Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0193
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

nement Militaire de Stuttgart ausgegeben werden dürften24. Fregattenkapitän Mercadier war im
übrigen mit der Art der Passierscheinanträge nicht zufrieden. Den Oberbürgermeister von
Stuttgart mußte er nachträglich darauf hinweisen, daß die Anträge ein für alle Mal in
französischer Sprache ausgestellt sein müßten25. Umgekehrt ließen die Amerikaner von den
Franzosen in Stuttgart ausgestellte Passierscheine nicht gelten. Selbst einen Lastwagen auf
Lebensmittelfahrt für das Stuttgarter Katharinenhospital ließen die Amerikaner nicht in ihr
Gebiet einfahren, nur weil er französische Papiere hatte. Oberbürgermeister Klett gab deshalb
Anweisung, neben den vorhandenen französischen genügend amerikanische Ausweise zu
besorgen26.

Doch die ungeklärte Zonenabgrenzung zwischen Amerikanern und Franzosen brachte
immer wieder Probleme. Am 22. Mai teilte Fregattenkapitän Mercadier dem Stuttgarter
Oberbürgermeister kategorisch mit: Je vous rappeile qtie la zone de demarcation passe ä l'ouest
de Ludwisburg et de Waiblingen, ä l'est de Plochingen et ä l'ouest de Nürtingen. Mühlhausen est
actueüement (sie!) dans la zone americaine27. Vorausgegangen waren diesem Schreiben
offenbar verschiedene, an die Militärregierung gerichtete Materialbestellungen auf Waren, die
nur in der amerikanischen Zone zu beschaffen waren.

Ähnlich überrascht wie die Deutschen, die offenbar überwiegend mit einer Besetzung
Stuttgarts durch amerikanische Truppen gerechnet hatten28, waren die Amerikaner von den
Ereignissen in Stuttgart. Hatte schon die militärische Besetzung Stuttgarts durch die Franzosen
bei vielen Amerikanern Verärgerung verursacht, so waren es vor allem die von den Franzosen in
Stuttgart getroffenen Folgemaßnahmen, die den Zorn der Amerikaner erregten. Dabei war
zweierlei zu unterscheiden. Zum einen war es die Verärgerung der amerikanischen Militärs, die
nun Stuttgart als logistisch wichtigen Punkt für ihre weiteren Operationen entbehren mußten.
Zum andern war es die tiefe Enttäuschung der amerikanischen Militärregierungsoffiziere, die
sich um Stuttgart als den Sitz einer Militärregierung für ein amerikanisch verwaltetes Württemberg
gebracht sahen. Dafür, daß es mit einem Gesamtwürttemberg als amerikanischem
Besatzungsgebiet gegebenenfalls gar nichts mehr werden würde, dafür ging den Amerikanern
einstweilen noch jedes ahnende Gefühl ab. Noch standen schon weitgehend vollständige US-
Militärregierungsdetachments für alle Landkreise Württembergs bis hinunter zum Bodensee
hinter den amerikanischen Kampfverbänden bereit29.

Wie von den Franzosen offenbar richtig eingeschätzt, war Stuttgart der Schlüssel zur
offenen Frage nach einem amerikanisch oder französisch besetzten Württemberg. An eine
Teilung des Landes dachte wohl noch niemand. Während nun aber die amerikanischen Militärs

24 Akten der Kanzlei des Oberbürgermeisters der Stadt Stuttgart im StadtA Stuttgart: 0315-4 und 5
(»Ausweise und Passierscheine während der französischen Besatzungszeit«) o. Nr. (Übersetzung von Erste
Französische Armee. Militärregierung Stuttgart Nr. 603 vom 29. 6. 1945).

25 Ebd. o. Nr. (Ubersetzung von Erste Französische Armee. Militärregierung Stuttgart Nr. 400 vom 3. 6.
1945).

26 Ebd. o. Nr. (Entwurf der Kanzlei des OB an Dr. Kruse vom 16. 5. 1945).

27 Ebd. 0310-5 o. Nr. (P™ Armee Francaise. Gouvernement Militaire de Stuttgart No 291 le 22 mai 1945):
A diverses reprises ä la suite de demandes de materiel queje vous ai adressees, vous m'avez signale qu'on ne
pourrait les satisfaire qu'en allant chercher ce materiel dans la zone occupee par les troupes americaines.
Desormais enpareil casje desire que toutes les autorisations de deplacement que vous me demanderez soient
destinees uniquement ä la des troupes franfaises, le materiel ne devant passer d'une zone a l'autre
qu 'exceptionellement.

28 Information von Justizminister a. D. Dr. Wolf gang Haussmann, der das Kriegsende in Stuttgart erlebte
und bald Stellvertreter des von den Franzosen eingesetzten Stuttgarter Oberbürgermeisters Dr. Arnulf
Klett wurde; vgl. auch Georg Amann u.a., Wolfgang Haussmann. Ms. einer Arbeitsgruppe des
Gymnasiums Hechingen zum Heinemann-Wettbewerb 1976.

29 Vgl. unten Anm. 50.

191


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0193