bestimmte Memoiren handelt - das sind schließlich alle Werke
dieser Art -, als vielmehr damit, daß sie 1958/59 in einer speziellen Situation entstanden sind. Genau muß
auf die jeweils benutzte Auflage der de Gaulieschen Erinnerungen geachtet werden und den jeweils
unterschiedlichen beigegebenen Dokumentenanhang. Die beste Charakterisierung des Werks bei Walter
Lipgens, Bedingungen und Etappen der Außenpolitik de Gaulles 1944—1946, in: Vierteljahrshefte für
Zeitgeschichte 21 (1973) S. 52-102, hier S. 82 Anm. 83: »Im übrigen aber sind die Memoires ein Werk zur
Bildung patriotischen Geschichtsverständnisses: kunstvoll werden auch sehr unrühmliche Vorgänge
präsentiert als Triumphe Frankreichs; auf meist richtige Fakten folgt stets eine den Autor glorifizierende
Interpretation.«

9 De Gaulle (wie Anm. 8) S. 152.

10 Joseph Patrick Hobbs, Dear General. Eisenhower's Wartime Letters to Marshall. Baltimore and
London 1971. S. 215 (Anhang 68. Eisenhower to Marshall, February 20, 1945).

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