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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0191
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

gleichen Zeit übermittelt worden waren, sprachen die Franzosen von sich stets als Gouvernement
Militaire bzw. Militärregierung17.

Am Sonntag, dem 22. April, vormittags, waren auch die letzten, noch unbesetzten Stadtteile
Stuttgarts von französischen Truppen erreicht worden: Feuerbach, Mühlhausen, Münster,
Wangen und am Nachmittag noch Botnang. Die rechte Neckarseite freilich konnten die
Franzosen wegen der von der deutschen Wehrmacht am 20. April noch vorgenommenen
Brückensprengungen nicht gewinnen. So erreichten amerikanische Truppen am gleichen
Sonntagvormittag Rotenberg, Uhlbach, Ober- und Untertürkheim sowie schließlich, von
Fellbach kommend, Bad Cannstatt18. De Gaulle berichtet über den französischen Einmarsch in
Stuttgart: Le 20avril, les carsFrangaispenetrent dans la capitale du Wurtemberg, gründe ville ou
800000 habitants les attendent en silence au milieu des ruines19. Diese Zahl war sicher zu hoch
gegriffen, aber noch problematischer ist die Darstellung, die de Lattre de Tassigny in seiner
»Geschichte der Ersten Französischen Armee an Rhein und Donau« gibt20.

Große Beachtung verdient in diesem Zusammenhang das Kriegstagebuch eines Vorauskommandos
der amerikanischen Militärregierungsregimenter E1C3 und H1C3, das sich in den

17 Ebd. o. Nr. (offenbar Original).

18 The Story of the Century. New York 1946 (= Geschichte der 100. US-Inf. Div.); 399th in action with
the lOOth Infantry Division. Stuttgart o. J. - Unklar ist bis heute geblieben, ob und wieweit bei dem Streit
um die Einbeziehung Stuttgarts in die amerikanische oder französische Besatzungszone auch der Zugang zu
den in Südwestdeutschland befindlichen deutschen Atomforschungseinrichtungen eine Rolle spielte; vgl.
dazu grundsätzlich Michel Bar-Zohar, Die Jagd auf die deutschen Wissenschaftler (1944-1960) Berlin
1966 (Übersetzung von La chasse aux savants allemands. Paris: Librairie Artheme Fayard) S. 64ff. und
S. 90ff., Franz Kurowski, Das Unternehmen Paperclip. Alliierte Jagd auf deutsche Wissenschaftler.
1982, und Paul Sauer, Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus. Ulm 1975. S. 496 f. Obwohl
anhand von den Amerikanern nach der Besetzung von Straßburg in Hände gefallenen deutschen Unterlagen
auszuschließen war, daß die Deutschen einen Vorsprung vor den USA bei der Planung für eine Atombombe
hatten, schien dieser Erkenntnis von amerikanischen Stellen erhebliches Mißtrauen entgegengebracht zu
werden. Von dem bereits französisch besetzten Horb aus startete ein amerikanisches Kommandounternehmen
, um der in und um Hechingen zum größten Teil versammelten deutschen Atomforscher habhaft zu
werden. Das Unternehmen gelang. - Im Anschluß an ein Treffen zwischen Premier Churchill und
führenden britischen Militärs schrieb Churchill Ende April 1945 - also in etwa während der gerade
stattfindenden Besetzung Stuttgarts durch die Franzosen - an seinen Außenminister Anthony Eden, der
sich gerade in den USA aufhielt. Dabei teilte Churchill seine Ansicht mit, daß es wohl besser wäre, das
südlich von Stuttgart gelegene Gebiet durch die Amerikaner zu besetzen, denn dort befänden sich the main
German installations connected with their atomic research, and we had better get hold of these in the interests
of the special secrecy attaching to this topic (W inston Churchill, The Second World War VI: Triumph and
Tragedy. London: Cassel 1954. S. 449; The Memoirs of Sir Anthony Eden: The Reckoning. London:
Cassel 1965). Die Dokumente freilich, die über den Hintergrund des Vorstoßes von Churchill Aufschluß
geben könnten, sind nicht zugänglich und werden es in absehbarer Zeit wohl auch nicht werden (Sharp, wie
Anm. 55 S. 139). Wahrscheinlich ist in diesem Zusammenhang auch das Motiv dafür zu suchen, daß
Eisenhower zunächst am 27. März Stuttgart im französischen Operationsgebiet beließ, es aber am 16. April
wieder herausnahm. - Zu der französisch-amerikanischen Auseinandersetzung um Stuttgart vgl. auch
Vernon A. Walter: Services Discrets. Paris: Plön 1979 (Übersetzung der Originalausgabe: Silent
Missions). Die von Leon Papeleux, in: Militärgeschichtliche Mitteilungen 29 (1981) S. 287 angebrachte
Korrektur (Ce nefutpas Stuttgart, mais Strasbourg que de Lattre de Tassigny refusa d'evacuer alafin dela
guerre) ist nicht berechtigt: Es handelte sich durchaus um Stuttgart.

19 De Gaulle (wie Anm. 8) S. 169.

20 Jean de Lattre de Tassigny, Histoire de la Premiere Armee Francaise Rhin et Danube. Paris 1949
(2. Aufl. 1952) S. 536f., S. 567ff. Zu de Lattre de Tassigny vgl. Rene Thomasset, La vie exaltante de Jean
de Lattre de Tassingy. Paris 1952; Guy Salisbury-Jones, So Füll a Glory: A Biography of Marshai de
Lattre de Tassigny. London 1954.

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