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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0213
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

er offensichtlich nichts unternehmen, was die gemeinsame Kampfkraft hätte schwächen
können84. Deutlich hielt Eisenhower de Gaulle vor, er habe amerikanische Mittel benutzt, um
einseitig politische Absichten in Deutschland zu verwirklichen. Am 1. Mai 1945 antwortete ihm
de Gaulle mit einem mehr huldvollen Schreiben, der Fall Stuttgart müsse Eisenhower als
Heerführer gar nicht berühren. Es handle sich dabei doch um die Kriegspolitik als Ganzes85!
Jetzt war die Stunde gekommen, wo der Führer der France Libre sich mit solchen Trümpfen in
den Händen versöhnlich an die wenden konnte, die ihm in der Vergangenheit so viele -
tatsächliche oder vermeintliche - Demütigungen zugefügt hatten. Hätte er nur früher diese
Erfolge und vor allem diese Truppen besessen: Ahrs, les armes de la France auraient change la
face du monde%b! Im übrigen, so de Gaulle an Eisenhower, hätten französische Truppen
natürlich die Aufgabe, im Zweifelsfall immer Frankreich zu dienen: J'ai toujours reserve le droit
du Gouvernement francais d'intervenir eventuellement, pour que les forces francaises soient
employees conformement a l'interet national francais qui est le seul qu'elles aient ä serw87.

Eisenhower hatte wegen Stuttgart aufgeben. Am 2. Mai 1945 antwortete er de Gaulle noch
einmal mit wenigen Zeilen88. Doch inzwischen war auch ein Briefwechsel über den Fall
Stuttgart zwischen dem neuen amerikanischen Präsidenten Truman und General de Gaulle
entstanden89. Der französische Staatschef schien Truman unterschätzt zu haben. Er kannte
Eisenhowers Stellungnahme vom 28. April und machte nun de Gaulle heftige Vorwürfe.
Truman prophezeite eine dauerhafte Verstimmung zwischen den USA und Frankreich, zumal
der Fall Stuttgart in der französischen und amerikanischen Presse bereits erhebliche Aufmerksamkeit
gefunden habe. Dann erging sich Truman in dunklen Wendungen, in denen er seiner
Hoffnung Ausdruck gab, Paris werde künftighin eine ernsthafte Krise der französischamerikanischen
Beziehungen zu vermeiden suchen90. Da hatte nun Truman den General de
Gaulle falsch eingeschätzt.

Die französische Politik der Konfrontation mit den USA

Apeine s'eteint l'echo du canon que le monde change defigure. So leitete de Gaulle später das
erste Kapitel seiner Erinnerungen über die Tage nach der deutschen Kapitulation ein. Im
übrigen überschrieb er diesen Abschnitt beziehungsvoll mit Discordances. Uneinigkeit hatte
freilich schon bisher zwischen ihm und seinen Kriegsalliierten bestanden. Doch da hatte er
stillhalten müssen: Entre coalises s'effacent les egards et les menagements qu'on s'accordait, tant
bien que mal, quand on faisait face ä l'ennemi. Doch jetzt war die Stunde der Abrechnung
gekommen: C'etait, hier, le temps des combats. Voici l'heure des reglements91.

Noch verheerender als der Fall Stuttgart wirkte auf die Amerikaner das eigenmächtige
Vorgehen de Gaulles in Oberitalien. Und das, obwohl das politische Gewicht der beiden
Vorfälle eher umgekehrt war. Die Einbehaltung Stuttgarts - und damit die Einbehaltung eines

84 Alfred D. Chandler, The Papers of Dwight David Eisenhower. The War Years: IV. Baltimore and
London: The John Hopkins Press 1970. Nr. 2457 S. 2657-2659.

85 De Gaulle (wie Anm. 8) S. 493f. (Anhang), in englisch in: FRUS, 1945 IV S. 683-685.

86 De Gaulle (wie Anm. 8) S. 206.

87 De Gaulle (wie Anm. 8) S. 494 (Anhang).

88 Chandler (wie Anm. 84) Nr. 2473 S. 2670.

89 Vgl. FRUS, 1945 IV S. 682 f.

90 Bekannt ist gegenwärtig nur der französische Text bei de Gaulle (wie Anm. 8) S. 495-496: Je
comprends votre position. Si le fait que vous tenez pour necessaire de faire entrer des consideratiompolitiqu.es
dans un domaine oü mes fonctions sontpurement militaires m 'inspire, je le repete, des regrets, je me rejouis de
savoir que vous-meme comprenez ma Situation et mon attitude.

91 De Gaulle (wie Anm. 8) S. 179.

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