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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0198
Gerd Friedrich Nüske

haben, werden französische Waffen verteidigen«. Damit hat er's wahrscheinlich geschafft... Ich
kann diese knieweichen Politiker vormir sehen, wie sie schlotternd durch Washington rennen43.

Das Tagebuch von E1C3 berichtet im Ergebnis dasselbe. Danach wurden Oberst Dawson
und seine engsten Mitarbeiter am 29. April 1945 zur Abteilung G-5 der amerikanischen lOOth
Division gerufen: There they were informed that as a result of the Intervention of the French
Government in the Württemberg Situation, the American forces had been ordered to withdraw
from Stuttgart and all American military govemment detachments were todeare the city and
neigboring kreise at once. Das immer noch in Stuttgart weilende Vorauskommando von E1C3
wurde mit dem gleichen Tage sogar aufgelöst! Nur sein Chef sollte demnächst dem französischen
Militärgouverneur von Stuttgart als persönlicher Verbindungsoffizier beigegeben werden
. Das übrige Team sollte einstweilen ebenfalls weiter in Stuttgart bleiben in a strictly liaison
capacity. Bei diesem bescheidenen Häuflein von Amerikanern erschien am 30. April noch ein
Vertreter der amerikanischen >Psychological Warfare Branch< mit der Bitte um Unterstützung
in keying the rumor that the American werepulling out. Das Tagebuch vermerkt nur lakonisch:
He was told that it was far from a rumor44.

Das Tagebuch des Vorauskommandos berichtet in der Folge mehrfach nur routine liaison
duties. Am 4. Mai erschien wieder Oberst Dawson, diesmal aber nur auf der Durchreise nach
Ludwigsburg zur dortigen amerikanischen Militärregierungseinheit H3C3. Dessen Chef,
Captain John Lindsay, hatte Stadt und Landkreis Ludwigsburg gerade von den Franzosen
übernommen. Dawson selbst hatte sich mit seinem Detachement in Schwäbisch Hall, dann in
Schwäbisch Gmünd niedergelassen, nachdem er offenbar nach seiner Vertreibung aus Stuttgart
am 29. April sogar bis an seinen Ausgangspunkt Hockenheim zurückgegangen war. Ansonsten
hörte das Team nur einmal gerüchteweise vom Tod eines französischen Soldaten in Stuttgart.
Französische Maueranschläge drohten daraufhin mit Geiselerschießungen. Doch vermerkte das
Tagebuch: So far there have been no accounts of mass executions45. Ebenso mißtrauisch wie
seine Kollegen in Stuttgart beobachteten Oberst Dawson und seine Mitarbeiter von Schwäbisch
Gmünd aus alles, was von ihren französischen Verbündeten in Stuttgart ausging. Neben dem
Vorauskommando seines Militärregierungsregiments und einigen Stäben waren offenbar auch
bestimmte Dienste in das französisch besetzte Stuttgart eingesickert. Der US-Geheimdienst
Office of Strategie Services (OSS) hatte es sogar verstanden, sich einen Bericht der »Direction
Generale des Etudes et Recherches«, des französischen Geheimdienstes also, zu verschaffen.
Doch selbst dieser wird den Amerikanern mehr Aufschluß über deutsche Verhältnisse als über
ihre französischen Verbündeten gebracht haben. Im wesentlichen klagte der genannte Bericht
über die Konzeptionslosigkeit der französischen Militärregierung in Stuttgart. Diese sei
nämlich aus Gaullisten, Resistance und Vichy-Vertretern ziemlich willkürlich zusammenge-

43 Lincoln (wie Anm. 14) S. 50. -Zu Augustin Guillaume, der später von 1947-1951 auch Commandent
en Chef in Deutschland wurde, vgl. deshalb seine Erinnerungen: Augustin Guillaume, Homme de
Guerre. Paris: France-Empire. 1977. Zur Mentalität französischer Militärs aufschlußreich: Ders., Les
Berberes Marocains et la Pacification de l'Atlas Central (1912-1934). Paris 1946.

44 RG 260 OMGWB 3/413-2/12, Einträge zu Sunday, 29 April, 1945: Pursuant to these Instructions, the
E1C3 detachment left the same morning, Col Dawson and bis group returned to Hockenheim ...In effect,
the Advance Party ceased to exist this date; ferner zu Monday, 30 April, 1945. Nach letzterem schien
zumindest zeitweise im Gespräch gewesen zu sein, die amerikanischen Militärregierungsoffiziere einfach
der französischen Militärregierung in Stuttgart zu unterstellen: ... instrueted Lt. Davis that the French
regional detachment would have five American liaison officers, including Col. Dawson.

45 Dabei handelte es sich offenbar um jenen Vorfall in Weilimdorf, bei dem in der Nacht des 29. April 1945
ein farbiger französischer Soldat von einem Kameraden erschossen worden war. Obwohl der Hergang bald
aufgeklärt war, blieben zwanzig deutsche Geiseln bis zu zehn Wochen in französischer Haft, vgl. Vietzen
(wie Anm. 14) S. 39. In diesem Zusammenhang waren die im amerikanischen Kriegstagebuch erwähnten
Maueranschläge angebracht worden.

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