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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0206
Gerd Friedrich Nüske

Nordseehafen. Zudem garantierte ihnen Großbritannien ausdrücklich ungehinderten Zugang
dorthin, so daß die Amerikaner nicht auf einen Transit durch französisches Gebiet - zu einem
Atlantikhafen - angewiesen waren. Gerade an letzterem schien den Amerikanern besonders
gelegen gewesen zu sein. Nach weiteren Änderungen im Detail an den grundsätzlichen
Beschlüssen vom November 1944 wurde am 14. November ein zweites Zonen-Protokoll
unterzeichnet63. Offenbar drang jetzt die Sowjetunion infolge der veränderten Kriegslage auf
die endgültige Fixierung der Zoneneinteilung. In diesem November-Protokoll wurde auch die
Einteilung Berlins in Sektoren vereinbart. Waren die USA nun endgültig nach Süddeutschland
abgedrängt, so war doch die Frage nach einer eventuellen französischen Besatzungszone in
Deutschland noch unbeantwortet, ja eigentlich auch noch gar nicht deutlich gestellt.

Die Einbeziehung Frankreichs in die Planung für ein Nachkriegsdeutschland

Auf der zweiten Quebec-Konferenz war die Frage nach einer französischen Zone nicht
offiziell behandelt worden. Doch die Verhältnisse hatten sich geändert, spätestens seit der
Befreiung der Stadt Paris am 25. August 1944 und vor allem mit der Anerkennung der von de
Gaulle gebildeten Provisorischen Regierung Frankreichs. Diese Anerkennung fand ihren
besten Ausdruck mit der Einladung der drei großen Mächte an Frankreich vom 11. November
1944, in der EAC mitzuwirken64.

Diesen Triumph über den hartnäckigen, jahrelangen Widerstand Roosevelts verdankten die
Franzosen unter de Gaulle nicht zuletzt dem britischen Premier Winston Churchill65. Er hatte
schon 1940 de Gaulle als Befehlshaber französischer Einheiten in England anerkannt. Andererseits
war Churchills Haltung de Gaulle gegenüber noch lange Zeit gespalten, zumal er bis Ende
1942 immer noch volle diplomatische Beziehungen zur Vichy-Regierung des Marschalls Petain
unterhielt. Churchill und vor allem Roosevelt glaubten, dadurch Vichy im Widerstand gegen
deutsche Forderungen bestärken zu können, ein zweifelhaftes Unterfangen, wie die tatsächliche
Entwicklung zeigte. Doch waren es andere Überlegungen, die Churchill zu einer
endgültigen Hinwendung zu de Gaulle bewogen. Je mehr der Unwille Roosevelts über de
Gaulle und dessen Anhänger wuchs, um so eindeutiger ergriff Churchill für den allerdings auch
von ihm persönlich wenig geliebten de Gaulle Partei. Einer der spektakulärsten Zwischenfälle in
den schwierigen Beziehungen zwischen de Gaulle und der US-Regierung war die handstreichartige
Einnahme von St-Pierre und Miquelon, zwei französischen Inseln vor Neufundland.
Roosevelt seinerseits hatte als Administrator Französisch-Nordafrikas den General Henri
Girund eingesetzt, während Churchill bereits den Französisch-Äquatorialafrika kontrollierenden
de Gaulle stützte. Die Konferenz von Casablanca im Januar 1943 setzte Girund und de
Gaulle als Präsidenten im »Comite Francais de Liberation National« in Algier ein. Als Girund
im November 1943 resignierte, konnte de Gaulle um so überzeugender als einziger Repräsentant
des freien Frankreich auftreten. Gleichwohl machte Roosevelt aus seiner Abneigung gegen
de Gaulle auch weiterhin keinen Hehl. Dies beruhte allerdings auch auf Gegenseitigkeit. Als der
britische Außenminister Anthony Eden einmal de Gaulle entgegenhielt, daß er London mehr
Ärger bereite als alle anderen europäischen Alliierten, antwortete de Gaulle: Je n'en doutepas.
La France est une grande puissance.

Zahlreich sind die Belege für die Ablehnung de Gaulles durch Roosevelt. Roosevelt
bezweifelte vor allem de Gaulles Legitimation, überhaupt als Sprecher Frankreichs auftreten zu
dürfen und konnte sich nicht zu mehr verstehen, als das erwähnte Algier-Komitee als bloß

63 Text in: FRUS. Malta and Yalta. S. 121-123; Abbildung dazu bei Sharp (wie Anm. 55) S. 100 map 4.

64 Zusammenfassung bei Sharp (wie Anm. 55) S. 104.

65 Zum folgenden vgl. vor allem: Lipgens (wie Anm. 8) bes. S. 78f.

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